Die dritte Staffel der amerikanischen Animationsserie läuft derzeit bei TNT Comedy. Wie gut schlagen sich die Folgen?
In den vergangenen Jahren haben viele Animationsserien extrem an Witz verloren. Frühere Fans der «Simpsons» verurteilen die heutigen Abenteuer der gelben Familie, bei «Family Guy» ist nach 15 Staffeln ebenfalls der Witz heraus. Klar, Netflix hat auch nette Serien wie «F is for the Family» oder «BoJack Horseman» im Programm – aber Gesprächsthemen auf dem Pausenhof , in der Uni oder im Büro sind diese Produktionen selten. Weitaus mehr Begeisterung ruft
«Rick and Morty» hervor, ein Format, das seinen deutschen Durchbruch bei Netflix feierte.
Die dritte Runde, die derzeit ihre Erstausstrahlung bei TNT Comedy feiert, fristet außerhalb von Sky-Abonnenten noch ihr Schattensein. Laut dem Marktforschungsinstitut Goldmedia wurden die Folgen innerhalb der letzten 30 Tage rund 0,94 Millionen Mal bei Sky aufgerufen, insgesamt fast zweieinhalb Millionen Mal. Doch was macht eine Serie so besonders, in der ein alkoholkranker Großvater zusammen mit seinem Enkel durch Zeit und Raum reist und wilde Abenteuer erlebt?
«Rick and Morty» bricht mit allen Erwartungen – immer. Im Fokus steht ein alter, aber genialer Wissenschaftler, der sich nicht mit seinen Gefühlen auseinander setzen möchte. Als die chaotische Familie deshalb zur Therapeutin gehen möchte, verwandelt sich Rick lieber in eine Gurke. Die Familie geht ohne ihn, Rick fällt auf den Boden und wird als sein Gurken-Ego in die Kanalisation gespült. Er tötet Schaben, Ratten und andere Viecher, um sich Hände und Beine zu bauen. Nachdem er einen russischen Stützpunkt explodieren lässt (er tauchte aus der falschen Toilette auf … lange Geschichte …), kommt er als Gurken-Rick schließlich zur Verhaltenstherapie. Und, ja: Das ist tatsächlich der Inhalt der Folge!
Anderes Beispiel: Morty und sein Großvater werden zum Wiedersehen der Superhelden „Vindicators“ getroffen. Vor Ort stellt sich heraus, dass diese Helden Rick so sehr hassen, dass dies bereits das dritte Abenteuer der Truppe ist, diese Superheldenliga aber Rick und Morty beim zweiten Mal nicht dabei haben wollte. Im Vollsuff löst Rick schließlich den Fall alleine und läuft mit den Vindicators in eine Falle, die erst selbst erschaffen hat – natürlich besoffen. In einem wilden «Saw»-Spiel macht sich die Truppe gegenseitig fertig und beweist, dass sie eher Maul- als Superhelden sind. Schließlich feiern am Ende viele außerirdische Wesen, Ricks Familie und er eine riesige Party.
In einer anderen Geschichte geht in Ricks fliegendem Auto die Batterie leer. Diese kann er nicht aufladen, da er in der Batterie ein Miniversum geschaffen hat, in dem die Bewohner durch kinetische Bewegungen Energie erschaffen, wovon ein Teil für Ricks Fahrzeug drauf geht. Aber auch dort gibt es einen intelligenten Wissenschaftler, der ebenfalls ein weiteres Universum erschafft – und so weiter.
In der Episode „Freunde und andere Parasiten“ wiederum wird das Haus der Familie von unzähligen, parasitären Fremden bewohnt, die allesamt gute Erinnerungen auslösen. Bei jeder Erinnerung werden neue Freunde hinzugefügt, wie beispielsweise ein Grillmeister aus Bacon. Rick und Morty können dieses Ungeziefer nur ausschalten, weil die echten Familienmitglieder untereinander beleidigend, böse und respektlos sind.
Mit «Rick & Morty» haben Justin Roiland und Dan Harmon die Animationsserie definitiv nicht neu erfunden. Das Format passt aber in eine Lücke, die Serien wie «Futurama» hinterlassen haben. Herrlich gemeine Figuren wie Bender («Futurama»), die sich am Leid der Anderen ergötzen, treffen irre Sci-Fi-Storys voller inhaltlicher Anspielungen Referenzen. Das ist der Clou daran: Viele Serien werden entwickelt, um allen zu gefallen. Unterm Strich floppen unfassbar viele dieser Formate wegen ihrer Austauschbarkeit. Die dritte Staffel dieser wilden, unangepassten Animationsserie kam im Sommer um 23.30 Uhr dagegen auf rund 2,50 Millionen amerikanische Zuschauer. Kein schlechter Schnitt für die Cartoon-Network-Schiene „adult swim“.
Die synchronisierten Folgen zeigt TNT Comedy dienstags um 23.00 Uhr. Eine vierte Runde ist zwar noch nicht bestellt, aber sehr wahrscheinlich.
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