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Quotenmeter-Saison-Check: Sat.1, besser als mancher denkt?

Kaspar Pflüger darf sich auf die Schultern klopfen. Die Verluste in der zu Ende gehenden Saison hielten sich in Grenzen. Die Freude sollte aber nicht zu lange währen: Denn neue und wohl große Aufgaben kündigen sich lauthals an.

Das TV-Jahr in einem Satz


Hilfe Polizei!

Die nackten Fakten


Noch vor einem Jahr hatte Sat.1 einen Quotenverlust in Höhe von 0,6 Punkten zu verkraften. Damals landete der Kanal etwas unsanft bei neun Prozent in der Zielgruppe und war vom generellen Ziel der Zweistelligkeit ein gutes Stück entfernt. Näher gekommen ist man diesen auch in den zurückliegenden Monaten nicht. Der Kanal wird das aktuelle TV-Jahr wohl mit 8,8 Prozent abschließen. Die Werte schwankten zuletzt zwischen 9,3 Prozent im November 2016 und 8,1 Prozent im vom RTL-Dschungel dominierten Januar. Angesichts der weiter voranschreitenden Fragmentierung ist ein Verlust von zwei Zehnteln sicher noch im akzeptablen Bereich. RTL verlor im gleichen Maße, bei kabel eins, RTL II und Co stehen ähnliche Verluste.

Aufpassen muss Sat.1 ein bisschen auf VOX, das sich immer mehr im Rückspiegel zeigt. Noch trennen beide zwar beqeum eineinhalb Prozentpunkte, doch ein weiterer Abschwung von Sat.1 mit zeitgleichem VOX-Höhenflug könnte ein neues Duell auf dem Markt entfachen.

Blind vom Blaulicht?


Zumal Sat.1 trotz guter Werte nicht ohne Probleme da steht. Mittlerweile bestückt Sat.1 tagsüber sage und schreibe zehn Stunden mit so genannter Light-Fiction, die Polizisten, Ärzte, Krankenschwestern, Anwälte oder Richter bei ihren Einsätzen und mehr oder weniger hanebüchenen Geschichten abbildet. Es geht morgens um zehn Uhr mit einem «Klinik am Südring»-Einsatz los, erstreckt sich über den «Auf Streife»-Kosmus bis hin zur «Ruhrpottwache» um 19 Uhr. Angesichts der Flut solcher Formate ist eine Markt-Sättigung die logische Folge. Maximal 15 Prozent Marktanteil holten «Auf Streife»-Sendungen bis dato im Kalenderjahr 2017 – ein Jahr zuvor lag der Bestwert noch bei mehr als 20 Prozent.

Das sagt viel aus – zumal zuletzt selbst Erstausstrahlungen der Formate immer häufiger und teils sehr deutlich im einstelligen und für Sat.1 unterdurchschnittlichen Bereich lagen. Die Daytime wird also ganz sicher eine der wesentlichen Baustellen bis Herbst. Senderchef Kaspar Pflüger deutete schon an, an Light Fiction zwar festhalten zu wollen, dort aber eher auf positivere Storys – etwa im Arzt-Umfeld – zu setzen. Die «Klinik am Südring», die um 16 Uhr bisher bis zu 13,4 Prozent in der Zielgruppe holte, machte es vor.

Für den Vorabend hat er eine stärkere Abgrenzung besprochen. Hier hatte Sat.1 eine spannende Reise im Jahr 2016 erlebt. Das zuletzt zumindest ordentlich laufende Fahndungs-Format «Fahndung Deutschland» wurde mit Werten um die acht Prozent beendet. Der direkte Nachfolger «Kampf der Köche» jedoch war kein Hit. Nachdem die Kochsendung in Sendewoche drei nur noch bei etwas mehr als vier Prozent Marktanteil generierte und einer der großen Sat.1-Flops des Jahres ist – musste man in München sehr schnell die im Ruhrpott agierenden Polizisten einsetzen und sich dem Blaulicht-Trend noch mehr verschreiben.

Dafür glückten einige Primetime-Experimente: «The Voice of Germany» funktionierte auch am Sonntagabend einwandfrei, holte in Konkurrenz zum «Tatort» bis zu 20,6 Prozent Marktanteil. Mit Abstrichen gilt das auch für den „Kids“-Ableger, der passabel startete, am Ende aber auch mal in die Einstelligkeit fiel. Abseits davon hatte Sat.1 aber auch sonntags Probleme. «Das Duell der Stars – Die Sat.1 Promi Arena» steht auf der Flopliste des Senders mit Werten zwischen 6,8 und nur 4,7 Prozent bei den Umworbenen, auch «Little Big Stars» mit Thomas Gottschalk verweilte kürzlich im eindeutig einstelligen Bereich. Dafür aber gelang «Genial Daneben» am Freitagabend ein gutes Comeback – Quoten von bis zu 13,4 Prozent rechtfertigen die schnelle Bestellung weiterer Folgen. Schon im Herbst soll frischer Stoff über die Bildschirme flimmern. Darüber hinaus gelang es Sat.1 in vereinzelten Wochen die «akte» quotentechnisch wieder zu beleben. Trotz einiger Rückschläge gab es wieder mal Werte von mehr als zehn Prozent. Das Magazin also hat noch Überlebenschancen.

Und am Montag, wo man inzwischen US-Serien zeigt, sorgte «Lethal Weapon» mit überwiegend zweistelligen Ergebnissen für starke Werte. US-Serien sind beim deutschen Publikum ja meist nicht mehr so erfolgreich, sodass das konstante Abschneiden der Filmadaption durchaus lobenswert ist.

Gemischte Aussichten?


In einem Interview sprach Senderchef Kaspar Pflüger in einem Anfall von grenzenlosem Mut davon, dass für seinen Sender auch die Zehn-Prozent-Marke nicht unerreichbar ist. Sollte er das mittelfristig schaffen, würde er wohl zum ungekrönten König von Sat.1. Dass das gelingt, ist auch angesichts nahender Probleme nicht wahrscheinlich. Die Zukunft von Sat.1 sah aber schon mal deutlicher weniger rosig aus. Nicht zuletzt dank zahlreicher Aktivitäten in der Primetime hat der Sender hier jüngst Gewinne verzeichnen können. So dürfte auf dem Aufgabenzettel für 2018 hauptsächlich ein Feld stehen:

Die Daytime und wie immer ganz besonders auch der Vorabend. Zwar darf man über «Auf Streife – Die Spezialisten» keinesfalls meckern, holt die Sendung doch die besten 18-Uhr-Werte seit sechs Jahren – doch ist es auch wahr, dass eine Daily wie «Anna und die Liebe» davor eben noch stärker lief. Daran kann man anknüpfen, um weiteren Boden gut zu machen. Das könnte bedeuten: Wenn alles gut läuft, dann wird Sat.1 in naher Zukunft nicht nachgeben, sondern seine Marktposition gar noch ausbauen. Und wann hat man das von Sat.1 zuletzt sagen können?
31.05.2017 11:06 Uhr Kurz-URL: qmde.de/93431
Manuel Weis

super
schade

82 %
18 %

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Tags

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Familie Tschiep
31.05.2017 11:32 Uhr 1
Ich halte auch 10 Prozent Marktanteil für sat1 für möglich, wenn man eine andere, experimentierfreudigere Programmpolitik fährt. Damit meine ich keine Sci-Fi-Serie für Männer.



Derzeit quillt der Sender vor soliden Formaten wie The Taste, das große Backen oder Luke-Die Schule und ich über, die man mal mitnimmt, aber auf die man auch verzichten kann, damit kann man keine großen Sprünge machen.
tommy.sträubchen
31.05.2017 17:32 Uhr 2
Hmm also ich weiß nicht was bei 8.8% gut wäre...sorry. Ich bin der Meinung das ist für dieses aktuelle Programm die gerechte Quittung. Tausendmal werden Filme im Wochentakt durch die Sendegruppe geschoben...und die Shows sind meist nachgemachte Formate (Showtime oder war's Supertalent keine Ahnung) und von der Daytime will ich garnicht reden....ich halte 10% so für aussichtslos.
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