Ein historischer Fauxpas, politische Zwischentöne und würdevolle Gewinner, aber auch ein zu sehr aufgebauschter Gag: Dies sind die Höhe- und Tiefpunkte der 89. Oscar-Verleihung.
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Flop für die Academy, Top für den Zuschauer: Der große Patzer
Es ist einer der Momente, die sich auf Anhieb als künftiger Klassiker ankündigen: Warren Beatty und Faye Dunaway stehen auf der Bühne, sollen den Gewinner in der Oscar-Hauptkategorie bekanntgeben, Beatty benennt «La La Land». Einige Augenblicke später erklärt einer der Filmproduzenten, dass dies nicht stimmen würde und «Moonlight» gewonnen habe. Das Auditorium kichert, staunt verdutzt, weil jemand so aggressiv einem Mitbewerber den Academy Award gönnt. Dann zeigt er Umschlag inklusive Zettel: Tatsächlich, «Moonlight» wurde zum besten Film gewählt. Für die sich so ernst nehmende Academy ein Horrorszenario: Wie sich zeigt, hielt Beatty einen falschen Umschlag in den Händen, der die Gewinnerin der Abstimmung zur besten Hauptdarstellerin beinhaltet. Verwirrt mutmaßte er, dass der beste Film gemeint sein müsste. Die Notare brauchen, bis sie eingreifen. Das ist hervorragendes Live-Fernsehen. Doch eine sich so hoch selbst achtende Institution wie die Academy muss sich dafür ungeheuerlich schämen und wird sicherlich anfangen, zu untersuchen, was zu diesem Fauxpas führte.
Top: Die «La La Land»-Crew verliert mit Würde
Man muss sich einfach mal in die Situation hineinversetzen: Du produzierst einen Film, an den niemand in der Branche glaubt. Diese Art Musical sei tot, der Tonfall sei zu bittersüß. Nach langem Warten kommt das Projekt zustande, nimmt dank herausragender Kritiken Fahrt auf, gewinnt diverse Preise, wird zu einem veritablen Kassenschlager, stellt einen Rekord an Oscar-Nominierungen auf. Dann beginnt die Preisverleihung jedoch holprig, ehe sich gegen Ende des Abends die Awards langsam häufen – und letztlich sechs Trophäen auf deinem Zettel stehen. Dann verlesen zwei Leinwandlegenden, dass deine Produktion zum besten Film gewählt wurde. Der ganze Saal explodiert vor Freude für dich. Du gehst auf die Bühne, beginnst deine Dankesrede – und erfährst dann, dass du gar nicht gewonnen hast. Wie reagierst du? Perplex? Traurig? Wütend?
Die Produzenten des Musicals «La La Land» reagierten souverän. Verflixt souverän: Die ruhige, gelassen-sympathische Weise des Teams, auf diesen kolossalen Patzer einzugehen, ist glatt filmreif. Jovial, gönnerhaft, neidlos. Das hat doch einen eigenen Preis verdient …
Flop: «Moonlight» könnte nun schlicht als "Der Film, der «La La Land» ausgestochen hat" in die Geschichte eingehen
Gewiss, dieser Artikel ist wahrscheinlich keine große Hilfe darin, den Pressetenor sofort in die korrekte Richtung zu lenken. Zu beeindruckend, zu verwirrend, zu unterhaltsam ist die beispiellose Oscar-Panne. Dennoch: Auf lange Sicht muss die Narrative "Wow, «La La Land» war eine Minute lang der beste Film, dann wurde «Moonlight» mit einem Knall als der echte Gewinner verkündet" korrigiert werden. Denn das Indie-Drama über einen schwarzen Homosexuellen ist weit mehr als "der Schockgewinner". Und auch keineswegs eine rein politische Wahl. «Moonlight» ist ein dramatischer, aber auch charmanter Film, der unprätentiös mit seinem Thema umgeht und seinen progressiven Fokus für eine berührende Erzählung zu nutzen. Dies sollte letztlich im Fokus stehen, nicht das Chaos bei der TV-Gala.
Top: Die Kimmel-Damon-Fehde
Die ständigen Neckereien zwischen Matt Damon und Jimmy Kimmel gehört zu den populärsten Running Gags der US-Late-Night-Welt. Diese fand einen neuen Höhepunkt während der Oscar-Nacht: In kurzen Einspielern präsentierten Schauspieler ihre liebsten Performances anderer Künstler – nur, um eine Pointe gegen Ende der Show vorzubereiten, wenn Kimmel in samtenem Tonfall Matt Damons Darbietung in «Wir kaufen einen Zoo» verreißt und direkt im Anschluss Damon während seiner gemeinsamen Laudatio mit Ben Affleck durch Orchestermusik übertönt. Aufgeblasene Wettstreitereien mögen schlichter Humor sein, jedoch ist "Kimmel vs. Damon" auf sehr erfrischende Weise albern.
Flop: Kimmel bauscht seinen Touri-Streich zu sehr auf
Sorgfältig bereitete Jimmy Kimmel die Oscar-Zuschauer darauf vor, dass er eine Touristengruppe in die Irre führen wird: Eine Truppe von Los-Angeles-Besuchern soll im Glauben, eine Museumstour zu machen, ins Dolby Theatre geleitet werden, damit sie in die Oscars reinplatzt. Nach dieser Ankündigung fiel der Beginn der Aktion flach: Die Streichopfer spazieren mit einem Gesichtsausdruck in den Saal, der besagt, dass sie schon ahnten, dass etwas im Busch ist. Sobald sie von einigen anwesenden Stars begrüßt und aus der Reverse gelockt werden, gewinnt der Streich deutlich an Spaßfaktor – aber der Anfang bleibt auch rückblickend eher träge.
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