Quotenmeter.de sprach mit «Doctor Strange»-Regisseur Scott Derrickson und seinen beiden Hauptdarstellern Benedict Cumberbatch und Tilda Swinton über den neuen Marvel-Eventfilm.
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Benedict Cumberbatch: "Arbeit ist Arbeit, zu Hause ist zu Hause"
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Letztlich suche ich mir meine Rollen mit zunehmendem Alter immer stärker danach aus, mit welchen Leuten ich bei einem Film zusammenarbeiten kann – und weniger basierend auf der Figur, die mir angeboten wird.
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Benedict Cumberbatch
Doctor Strange hat in meinen Augen ja schon ein paar Parallelen mit Tony Stark …
Ja, beide sind arrogant, und dann noch dieser Bart … (lacht) Und beide werden dadurch, dass sie eine große Notlage überwinden, zu Superhelden. Sonst sehe ich zwischen ihnen aber große Unterschiede. Tony Stark wurde reich und arrogant geboren, Stephen Strange hingegen hat sich seinen Erfolg und Reichtum hart erarbeitet. Und er mag zwar durch Magie Superkräfte erlangen, aber er findet diese in sich selber. Er spielt nicht bloß mit High-Tech-Klimbim herum!
Sie werden bevorzugt auf intelligente Figuren besetzt. Wie erklären Sie sich das?
Ich vermute, das liegt allein an der Freundlichkeit der Menschen, die mit mir arbeiten möchten. (lacht) Vielleicht ist das aber auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Es könnte sein, dass mich ein Regisseur oder Produzent in einer bestimmten Rolle überzeugend fand und daher erneut in einer smarten Rolle sehen will, woraufhin sich das wiederholt … Letztlich suche ich mir meine Rollen mit zunehmendem Alter immer stärker danach aus, mit welchen Leuten ich bei einem Film zusammenarbeiten kann – und weniger basierend auf der Figur, die mir angeboten wird.
Was war die verrückteste Erfahrung während der Dreharbeiten?
Da es bei diesem Film viele Spezialeffekte gibt, haben wir natürlich viel mit Greenscreen, aber auch an Sets und realen Schauplätzen gedreht. Und dieses Hin und Her war zwischendurch schon verrückt. Vor allem die Actionszene in Hongkong, in der wir ganz wirr mit der Zeit spielen und es am Set eine komplexe Kombination aus realen Elementen und den Platzhaltern für digitale Effekte gab – das haben wir zudem stundenlang mitten in der Nacht gedreht und waren entsprechend geschafft …
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Wenn ich nach Hause komme und mich die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben empfangen, bin ich prompt entspannt und ganz Privatmensch. Ich nehme keine Arbeit mit nach Hause, ich versuche stets, meine Texte tagsüber, sozusagen zu Bürozeiten zu lernen. Arbeit ist Arbeit, zu Hause ist zu Hause.
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Benedict Cumberbatch
Wie schnell können Sie nach den Dreh- und Promoarbeiten zu einem Film wieder abschalten?
Sehr schnell! Ich bin sofort wieder ganz bei meiner Familie. Wenn ich nach Hause komme und mich die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben empfangen, bin ich prompt entspannt und ganz Privatmensch. Ich nehme keine Arbeit mit nach Hause, ich versuche stets, meine Texte tagsüber, sozusagen zu Bürozeiten zu lernen. Arbeit ist Arbeit, zu Hause ist zu Hause.
Haben Sie angesichts dessen, wie umfangreich eine Marvel-Verpflichtung ist und die großen Titelhelden immer und immer wieder in anderen Filmen aufkreuzen, auch zwischendurch gezögert, die Rolle anzunehmen?
Nein, das habe ich nicht. Nachdem mir offenbart wurde, wohin die Reise für Doctor Strange gehen wird, wusste ich, dass ich gerne wiederholt in diese Rolle schlüpfen werde. Richtig deutlich wurde es für mich, als ich mir bei Nachdrehs nochmal den Umhang umwerfen durfte – da war ich richtig glücklich und dachte: Ich liebe diese Figur!
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Tilda Swinton: "Ich mag es, dass es keine wirklichen Superhelden sind, sondern makelbehaftete Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten"
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Interessanterweise ist die einzige Comicreihe, in der ich nennenswertes Vorwissen habe, «Doctor Strange». In meiner Studienzeit wohnte ich in einer WG mit zwei Typen, die von diesem Comic geradezu besessen waren – und sie hatten mich damals angesteckt.
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Tilda Swinton
Wie hat es Sie in die Welt von «Doctor Strange» verschlagen?
Ich war von Beginn an Fan des 'Marvel Cinematic Universe'. Es sind einfach Filme, die mir sehr gefallen, und ich finde, dass sie auch immer besser werden. Mit «Guardians of the Galaxy» und «Ant-Man» haben sie zu völlig neuer Größe gefunden. Daher hätte ich wohl jede Rolle in Erwägung gezogen, die mir Marvel anbietet. Interessanterweise ist die einzige Comicreihe, in der ich nennenswertes Vorwissen habe, «Doctor Strange». In meiner Studienzeit wohnte ich in einer WG mit zwei Typen, die von diesem Comic geradezu besessen waren – und sie hatten mich damals angesteckt. Daher war ich hin und weg, als Studioboss Kevin Feige auf mich zukam und ausgerechnet die Rolle von Doctor Stranges Mentor angeboten hat. Und dann war die Figur auch noch so geschrieben, dass ich unmöglich hätte ablehnen konnte.
Was hat Ihnen an den Comics gefallen?
Ich mag es, dass es keine wirklichen Superhelden sind, sondern makelbehaftete Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Die Älteste, respektive der Älteste, ist eine besonders ambivalente Figur, die auf einem schmalen Grat zwischen freundlich und boshaft wandelt. Besonders blieb mir eine Story in Erinnerung, in der der Älteste als versoffener Landstreicher zurückkehrt – mit der Macht, durch Alkoholkonsum die Zeit zu verlangsamen. Wundervolle Sache, sehr menschlich. (lacht)
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Kunst kann dich in andere Welten und Befindlichkeiten transportieren, zugleich codiert sie Dinge aus unserem Leben neu und bietet dir eine erholsame neue Umwelt. Sie kann zudem deinem Verstand einen Moment der Ruhe verschaffen.
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Tilda Swinton
Wie erläutern Sie sich den Erfolg der Marvel-Filme? Suchen wir Eskapismus, liegt es einfach daran, dass sie Dinge abbilden, die technisch früher unmöglich waren …
Wir reden hier von Kino – also sind es diese beiden Aspekte. Und so viele mehr! Es ist Kunst. Für mich ist das wirklich Kunst – und Kunst kann dich in andere Welten und Befindlichkeiten transportieren, zugleich codiert sie Dinge aus unserem Leben neu und bietet dir eine erholsame neue Umwelt. Sie kann zudem deinem Verstand einen Moment der Ruhe verschaffen. Daher liebe ich das 'Marvel Cinematic Universe' so sehr: Sie schaffen es, eine neue, junge Generation an Filmfans in große Kinos zu locken, wo sie im abgedunkelten Raum, 3D-Brillen tragend auf eine riesige Leinwand schauen und mit Fremden ein gemeinschaftliches Erlebnis haben. Und das in einer Zeit, in der immer mehr Menschen immer selbstverständlicher Filme nur noch auf ihrem Smartphone, Tablet oder Laptop im eigenen Bett liegend konsumieren – was zwar völlig in Ordnung ist, dennoch hat die Kinoerfahrung etwas Besonderes an sich und bei Marvel dreht sich alles genau darum.
Sie spielen eher selten in solchen Großproduktionen mit, sondern werden eher mit dem Arthouse assoziiert. Würden Sie es bedauern, wenn in den kommenden Jahren die Leute von Ihnen hauptsächlich als „die Älteste“ sprechen?
Nein, überhaupt nicht. So läuft es auch letztendlich nicht ab. Ich habe ja in meiner zugegebenermaßen sehr kuriosen, kaleidoskopischen Filmografie schon die Weiße Hexe aus «Narnia» gespielt, und ich werde nicht ausschließlich auf diese Figur reduziert. Ich genieße es sogar, was sich abspielt, wann immer ich zum Beispiel an einem Flughafen bin: Ich kann dann stets eine riesige Bandbreite erleben, welche Art von Menschen auf mich zukommt, um dann über diesen oder jenen Film von mir zu sprechen. Es ist wirklich faszinierend! Da gibt es die typischen Intellektuellen, die mit mir über Derek Jarman und Jim Jarmusch sprechen wollen. Gepäckträger sprechen mit seltsamerweise fast immer auf «Constantine» an und Kinder denken bei mir an die Weiße Hexe. In Asien wiederum ist es ein ganz großes Ding, dass ich mit Bong Joon-ho gearbeitet habe. Es ist ein einziges Potpourri – und, hey, vielleicht holen einige, denen «Doctor Strange» gefällt, danach ja Derek Jarmans Filme nach?
Wonach suchen Sie ihre Rollen dann schlussendlich aus?
Ich mache es immer von den Leuten abhängig. Ich hätte diesen Film nicht machen können, wären mir Benedict Cumberbatch, Scott Derrickson oder Kevin Feige, der als Filmemacher nicht genügend geschätzt wird, unsympathisch. Kevin Feige ist ein großartiger Mann und visionärer Filmemacher. Und das ist das wichtigste: Zuerst kommen die Menschen, mit denen du zusammenarbeitest. Dann kommt die Frage, welchen Film diese Menschen machen wollen, und dann erst frage ich, was meine Rolle darin wäre.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Auf der nächsten Seite: Regisseur Scott Derrickson über den Einfluss von «Inception», seine Beziehung zu Marvel und die Whitewashing-Kontroverse.
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