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Die Kritiker: «Die Spezialisten»

Das ZDF lässt am Vorabend Gerichtsmediziner ran. Visuell für das Sujet überraschend wenig unappetitlich, aber inhaltlich weit jenseits des Exitus.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Valerie Niehaus als Dr. Katrin Stoll
David Rott als Marko Kiefer
Merlin Rose als Jannik Meissner
Tobias Licht als Rufus Haupenthal
Henriette Richter-Röhl als Inga Biehl
Katy Karrenbauer als Dr. D. Lehberger
Narges Rashidi als Samira Rashidi

Hinter der Kamera:
Produktion: UFA Fiction
Headautor: Carl-Christian Demke
Regie: Gero Weinreuter, Kai Meyer-Ricks, Nicolai Rohde und Samira Radsi
Kamera: Roman Nowocien, Rudi Schröder, Uli Kudicke, Heinz Wehsling und Matthias Papenmeier
Es gibt Serien, aus denen sich sehr einfach Rückschlüsse ziehen lassen, wie sie wohl entstanden sind. Weil sie so mit jenen Attributen vollgestopft sind, die man (landläufig) für Zielgruppen-affin hält. So eine Serie ist «Die Spezialisten» um eine fiktive „interdisziplinäre Ermittlungskommission“, die eine dramaturgische Ausrede liefern soll, Gerichtsmediziner bei Verhören zugegen sein zu lassen. Heraus kommt eine Mischung aus «CSI» und «Cold Case», vermengt mit einem Schuss «Monk» oder «Dr. House» für Arme.

Die Gerichtsmedizinerin heißt Dr. Katrin Stoll. Eine selbstbewusste Frau, aber auch ein bisschen verschroben: Sie schlägt prompt das Duz-Angebot ihres neuen Kollegen Mirko Kiefer aus, landet am Ende der ersten Folge (Spoiler!, falls Sie diesen wahnwitzigen Plot-Twist unvermiest genießen wollen) aber dann doch mit ihm in der Kiste. In ihrer Vergangenheit wabert irgendwo ein düsteres Geheimnis vor sich hin, etwas, das ihr sehr zu schaffen macht, obwohl sie sich nichts anmerken lässt, und worüber sie nicht sprechen will. In Gestalt ihrer Darstellerin Valerie Niehaus kann sie auch sehr gut betrappst gucken und doch als Gerichtsmedizinerin kompetent wirken.

Kriminalhauptkommissar Mirko Kiefer ist der eingangs erwähnte «Dr. House» für Arme. Er kann nämlich, so suggeriert es das Drehbuch, sehr gut kombinieren, besser als viele andere. Zum Beispiel fällt ihm auf, wenn ein Kollege im Büro genächtigt hat, oder wenn ein Arbeitsloser aus dem Plattenbau noch schnell den gestohlenen Flachbildfernseher aus dem Weg gestellt hat, bevor die Bullen in die Bude gekommen sind. Sherlock Holmes wäre blass vor Neid angesichts dieser unfassbaren Deduction Skills. Die Anforderungen an Darsteller David Rott sind in erster Linie sein adrettes Aussehen und sein leicht verwegener Dreitagebart in Verbindung mit dem Dackelblick. Sonderlich viel spielen muss man für diese Figur nicht.

In den Nebenrollen macht Katy Karrenbauer derweil als herrische Dienstvorgesetzte den beiden das Leben schwer, während eine bemüht griesgrämig dreinblickende Henriette Richter-Röhl in ihrer Forensikerfigur ein unausgesprochenes dunkles Geheimnis in ihrer Rollenbiographie zu transportieren versucht, das wohl irgendwann mal als Begründung für ihre Griesgrämigkeit aufgedeckt werden soll. Unterstützt wird das Team von einem jungen, engagierten Kollegen, der privat einen Kochvlog betreibt. Wohl als Identifikationsfigur für die möglicherweise ja vorhandenen jungen Zuschauer gedacht.

Dieser leicht zynischen Beschreibung können Sie bereits entnehmen: «Die Spezialisten» will am Vorabend des ZDF das Rad nicht neu erfinden. Sie mögen nun einwenden, dass in Form von Vorabendserien das Rad nur selten bis gar nicht neu erfunden worden und das mitunter den Sendeplatzgepflogenheiten zuzuschreiben ist, die – so zumindest die gängige Interpretation von Produzenten, Senderverantwortlichen und Marktforschern – vom Eingängigen, Wiederholbaren und Gewohnten leben, wo Neuerungen Gift sind und die stabile, von einfach strukturierten Charakteren bevölkerte Welt, alles.

Sie mögen da auch recht haben. Doch selbst für diese Verhältnisse wirkt «Die Spezialisten» arg berechnet, arg konstruiert und arg erwartbar. Oberflächlich von (amerikanischen) Serien abgeschaut, zusammengeschüttet und seelenlos auf das Eingängigste herunterproduziert. Entstanden ist leider ein ziemlich seelenloses Produkt über reiz- und spannungslose Allerweltsfiguren, die man dadurch ein bisschen ins Horizontale aufpeppen wollte, indem man ihnen unausgesprochene düstere Schicksalsschläge in die Charakterbiographie geschrieben hat. Doch das trägt nicht. Und auch wenn Valerie Niehaus und Henriette Richter-Röhl an anderer Stelle schon einmal positiv aufgefallen sind: Hier prustet man nahezu jedes Mal los, wenn letztere betont missmutig durch die Gegend stiert und erstere versucht, die seltsame Amalgamierung aus Rätselhaftigkeit und Distanziertheit ihrer Figur nicht ganz so unsympathisch wirken zu lassen.

Nein, je mehr man an dieser Serie herumseziert, desto klarer stellt sich heraus, dass man hier nichts Brauchbares mehr extrahieren kann. Die Fernsehpathologie auf dem Lerchenberg kann schon mal die Messer wetzen.

Das ZDF zeigt zehn Folgen von «Die Spezialisten» ab dem 3. Februar mittwochs um 19.25 Uhr.
02.02.2016 12:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/83534
Julian Miller

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Tags

CSI Cold Case Die Spezialisten Dr. House Monk

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