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Anne Will mit kontroversem Talk nach Film über die Odenwaldschule

Schockierende Zahlen zum Missbrauch von Kindern an deutschen Schulen. Der erste Talk nach der Sommerpause sorgte bei «Anne Will» mit kontroversem Thema für gute Quoten.

Am Mittwoch, den 1. Oktober, kehrte «Anne Will» aus der Sommerpause zurück. Am selben Abend strahlte das Erste mit «Die Auserwählten» ab 20.15 Uhr einen Film zum Thema Kindesmissbrauch, angelehnt an die Geschehnisse an der Odenwaldschule, aus. Für den Fernsehfilm interessierten sich insgesamt 5,05 Millionen Zuschauer, was einem Gesamtmarktanteil von 17,0 Prozent entsprach. Dass das Thema auch die jungen Zuschauer beschäftigt zeigte die Reichweite von 1,02 Millionen Zuschauern, dies entsprach einem Marktanteil von 9,4 Prozent. Grundsätzlich galt die Abendprogrammierung im Ersten als eine Alternative zur Fußballübertragung im ZDF. Dass das Thema für das Erste eine enorme Brisanz hat, beweist das Einrichten einer eigenen Themenseite auf der eigenen Homepage.

Ab 21.45 Uhr ging dann «Anne Will» wieder auf Sendung, zum ersten Mal seit dem 30. Juli 2014. Passend zum Thema des Abends waren ihre Gäste: Adrian Koerfer, Vorsitzender des Opfervereins Glasbrechen und ehemaliger Schüler der Odenwaldschule, Andreas Zimmer, Leiter der Fachstelle Kinder- und Jugendschutz des Bistums Trier, Journalist und Autor Tilman Jens sowie Emma-Chefredakteurin Alice Schwarzer. Die Runde diskutierte über das Thema: „Weggehört und Weggeschaut – Warum war Missbrauch über Jahrzehnte möglich?“

Der Talk erreichte insgesamt 3,23 Millionen Zuschauer und bescherte dem Ersten einen Gesamtmarktanteil von 12,8 Prozent, was für den Talk ein durchaus guter, wenn auch nicht rekordverdächtiger, Wert war. Von den jüngeren Zuschauern wurden immerhin noch 6,8 Prozent erreicht oder rund 590.000 junge Menschen.

Weitere interessante Zahlen, die so nicht täglich in der Öffentlichkeit kursieren, wurden ebenfalls bekannt. Heute gehe man davon aus, dass in Deutschland zwischen sieben und neun Millionen Bürger bereits einmal Opfer von Missbrauch waren. Statistisch gesehen befindet sich in jeder Schulklasse ein Kind, das bereits Opfer war oder noch immer ist. Tilman Jens äußert sich zu den Ereignissen seiner eigenen Vergangenheit: „Damit bin ich bis heute nicht fertig: Wir wussten von massiven, kriminellen Übergriffen, und ich habe nichts gesagt.“ Weiter sagte er: „Der Begriff Missbrauch existierte nicht. Wir wussten, Gerold Becker duscht mit seinen Knaben. Sollte er doch duschen, solange wir mit unseren Freundinnen duschen durften. Das heißt, das Unrechtsbewusstsein war ganz sicherlich vage.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs prägt Adrian Koerfer den Satz: „Missbrauch ist immer hierarchisch und es gibt immer Mitwisser.“ Über Jahre hinweg wurden mindestens 132 Schüler an der einst so renommierten Schule missbraucht. Laut einer offiziellen Statistik des Bundeskriminalamts waren 2013 zirka 15.000 Kinder Missbrauchsopfer. Man geht allerdings von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.
05.10.2014 08:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/73527
Dennis Weber

super
schade


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Anne Will Die Auserwählten

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