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Die Kino-Kritiker: «Juan of the Dead»

Simpel gestrickte Charaktere und so manche Ungereimtheit – trotzdem macht der Zombie-Film «Juan of the Dead» Spaß.

Die Untoten sind zurück! Waren sie eigentlich jemals verschwunden? Etliche Jahrzehnte haben die meist furchtbar langsam laufenden Zombies nun bereits auf dem Buckel, ein Ende scheint nicht in Sicht. Doch während es in früheren Zeiten im Genre vor allem um die Angst vor den wandelnden Mutanten ging, finden sie sich heute immer öfter in Komödien wieder. Dass diese Mixtur gut ankommt, haben unter anderem der urkomische «Shaun of the Dead» aus England und die Zombiejäger-Truppe in «Zombieland» bewiesen. Nun steht mit «Juan of the Dead» der erste Film dieser Art aus Kuba an. Beim Titel liegt ein Vergleich zum englischsprachigen Pendant natürlich nah. Doch allein darauf sollte man die spanische Variante nicht reduzieren. Denn Juan und seine Mitstreiter haben ihren ganz eigenen Charme.

50 Jahre nach der kubanischen Revolution kommt es zu einem erneuten Aufbäumen der Bevölkerung – als Untote. Juan, ein 40jähriger Arbeitsloser, hat die meiste Zeit seines Lebens mit Nichtstun verplempert. Gelegenheitsjobs halten den in den Tag hinein lebenden Vater gerade so über Wasser. Schnelle körperliche Befriedigung holt sich Juan bei seiner Nachbarin, das Verhältnis zu seiner einzigen Tochter könnte auch besser sein. Als aus heiterem Himmel lebende Tote auf den Straßen Havannas wandeln, nimmt er die Sache zusammen mit seinem Freund Lázaro selbst in die Hand. So tölpelhaft die beiden Kumpel auf den ersten Blick wirken, können sie sich mit ihrer ungewöhnlichen Geschäftsidee vor Aufträgen bald kaum mehr retten. Getreu dem Firmenmotto „We kill your loved ones“ machen sie sich auf in den Kampf gegen die grassierende Zombiewelle…

Der Kinosaal wird schreien. Vor Spaß und vor Schmerz. Was der argentinische Filmemacher Alejandro Brugués mit seiner Zombie-Variante abliefert, ist ein knallbuntes Potpourri aus Splatter und Nonsens. Die schrullige Mannschaft rund um Hauptfigur Juan gibt jede Menge Anlass, herzhaft zu lachen. Sie erfüllt jedes denkbare Klischee von herumstreunenden Taugenichtsen und tritt von einem ins nächste Fettnäpfchen. Doch dabei versprühen die Retter in spe viel Sympathie, so dass wir als Zuschauer am liebsten mit ihnen ins Abenteuer ziehen würden. Die Freunde können fast schon von Glück reden, dass sich die Horde Untoter ausgerechnet in Havanna breit macht. Mit allen Mitteln wird gekämpft. Und so kann es auch mal vorkommen, dass mit einem Harpunenschuss gleich zwei Gegner erledigt werden. Ob gewollt oder nicht, ist dabei Nebensache.

Das südländische Flair und der rockige Sound funktionieren zusammen mit der Grundgeschichte erstaunlich gut. Der Spaß steht hier ganz klar im Vordergrund. Kinobesucher, die sich an Ungereimtheiten oder simpel gestrickten Charakteren stören, sollten den Saal gar nicht erst betreten. Gleiches gilt für diejenigen, die sich bei spritzendem Blut die Hände vors Gesicht halten. Das mitunter hohe Tempo kann «Juan of the Dead» allerdings nicht immer halten. Einige ruhigere und dadurch langatmige Passagen bremsen das turbulente Treiben an einigen Stellen ab. Das Chaos wird somit an eben diesen Punkten ironischerweise übersichtlich und zahm.

Die Bildsprache und ansehnlichen Goreeffekte sorgen für ein stimmungsvolles Unterfangen. Dazu wurden vergnügliche Schauspieler gecastet, die sich offensichtlich nicht darum kümmern, ob sie nun bekleidet oder splitterfasernackt der hungrigen Meute gegenübertreten. Genau solche Einfälle machen «Juan of the Dead» zu etwas Eigenständigem. Keine einfache uninspirierte Kopie eines «Shaun of the Dead», sondern mit eigener Persönlichkeit ausgestattet. Allein für die Idee des Tötungs-Service gebührt Drehbuchautor und Regisseur Brugués Anerkennung. Wenn sich Juan und seine Truppe als „Zombie-Busters“ durch das heiße Havanna schlachten, demonstriert Brugués seine Respektlosigkeit. Dazu gesellt sich ebenfalls ein urkomischer Tanz von unserem Titelhelden mit einer sabbernden, schlaffen Dame. Und auch vor der Verhohnepipelung eines großen musikalischen Klassikers aus den USA schreckt Brugués nicht zurück.

Als größtenteils flippige und humorvolle Splatter-Orgie verdient sich «Juan of the Dead» einen Platz an der Seite seines Kollegen Shaun. Auch wenn die Thematik der beiden Werke dieselbe ist, entpuppt sich das Resultat doch als gänzlich anders. Dank seiner bekloppten Figuren und schmerzhaften Tötungsszenen sind Fans von Zombie-Komödien beim kubanischen Vertreter bestens aufgehoben.

«Juan of the Dead» startet am Donnerstag, 12. April 2012 in den deutschen Kinos.
11.04.2012 10:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56035
Janosch Leuffen

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