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Serien-Update: «Southland»

Auf dem amerikanischen Kabelkanal TNT startet in der nächsten Woche die vierte Staffel der Copserie, welche durch ihre Authentizität und gut aufgelegten Darsteller überzeugt. Staffel drei war teilweise jedoch unstimmig und hatte vor allem in der zweiten Hälfte so manche Probleme.

Bevor «Emergency Room» im April 2009 nach seiner finalen Staffel auf NBC zu Grabe getragen werden konnte, hatte Produzent John Wells schon das nächste charakterstarke Ensembledrama am Start, welches das Leben und die Arbeit von selten betrachteten Amerikanern durchleuchten sollte. «Southland» wurde vor seiner Serienpremiere im April 2009 als schnell geschnittenes Drama beschrieben, welches das Leben von Polizisten und Detectives der Homicide und Gang Divisions begleitet, sowie auf die Verbrecher, Opfer und deren Familien in Los Angeles eingeht – das war zumindest der Text von NBC. Was letztendlich herauskam, war zwar eine simpel geschriebene Serie mit einem begrenzten und durchaus vorhersehbaren Blick in die Welt der Hauptcharaktere, doch «Southland» war von Anfang an in der Lage, seine (schrumpfende) Zuschauermenge mit Authentizität und einem dokumentarischen Touch zu unterhalten. Unzählige Szenen an den Originalschauplätzen, realistisch handelnde Charaktere, und keine übermäßige Darstellung von Helden und Kriminellen. «Southland» hätte qualitativ betrachtet der perfekte Nachfolger von «Emergency Room» werden können, wenn denn da nicht Jay Leno und sein Kinn gewesen wäre. Die zweite Staffel wurde nach sechs produzierten Episoden aus dem NBC-Programm genommen, bevor die Staffel überhaupt ihre Premiere fand, und einige Zeit später fand die Serie sich in einer neuen Heimat auf dem Kabelsender TNT wieder. Die kurze zweite Staffel war ein ordentlicher Erfolg für den Sender, weshalb 2010 eine dritte Staffel bestellt wurde. Allerdings nicht ohne großzügige Kürzungen im Budget.

Es gibt verschiedene Reporte, die behaupteten, dass die Produzenten eine Kürzung von bis zu 30 Prozent des ursprünglichen Budgets hinnehmen mussten. Das Kostenmodell einer Kabelserie ist von Grund auf einfach anders als das einer Networkserie, weshalb TNT sich nicht von Anfang an eine teure Serie leisten konnte, die zudem noch einen großen Cast beschäftigt und On-Location-Drehs im Manifest stehen hat. Die Angst der Zuschauer und Kritiker, dass ihr geliebtes «Southland» in der dritten Staffel anders aussehen wird, war demnach berechtigt. Am Ende kann man John Wells und seinem Produzentenkollegen Christopher Chulack nur einen Glückwunsch aussprechen: «Southland» wirkt auch in seiner dritten Staffel wie die Serie, die auf NBC zu sehen war. Die Budgetkürzungen machten sich zwar vor allem im Cast bemerkbar (die Hälfte der Hauptdarsteller wurde zu Teilzeitdarstellern degradiert, die nur in einer Handvoll Episoden der dritten Staffel auftraten), doch in Sachen Look und Authentizität konnte die Serie sogar Punkte hinzugewinnen. Der Wechsel zu TNT hatte auch seine Nachwirkungen: Die Geschichten waren nicht mehr ganz dokumentarisch angelegt. Stattdessen schlug die zweite Staffelhälfte mit ihren individuellen Geschichten einen Weg ein, welcher «Southland» wohl oder übel auf die qualitative Verliererstraße gebracht hätte. Nicht alle Episoden konnten überzeugen, nicht alle Twists führten zu großartigen Geschichten. Am Ende konnten die Autoren sich jedoch wieder aufrappeln und schlossen Staffel drei mit einem positiven Blick auf die vierte Staffel ab, die nächste Woche auf TNT ihre Premiere finden wird.

Ben Sherman (Ben McKenzie) tritt seinen Dienst als Rookie in Hollywood Division an, und wird dem Trainingsofficer John Cooper (Michael Cudlitz) unterstellt, der mit einem harten, aber respektablen Regime handelt. Im Verlaufe der drei Staffeln lernt Ben das Handeln von Cooper zu schätzen, doch beide haben immer wieder ihre Probleme im Dienst, und später sogar außerhalb. Ben sieht sich als Top-Polizist, der jede Situation unter Kontrolle hat, und den überhaupt nichts schockieren kann. Cooper wäre jedoch nicht sein Trainingsofficer, wenn er nicht immer wieder beweisen würde, dass Ben gar nichts über den Beruf des Polizisten weiß und noch viel zu lernen hat. Währenddessen werden zwei weitere Detective-Paare aus zwei verschiedenen Divisions begleitet. Zuerst wäre da Homicide Detective Lydia Adams (Regina King), die in drei Staffeln «Southland» regelmäßig ihren Partner wechselt; sowie die Detectives Sammy Bryant (Shawn Hatosy) und Nate Moretta (Kevin Alejandro) der Gang Unit, die sich mit den harten Fällen beschäftigen, die normalerweise sonst kein Cop anfassen würde. Nate sieht sich als Mitglied der hispanischen Bevölkerung von L.A., weshalb er eine positive Verbindung zu einigen Mitgliedern der härtesten Gangs aufgebaut hat und damit als unverzichtbares Mitglied des LAPD gilt.

In drei Staffeln beschäftigt die Charaktere nicht nur ihr Berufsleben, sondern auch das Private. Ben hat eine gewaltsame Vergangenheit mit seinem Stiefvater, Cooper versteckt seine immer stärker werdenden Rückenschmerzen, Lydia kommt selten aus dem Trott des Detective-Lebens heraus und hat kaum ein eigenes Privatleben, und Sammy hat mit Tammi (Emily Bergl) eine Ehefrau, die in manchen Momenten nicht ganz richtig im Kopf ist. Berufs- und Privatleben vermischen sich in der Regel sehr gut, doch ist es die zweite Hälfte der dritten Staffel, die genau deshalb nicht vollständig überzeugen konnte. Die Autoren steckten Nate in einen Handlungsbogen, welcher ihn fast vollständig aus der eigentlichen Story der Staffel heraus warf. Auch die Problematik zwischen Ben und Cooper entwickelte sich zu einem Punkt, wo es den Anschein hatte, als wären diese die einzigen Probleme in der Welt für die beiden Polizisten auf Streife. Platz für andere Geschichten gab es nicht, und da sich vor allem bei den Cops auf Streife auf Storys mit Wegwerf-Charakteren und einem Wiedererkennungsmuster fokussiert wurde, gab es nach einer Weile nichts Originelles mehr. Die Chemie zwischen den Charakteren war das einzige Storyelement, welches «Southland» über die Linie der Relevanz schubste und die Serie dadurch immer noch sehenswert war. Besonders Lydias Partnerwechsel in der zweiten Staffel brachte etwas Dynamik in ihren Charakter.

Der Cast kann selbstredend auf fast allen Linien überzeugen. Ben McKenzie gelingt es seinen Status als Herzensbrecher aus «O.C., California» zunichte zu machen, und Michael Cudlitz gibt einen wundervollen Polizisten mit ein paar Geheimnissen in seinen Gedanken zu viel. Besonders überzeugen kann jedoch Regina King, bei der man sich wünscht, dass ihr ruhiger und doch bissiger Charakter vor der Tür steht, wenn das eigene Kind entführt oder ein Familienmitglied ermordet wurde. Dass die Optik überzeugen kann, ist ebenfalls keine Frage. Wenn es regelmäßig auf offener Straße eine Schießerei gibt, die von den Produzenten nicht verschönert und stattdessen mit dem original während der Dreharbeiten aufgenommenen Sound bestückt wird, dann wirkt «Southland» in allen Instanzen schon fast als Dokumentation. Besonders wenn die Kamera sich aus dem Inneren eines fahrenden Wagen entfernt und ohne Schnitt auf eine Frontalsicht der Charaktere geht – die Produktion sieht einfach erstklassig aus. Dass «Southland» nicht vollständig überzeugen kann, liegt an der Unwichtigkeit der meisten Storys, sowie dem Faktum der Rassenfrage: Hispanier und Schwarze werden viel zu sehr als die Bösen gesehen, während ein fast ganz weißer Cast als Helden dasteht. Da passiert es doch immer wieder, dass die Autoren sich verschiedenen Klischees bedienen.

Die Einschaltquoten der zweiten Staffel waren für TNT zwar nicht berauschend, doch, zusammen mit dem neuen Budget, gut genug, um eine dritte Staffel zu garantieren. Diese verbesserte sich 2011 sogar leicht in den Quoten, weshalb TNT keine Schwierigkeiten sah, «Southland» für eine vierte Staffel zu verlängern. Sollten die Quoten abermals steigen, und die Autoren auf einige der Kritiken gehört haben, steht der Serie zumindest in diesem Jahr eine glorreiche Zukunft bevor. Zehn neue Folgen starten ab nächster Woche. In Deutschland hat kabel eins schon angekündigt gehabt, «Southland» 2010 auszustrahlen. Dazu ist es jedoch nicht gekommen, und die deutschen Zuschauer warten immer noch auf die Premiere. Wer trotzdem nicht warten will, kann sich jedoch die ersten beiden Staffeln auf DVD sichern.



Staffel drei überzeugte nur durch den Twist eines Charaktertodes: Nates plötzlicher Tod kommt nicht nur unerwartet und schockierend, sondern kreierte auch noch eine Unmenge an Geschichten für Sammy für den restlichen Verlauf der Staffel. Obwohl nicht geklärt wurde, warum es zu dem Angriff auf offener Straße kam, wäre es doch ein perfekter Zeitpunkt gewesen, um einen kleinen Gangkrieg gegen die Polizei zu starten. Oder zumindest ein Racheakt zwischen Sammy und den Gangs, welcher mehr zeigt als nur das übliche „Ich bin hier“ und „Ich werde dich bis zu deinen Ewigkeiten jagen.“ «Southland» hatte nicht nur das Problem eines kleinen Budgets, sondern wortwörtlich auch keine Eier in der Hose. Statt Sammy seinen Racheakt vollziehen zu lassen und den angeblichen Mörder von Nate zu töten, zieht er in einem antiklimatischen Moment doch den Schwanz ein und zerstört somit all das Potential der sonst interessanten Story. Nates Tod hat mit Ausnahme von Sammys Entscheidung, seine Uniform wieder anzuziehen und auf Streife zu gehen, jedoch nicht mehr geliefert. Dass der zu Beginn große Schockeffekt dadurch in Luft aufgelöst wurde, ist einer der Nachteile der zweiten Staffelhälfte.

Auch Coopers Verlangen nach Schmerzpillen gegen seine Rückenschmerzen verwandelte sich mit der Zeit zu einem „Anhängsel“ der Geschichten. Statt sich auf das Geschehen auf den Straßen zu fokussieren, ist Cooper nur damit beschäftigt, im Streifenauto ein Nickerchen zu halten. Jegliche Versuche seitens Ben seinem Trainingsofficer auf die Beine zu helfen, scheitern. Er versucht nicht einmal herauszufinden, was Coopers Problem ist. Stattdessen wird bis zur neunten Episode gewartet, bis Ben in der Lage ist die Probleme seines Officers zu sehen, und sogar noch eine Episode mehr um zu realisieren, dass die Probleme von Cooper irgendwann den Tod für Ben bedeuten könnten. In dieser Hinsicht haben die Autoren ebenfalls einige Klischees geliefert und die Story bis zum letztmöglichen Moment hinausgezögert.

Immerhin entwickelte die neue Partnerschaft zwischen Lydia und Detective Josie Ochoa (Jenny Gago) sich zu einem interessanten Duell der Cop-Generationen. Erstere will ihren Job so gut wie möglich tun und ihr Gewissen rein halten, während letztere nur den Tag zu Ende bringen will – auch wenn das heißt, dass ein Mord/Selbstmord einer Familie dankend akzeptiert wird, weil es nur einige Minuten Papierkram benötigt, um den Fall abzuschließen. Es ist durchaus schade, dass diese Partnerschaft in der vierten Staffel nicht mehr existieren und Jenny Gago durch Lucy Liu ersetzt wird. Damit wird wieder einmal eine für die Serie positive Dynamik rausgeschrieben, und das zuliebe des Storyelements des Partnerwechsels, welches in Staffel zwei noch eine gute Idee war (auf Grund der Tatsache, dass Amaury Nolasco, der damalige festgesetzte Darsteller für die Rolle, nach drei Episode wieder aus der Serie ausstieg), inzwischen jedoch alt wirkt.

Für die vierte Staffel wurden neue Dynamiken kreiert: Mit Sammy und Ben zusammen auf Streife gibt es nicht nur ein neues Paar in Uniform, damit machen die Autoren auch klar, dass sie sich von den Geschichten der Detectives etwas Abstand nehmen, zumal nun ein Team von Detectives in der Serie Beachtung von den Autoren findet. Das kann durchaus einen positiven Effekt auf «Southland» haben, waren es die Storys der uniformierten Cops, die regelmäßig interessanter waren als die generischen Mordermittlungen der Detectives.
11.01.2012 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/54272
Christian Wischofsky

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Southland

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