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Die Kritiker: «Mordkommission Istanbul: Der Preis des Lebens»

Story


Bei der Detonation einer Autobombe kommt in Istanbul der kritische Journalist Ismet Baydar ums Leben. Die Presse spekuliert über einen terroristischen Anschlag, doch Mehmet Özakin ermittelt in eine andere Richtung. Der korrupte Baulöwe Hasan Demir musste nach Baydars Enthüllungen für fünf Jahre hinter Gitter. Hatte Demir etwa noch eine Rechnung zu begleichen? Verdächtig ist auch Baydars Chefredakteur Ersun Turan, der um den Tod seines besten Reporters nicht zu trauern scheint. Außerdem hat Turan eine heimliche Affäre mit Baydars Frau Selina.

Die Recherchen des toten Journalisten führen den Kommissar schließlich auf eine weitere Spur. Vor seinem Tod traf Baydar sich mit der Chirurgin Laila Kaleci, die für eine exklusive Privatklinik an der türkischen Riviera arbeitet. Bevor Özakin die junge Ärztin kontaktieren kann, wird diese erstochen aufgefunden. Der Kommissar stattet dem Krankenhaus in Antalya einen Besuch ab und ist erstaunt, dort Selina Baydar als Besucherin zu treffen. Will sie etwa ihren Mann rächen? In den Fokus der Ermittlungen gerät nun der renommierte Klinikleiter Dr. Fatih Arman. Sein Krankenhaus ist für reiche Patienten aus dem Ausland die letzte Hoffnung auf eine lebensrettende Organtransplantation. Hat Arman etwas zu verbergen?

Darsteller
Erol Sander («Die Liebe kommt mit dem Christkind») ist Mehmet Özakin
Sascha Ö. Soydan («Scheidung für Fortgeschrittene») ist Sevim Özakin
Oscar Ortega Sánchez («Für immer Venedig») ist Mustafa Tombul
Katja Studt («Die Stein») ist Selina Baydar
Ercan Durmaz («Ihr Auftrag, Pater Castell») ist Ersun Turan
Jan-Gregor Kremp («Go West – Freiheit um jeden Preis») ist Dr. Fatih Arman
Damla Cercisoglu ist Laila Kaleci

Kritik
Die Grundidee, eine in der Türkei spielende Krimi-Reihe für das deutsche Fernsehen zu produzieren, ist angesichts der deutschen Bevölkerungsstruktur sicherlich keine schlechte. Das Konzept bietet eine gute Gelegenheit, einzelne Vorurteile, die in der Gesellschaft Mitbürgern mit Migrationshintergrund gegenüber nach wie vor bestehen, subtil abzubauen. Dabei lässt es sich darüber streiten, ob sich «Mordkommission Istanbul» in einem derartigen Auftrag sieht und inwiefern das bei diesem Format gelingt.

Klar ist jedoch, dass schwere dramaturgische Mängel die gesamte neue Folge der Reihe durchziehen. Viel zu übermässig wird hier das „Splitting of Information“ betrieben, was dann, anstatt Spannung zu erzeugen wie es die Aufgabe dieses Stilmittels ist, genau das Gegenteil bewirkt. Schon von Anfang an ist sich der Zuschauer bewusst, dass zwischen dem Anschlag auf den Journalisten Ismet Baydar und den Machenschaften der Privatklinik von Dr. Fatik Arman ein Zusammenhang besteht, worauf die Ermittler in dem Mordfall jedoch erst im zweiten Akt kommen. Die Zeit bis dahin wird mit einer falschen Fährte nach der anderen überbrückt; sämtliche von ihnen sind mühelos als solche zu erkennen. Das Drehbuch von Mathias Klaschka (nach Figuren von Hülya Özkan) offenbart einen großen Mangel an Twists und Ideen. «Mordkommission Istanbul: Der Preis des Lebens» von Regisseur Michael Kreindl ist durchwegs abgeschmacktes Krimi-Geplänkel ohne Drive oder Spannung. Dass Chefermittler Mehmet Özakin bei seiner Arbeit dann auch vor dem Einsatz illegaler Mittel nicht zurückschreckt, hat ebenso etwas äußerst Bizarres an sich.

Der Rest sind Füllstoffe: hoffnungsloser Klamauk und eine bis zum Erbrechen weichgespült erzählte wie klischeehafte Romanze um den schüchternen Mustafa und die Mauerblümchenpraktikantin Aylin. Und wenn die Dramaturgie im dritten Akt völlig tot am Boden liegt, wird einfach ein „Ticking Clock“-Element eingeführt, das zumindest etwas Spannung in das schnöde Skript bringen soll. Vergeblich.

Von den Schauspielern überrascht Erol Sander (d.i. Urçun Salihoğlu), der seine Rolle durchwegs überzeugend (!) spielt, während Damla Cercisoglu, die im türkischen Fernsehen einige Credits vorzuweisen hat, ihre Rolle hervorragend und stets glaubwürdig inszeniert. Leider stirbt ihre Figur im Film recht früh, weswegen man nur sehr wenig von ihr zu sehen bekommt. Doch Whistleblower überleben in Krimis nun einmal nicht lange. Erst recht nicht in solch klischeehaften Schmonzetten.

Das Erste strahlt «Mordkommission Istanbul: Der Preis des Lebens» am Samstag, den 22. Januar 2011, um 20.15 Uhr aus.
21.01.2011 10:04 Uhr Kurz-URL: qmde.de/47209
Julian Miller

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Tags

Mordkommission Instanbul

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