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Sonntagsfragen an Jonas Baur (Teil II)

Der Macher der Soap «Eine wie keine» über Neonlicht, Quotenerwartungen und das Duell mit «Verbotene Liebe», der ARD-Soap, die ebenfalls von Grundy Ufa kommt.

Mit Marie Zielcke haben Sie kein «GZSZ»-Gesicht zur Hauptfigur gemacht – das ist anders als bisher. Liegt darin auch eine Gefahr?
Nein, Marie Zielcke ist die beste Besetzung für die Rolle der Manu Berlett. Sie hat sich in einem langen Casting-Prozess durchgesetzt. In Marie ist ganz viel von Manu mit drin. Sie ist unsere A-Besetzung, niemand anderes könnte das besser spielen.

Gibt es am Anfang der Serie einen Magic Moment?
Anders, aber ja.

Ich frage das, weil Sie sich ganz bewusst entschieden haben, keine klassische Cinderella- oder Aschenputtel-Geschichte zu erzählen. Wieso gehen Sie dieses Risiko ein?

Wir sind überzeugt von der Geschichte, die wir erzählen. Darauf kommt es an. Auch in Südamerika gibt es andere, besondere Telenovela-Heldinnen. Wir glauben, dass man es sich trauen kann, die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter in den Mittelpunkt zu rücken. Ich finde es in diesem Zusammenhang auch gut, dass wir im Doppelpack mit «Anna» laufen. Das ist wieder eine ganz andere Geschichte – eine gänzlich andere Farbe .

Dr. Peter Süß, Chefautor von «Sturm der Liebe», sagte kürzlich, dass eine Telenovela immer eine Variation des Gleichen sei. Sie machen jetzt etwas Anderes – und das ist doch ein Risiko, oder?
Eine gewisse Gefahr besteht. Ich bin überzeugt, dass man als Geschichtenerzähler immer mutig sein muss. Eine Story muss den Zuschauer überraschen und das tut sie eben nicht, wenn ich sie schon zehn Mal gesehen habe. Ich glaube, dass niemand von unserem Team – auch die Darsteller nicht – eine Serie machen will , die schon fünf Mal in ähnlicher Form im Fernsehen zu sehen war. Eine tägliche Serie darf polarisieren – und ich hoffe, «Eine wie keine» polarisiert im positiven Sinne. Sie soll Diskussionen auslösen – auf dem Schulhof, im Büro.

Gegensätzliche Welten gibt es in der Serie. Zum einen spielt sie in der noblen Welt des Hotels – und dann aber auch in Berlin-Neukölln.
Die Upstairs-Downstairs-Abgrenzung ist für uns ganz wichtig. Das betrifft aber nicht nur das Hotel und Manus Wohnort Neukölln. Auch innerhalb des Hotels gibt es zwei Welten, die teilweise nur durch eine Tür voneinander getrennt werden. So schnell ist man weg vom Glamour und den Champagner-Flaschen. Wo die Leute arbeiten, da geht es nämlich keineswegs so luxuriös zu. Wir arbeiten dort dann mit einer ganz anderen Beleuchtung und einem anderen Sounddesign.

Auf den ersten Bildern wirken vor allem die Figuren in der Hotelwelt kalt und unnahbar. Spontan erinnerten mich manche Fotos an die Anzugträger aus «Geld.Macht.Liebe». Eigentlich ja kein gutes Vorzeichen.
Wir erzählen aber eine ganz andere Geschichte. Im Vordergrund steht wirklich die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Natürlich haben wir auch Intrigen in der Serie – den Kampf um das Hotel zum Beispiel – aber die sind die Erzählfolie für die Emotionen .

Als Vorbereitung auf das Interview habe ich mir die Inhalte der ersten 25 Episoden durchgelesen. Da gibt es dann beispielsweise eine Geschichte, in der es um umetikettierte Weinflaschen geht. Diese Story erinnerte mich ein wenig an die schwachen Anfänge von «Anna und die Liebe», als alles noch sehr belanglos war. Kommt «Eine wie keine» also auch erst mit Folge 50 so richtig in Schwung?
Wir haben ganz unterschiedliche Farbigkeit in unseren Episoden. Bei der Wein-Geschichte, von der Sie sprechen, steht ganz klar der Humor im Vordergrund. Da gibt es keine große Progression. Diese Leichtigkeit, die die Weingeschichte mit sich bringt, wird aber direkt danach dramatisch gebrochen – ich will nicht zu viel verraten, aber für manche wird dann eine Welt zusammenbrechen. Wir versuchen also große Dramatik, Emotionales und auch leichtere Stories miteinander zu verbinden.

Sie gehen in ein Duell mit der ARD-Soap «Verbotene Liebe»: Haben Sie da Bedenken?
Grundy UFA ist Marktführer im Bereich tägliche Serie und als solcher müssen wir uns mit Konkurrenz im eigenen Hause eben abfinden. Oder wir verkaufen keine neuen Serien mehr, aber das ist definitiv keine Option. Natürlich ist es schwierig hohe Marktanteile zu erziehlen, wenn zwei Formate ähnliche Zielgruppen auf dem gleichen Sendeplatz ansprechen. Aber ich glaube, dass zwei qualitativ hochwertige Formate ihre Zuschauer finden und auch halten können.

Welche Quotenerwartungen haben Sie denn für die erste Woche?
Ich habe da mit dem Sender noch gar nicht gesprochen. Grundsätzlich wollen wir über dem Senderschnitt liegen.

Sind Sie eigentlich zufrieden mit dem Sendeplatz?
Ja, sehr. Um 17.30 Uhr läuft es für Sat.1 sehr gut, um 18.30 Uhr ist «Anna und die Liebe» sehr erfolgreich. Dazwischen fühlen wir uns sehr wohl.

Haben Sie eigentlich eine Lieblingsfigur in der neuen Serie?
Nein, ich mag sie alle. Wir haben ein großartiges Ensemble. Nichts gegen andere Serien, aber was unsere Schauspieler leisten, ist manchmal einfach nur atemberaubend.

Haben Sie sich bei der Entscheidung, das Format in einer Hotelwelt anzusiedeln, ein bisschen von «Sturm der Liebe» inspirieren lassen?

Gar nicht. Das Hotel "Aden" steht metaphorisch für den Grundkonflikt unserer Serie. Es geht um das Nebeneinander der glamourösen Fassadenwelt eines First Class Hotels, die Welt von Mark Braun, und auf der anderen Seite der Welt da "unten", die von Manu Berlett. Im Neonlicht des Personalbereichs herrscht eine Ehrlichkeit, die viel näher an unserer Wirklichkeit ist.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für den Start der Serie.
15.11.2009 10:47 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38441
Manuel Weis

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Eine wie keine

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