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Castingshows: Das perverse Spiel um die Quote

Seite 1 Der Ruf von Castingshows war nie gut, doch in letzter Zeit häufen sich die Meldungen um Betrug, Manipulation und falsches Spiel bei der Talentsuche. Können es sich die Sender aber überhaupt leisten, die Shows zu inszenieren? Was läuft hinter den Kulissen ab? Quotenmeter.de informiert.

Dass das Castingshow-Geschäft hinter den Kulissen knallhart ist, dürfte jeder Zuschauer wissen oder zumindest ahnen. Sobald das mediale Trommelfeuer, bestehend aus Boulevard-Zeitungsberichten und TV-Magazinbeiträgen oder Enthüllungsjournalismus, auf die Kandidaten hereinbricht, sind sie einem immensen Druck ausgeliefert, dem sie entweder standhalten oder daran kaputt gehen. In der langjährigen Castingshow-Geschichte des deutschen Fernsehens, die 2000 mit den «Popstars» begann und 2003 mit der ersten Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» zum Massenphänomen wurde, gibt es einige berühmte Beispiele für die sogenannten „Aussteiger“, die sich dem Kreuzfeuer der Öffentlichkeit nicht mehr aussetzen konnten und wollten. Vanessa Civello gab in der vergangenen Staffel auf, Max Buskohl wollte sich 2007 nicht für Bohlen und Co. verbiegen und sagte öffentlich: „Die wollten mich zerquetschen“. Civello verriet nach ihrem Ausstieg zu „Bild am Sonntag“: „Es gibt Kandidaten, die über Leichen gehen.“

Auch Stephan Darnstaedt ist einer von ihnen, von den Aussteigern. Er gehörte zu den letzten zehn Teilnehmern der dritten «DSDS»-Staffel und gab nach einigen Mottoshows seinen freiwilligen Rücktritt aus der Sendung bekannt. Der Grund wie bei fast allen: die zu hohe psychische Belastung. „Mir hat man das Image Heulsuse verpasst“, sagt Darnstaedt heute. Obwohl es hinter den Kulissen sehr viele Tränen gegeben habe – nicht nur von ihm. Zu Dieter Bohlen, dem angeblichen „Ziehvater“ der Sternchen, der nach außen als fürsorglicher Mentor dargestellt wird, der den jungen Menschen auf dem Weg zum Erfolg hilft, sagt Darnstaedt: „Es gab kaum Berührungspunkte. Er ist nur zu den Shows aufgetaucht, hat dann kurz Glück gewünscht und uns ermuntert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich am Entdecken neuer Talente interessiert ist – oder eben einfach nur am Geld.“



Der ehemalige «DSDS»-Juror Heinz Henn saß zwei Staffeln neben Bohlen und bewertete die Kandidaten. Er beschrieb ihn in einem Interview mit zoomer.de wie folgt: „Dieter sitzt in seiner Garderobe. Dort unterhält er sich nur mit seiner Freundin, wer auch immer das ist. Ansonsten scheißt er die Garderobenmädchen oder die Maske an. Dann kommt er raus für die Show. Und ehe die Sendung vorbei ist, verzieht er sich wieder in die Garderobe und fährt nach Hause.“ Wer auch nur angehend sensibel sei, halte die Arbeit mit dem ehemaligen Modern-Talking-Sänger nicht aus. So geschehen bei Schauspieler Max von Thun: Eigentlich sollte er in der sechsten Staffel auf dem Jurystuhl Platz nehmen, doch nach dem ersten Casting schmiss er hin und wurde durch Bohlens Freund Volker Neumüller ersetzt. Kommentar von RTL damals: Die Chemie in der Jury hätte nicht gestimmt.

All diese Beispiele zeigen zwar nicht, dass es Betrug bei «DSDS» gibt. Doch sie belegen eindeutig, dass die heile Welt, die im Fernsehen vorgespielt wird, in Wahrheit ein knallharter Kampf ist, in dem der Kandidat auf sich allein gestellt ist und nicht von dem bei laufenden Kameras dauergrinsenden „Onkel Dieter“ oder anderen „Mentoren“ unterstützt wird.

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22.10.2009 08:49 Uhr Kurz-URL: qmde.de/37979
Jan Schlüter

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