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Matt Groening im Portrait: Erfundene Musik-Reviews und lebensverändernde 15 Minuten

Ab morgen ist die neue Comicserie aus der Feder von Matt Groening auf Netflix zu sehen. Der Cartoonist wurde als Schöpfer der Simpsons weltberühmt. Doch wie tickt dieser Typ eigentlich?

Serien aus Matt Groenings Feder

«Die Simpsons» 1989 - ?
29 Staffeln
639 Folgen
Ein Kinofilm (mögliche Fortsetzung)

«Futurama» 1999 - 2013
7 Staffeln
140 Folgen

«Disenchantment» 2018 - ?
1 Staffel
10 Folgen
Sein Vater heißt Homer, die Mutter trägt den Namen Margaret. Zwei Schwestern hören auf die Namen Lisa und Maggie. Und dann gibt es da noch einen Großvater namens Abraham, kurz „Abe“. Die gesuchte Person ist natürlich... Matt Groening. Echte Kenner der weltweit ebenso prominenten wie geliebten Comicserie «The Simpsons» wissen, dass die Namen dieser Familie nicht das alleinige Privileg des Satansbratans Bart Simpson sind, sondern auch die seines Schöpfers.

Nach eigener Aussage fühlte sich Matt Groening an dem Tag, als er sein Meisterwerk schuf, nicht besonders kreativ, weshalb die Namen seiner Verwandtschaft für die Zeichentrickfiguren herhalten mussten. Deren Hauptcharaktere zeichnete er zwangsweise innerhalb von nur 15 Minuten. Schließlich erfuhr Groening erst unmittelbar vor dem Vorstellungsgespräch für einen Job als Zeichner bei der «Tracey Ullman Show», dass er etwas „Außergewöhnliches“ vorstellen solle. Gesagt, getan.
29 Staffeln, 639 Episoden und unzählige Preise und Rekorde später ist die Simpson-Familie, die Groening als Glücksfall bezeichnet, längst Legende. Auch der zweite Zeichentrick-Hit des mittlerweile 64-Jährigen, die Science-Fiction und Comedyserie «Futurama» konnte von 1999 bis 2013 auf eine treue Fanbase bauen. Auch wenn der kommerzielle Erfolg deutlich geringer ausfiel, genießen auch Fry und Co. ebenfalls längst Kultstatus bei den Fans. Knapp 20 Jahre nach der ersten Folge «Futurama» gibt es nun tatsächlich nochmal etwas Neues vom amerikanischen Cartoonist, dessen Output doch insgesamt recht überschaubar blieb.

Ab Morgen, dem 17. August, gibt es auf der Streaming-Plattform Netflix wieder brandneue Comicfiguren mit Glubschaugen und Überbiss – Groenings Markenzeichen – zu sehen. Denn dann fällt der Startschuss für «Disenchantment», eine Fantasy-Sitcom rund um eine trinkfeste Prinzessin und deren Begleiter, ein naiver Elf sowie ein „Hausdämon“. Selbstverständlich wird die nächste Serie aus Groenings Feder seit ihrer ersten Ankündigung Anfang des Jahres 2016 medial aufmerksam verfolgt. Vom Teaser-Bild bis zum Trailer wurden die wartenden Netflix-Nutzer angefüttert und die Neugierde gesteigert.

Groening selbst wagte sich im Zuge dessen etwas heraus aus seinem Schneckenhaus. Der 1954 in Portland, Oregon als Sohn eines deutschstämmigen Vaters und einer Mutter mit norwegischen Wurzeln geborene Matthew Abraham Groening, so sein voller Name, hatte doch eigentlich einen Ruf als interviewscheuer, zurückgezogen lebender Zeichner zu verteidigen. Seine Statements sind rar gesät, und versucht man sich der Person Groening zu nähern, scheint es zunächst schwer, Privates von ihm zu erfahren. Da er aber schon so lange im Geschäft ist, fügt sich aus diversen, älteren und neueren Artikeln und seinen aktuellen Äußerungen zu «Disenchantment» doch ein letztlich unvollendetes Puzzle zusammen.

Groening ist seit 2013 in zweiter Ehe verheiratet und Vater dreier leiblicher Söhne sowie einer Stieftochter. Religiös ist er nicht, er selbst beschreibt sich als Agnostiker. Ein berühmtes Zitat von ihm lautet: „Gibt es einen Gott? Wenn es einen Gott gibt, sprechen alle Anzeichen dafür, dass er mich hasst“. Zudem sieht er sich als politisch liberal an, was er auch durch mehrere Sympathiebekundungen zu Politikern der Demokatischen Partei Amerikas untermauerte. Mittlerweile ist er rund 500 Millionen Dollar schwer und kaufte sich 2011 eine Villa im kalifornischen Santa Monica.

Sein Talent scheint ihm in die Wiege gelegt worden zu sein. Bereits Vater Homer arbeitete als Filmemacher und Cartoonist, Großvater Abraham lehrte an einer freien Kunsthochschule. Er selbst gab gegenüber dem kanadischen Musikmagazin Exclaim! an, sich bereits in seinem Jugendzimmer in Oregon in die Welt der Popkultur geträumt zu haben. Dass er dieses Ziel als Schöpfer einer Kultserie erreichen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Schließlich war Groening schon immer sehr musikinteressiert. Nach seinem Umzug nach Los Angeles hatte er eine eigene Musik-Kolumne namens „Sound Mix“ in der alternativ geprägten Zeitung Los Angeles Reader. Allerdings besprach er dort hauptsächlich nie veröffentlichte Releases nicht-existenter Bands, nur um in der nächsten Woche zu beteuern, dass diesmal doch alles der Wahrheit entsprechen würde. Sein Musikgeschmack ist vielfältig, als seine Lieblingsband gibt er jedoch Frank Zappa and The Mothers of Invention an, eine kalifornische Rockband.

Allerdings hört er nicht nur gerne Musik, er macht sie auch selbst. Und zwar als Schlagzeuger der Rockgruppe „The Rock Bottom Remainders“. Das Besondere an dem musikalischen Kollektiv? Es besteht ausschließlich aus Autoren und Comiczeichnern. Kein geringerer als Stephen King fungierte bereits als Gitarrist der Band. Trotz seiner Begeisterung für Musik, entschied er sich für eine Karriere als Zeichner und Autor, in der er bereits vor seiner Fernsehzeit einen großen Erfolg feierte. Die Comicreihe Life in Hell stammt aus seiner Feder und wird bis heute in 250 Zeitungen abgedruckt. Sie bebildert das Leben in LA und zierte im April 1980 erstmals eine Seite im bereits erwähnten Los Angeles Reader.

Rund 38 Jahre später also «Disenchantment». Autor Josh Weinstein, der für seine Arbeit für «The Simpsons» mit drei Emmys ausgezeichnet wurde, beschreibt im Kölner Stadtanzeiger Groenings Begeisterung für die Idee einer Animations-Fantasyserie und die ersten Brainstormings dazu. Groening habe unzählige Notizbücher in der Schublade, mit Ideen, Szenarien und Entwürfen. Er stellte den Anspruch an sich selbst Sehgewohnheiten und Klischees auf den Kopf zu stellen, gleichzeitig wollte er laut eigener Aussage gegenüber Exclaim! eine ernste Geschichte mit Witz anreichern und die Serie bloß nicht zu einer Parodie ausarten lassen. Die Welt ist ähnlich wie der Simpsons und «Futuramas» beliebig erweiterbar, was Groenings Arbeitsethos gut beschreibt. Es mag nicht viel Output geben, was er aber anpackt, macht er richtig. Und wenn an einem „unkreativen Tag“ die Simpsons entstanden, lässt sich erahnen wozu der Mann an kreativen Tagen fähig ist.
16.08.2018 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/103061
Christopher Schmitt

super
schade


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Tags

Disenchantment Futurama Futuramas The Simpsons Tracey Ullman Show

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