Kommenden Donnerstag zündet Sky mit Sky1 seine neue Entertainment-Rakete, gleich mit zwei Eigenproduktionen an den ersten beiden Abenden. Diese waren natürlich Thema im Interview mit Christian Asanger, dem Vice President Entertainment Channels bei Sky. Uns erzählt er auch, wo er mit Sky hin will, in welchen Genres entwickelt wird und welche nicht auf seiner Agenda stehen.
Zur Person: Christian Asanger
Der "Sky1-Chef" arbeitet seit August für Sky als Vice President Entertainment Channels. Asanger war zuvor Creative Director bei Sony Pictures Television. Davor war er unter anderem bei Warner Bros. und ProSieben tätig, wo er maßgeblich an der Entwicklung, Gestaltung und Produktion zahlreicher TV-Formate wie zum Beispiel «TV Total», «Quatsch Comedy Club», «Popstars», «Germany’s Next Topmodel» oder «The Bachelor» beteiligt war. Der 46-Jährige hat Kommunikationswissenschaft, BWL und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert. Bei Sky berichtet er an Marcus Ammon, den Gesamtverantwortlichen des Bereichs Film und Entertainment.Herr Asanger, mal allgemein gefragt: Was ist für Sie eine gute Show?
Eine Show, die Emotionen weckt. Die dafür sorgt, dass die Zuschauer lachen, oder weinen oder sich vielleicht auch ärgern. Ein gutes Unterhaltungsformat lässt das Publikum nicht kalt. Mir ist es viel lieber, wenn eine Sendung deutlich polarisiert, als dass sie langweilt. Wir wollen keine gleichförmigen Formate machen, die wie gestanzt wirken. Sie dürfen gerne anecken.
Welche Unterhaltungsformate haben Sie in der jüngeren Vergangenheit wirklich überzeugt?
Da muss ich natürlich «The Voice» nennen. Das war ein echter Game Changer für das Genre und für die Branche. Casting- und Musikformate gab es schon lange Zeit vor «The Voice»: Dass es John de Mol gelungen ist, das Genre auf diese Weise neu zu beleben, ist schlicht ein Meisterstück. So etwas ist aber schwer planbar – selbst einem John de Mol gelingt dies nur alle fünf bis zehn Jahre.
Also müsste Sky1 bis zirka 2022 warten…
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Die ganz großen Hits gibt es eben nicht am Fließband.
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Christian Asanger, Vice President Entertainment Channel bei Sky über echte Game Changer
(lacht) Das heißt ja nicht, dass sonst keine guten Ideen kommen. Nur: Die ganz großen Hits gibt es eben nicht am Fließband. Ein neuer Impuls ging meiner Meinung nach aber auch von «Die Höhle der Löwen» aus, bei der meine Ex-Kollegen von Sony einen tollen Job machen. Sie haben ein relativ altes Format in Deutschland in die jetzige Zeit gehoben. Auch hier: Hut ab. Und als Drittes möchte ich noch «Sing meinen Song» nennen, also auch ein Beispiel aus dem Musikbereich, das aber zeigt, dass man solche Geschichten auch mal anders zeigen und erzählen kann.
Das dürfte den Produzenten durchaus Mut machen. Ihr großes Zugpferd zum Start von Sky 1 soll nun die Kochshow «Masterchef» werden – und somit ein Konzept, das weltweit ziemlich erfolgreich ist. Nur in Deutschland sind davon schon Adaptionen in Sat.1 und bei VOX gescheitert. Wenn ich böse bin, sage ich: Wieso nehmen Sie eine Sendung, die hier zwei Mal scheiterte?
Diese Frage haben wir uns natürlich selbst gestellt. Fakt ist: Wir haben hier die erfolgreichste Kochshow der Welt. In 56 der 58 Länder, in der sie läuft, ist das Format ein Hit. Ja, in Deutschland hat es zwei Mal nicht geklappt. Aber warum? Wir haben uns dieses Mal ganz bewusst sehr nah am originalen Format orientiert und es auch bei dem englischen Titel belassen, der so in Deutschland noch nicht bekannt war. Auch unser Storytelling wird sich von dem klassischer Casting-Shows unterscheiden. Unser «Masterchef» hat eine neue Tonalität. Besonders wichtig sind natürlich immer die Köpfe der Sendung – unsere Jury etwa. Mit Ralf Zacherl habe ich schon vor 15 Jahren bei ProSieben gearbeitet; toll, wie er sich entwickelt hat. Zacherl ist unseren Analysen zufolge einer der fünf bekanntesten TV-Köche Deutschlands. Dazu kommt mit Sybille Schönberger die einst jüngste Sterneköchin Deutschlands und mit Justin Leone ein echter Charakter. Er ist Kanadier, lebt hier seit fünf Jahren und spricht schon wirklich gut Deutsch. Wir wollen «Masterchef» mit viel Personality machen – und mit besonders vielen Outdoor Challenges. Wir gehen raus aus dem Studio, hin direkt zu den Menschen.
Das bedeutet, dass Sie gar nicht im Studio drehen?
Doch, wir haben ein sehr tolles Studio, mit geerdeten Farben und Wohlfühl-Atmo. Aber wir wollten so viel wie möglich auch außerhalb drehen. Deswegen haben wir viele aufwändige Außendrehs in das Showkonzept integriert, wir haben zum Beispiel am Hamburger Hafen Fisch zubereitet, waren in der Pfalz auf einem Weingut, haben am Tegernsee für Trachtler gekocht. Unser Opening fand vor der Schloss-Kulisse in Neuwied statt. Das waren beeindruckende Bilder, als die 120 Teilnehmer dort ankamen.
Sie sprechen von den Teilnehmern, das A und O einer jeden Sendung…
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Egal wo, ob in Indien oder in Europa, immer gilt: The Cast is the key.
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Christian Asanger, Vice President Entertainment Channel bei Sky
Ich habe lange Jahre den «Bachelor» weltweit gemacht. Egal wo, ob in Indien oder in Europa, immer gilt: The Cast is the key. Ähnlich ist es bei «Masterchef» - und ich kann Ihnen sagen: Wir haben sensationelle Kandidaten gefunden. Wir haben 18-Jährige, die so fantastisch kochen können, wir haben 60-Jährige, die dem in nichts nachstehen. In diesen Kandidaten und ihren Geschichten liegt unser USP. Eins ist mir bei unserem Format sehr wichtig, weil es das woanders nicht so gibt: Bei uns sind die Teilnehmer wirklich Hobbyköche: Jeden, der mit dem Kochen schon Geld verdient, haben wir rausgenommen.
Sky1 ist ja aber nicht nur «Masterchef» und nach gut drei Monaten ist dann auch die erste Staffel rum. Sie haben noch eine Verstecke-Kamera-Show angekündigt, ein englisches Format, in dem Hunde fliegen lernen sollen. Welche Genres sind weiterhin vorstellbar?
«Mitfahr-Randale» ist eine Eigenkreation unserer Partner der SEO. Ein tolles Format. Menschen wollen von A nach B mitfahren und erleben dort ihr blaues Wunder. Die Fahrer sind nämlich Comedians von uns und sorgen für teils böse Überraschungen. Je mehr Kilometer die Mitfahrer aushalten, desto mehr Geld gewinnen sie – was sie natürlich nicht wissen. Wo Sie aber von möglichen Genres sprechen: Sehen Sie, wir haben unsere Abende etwas aufgeteilt. Montags haben wir unseren Lifestyle-Abend. Da wird es nicht immer Koch-Formate geben, sondern auch mal Factual und Reality. Dienstag wird unser Frauenabend mit tollen Serien, etwa «Madam Secretary» direkt zum Start. Mittwoch haben wir Crime im Angebot, «The Tunnel: Sabotage» oder später auch «Wentworth». Der Donnerstag ist für Action reserviert, «Shooter» ist hier ein Beispiel. Und am Freitag wollen wir die Zuschauer mit Humor ins Wochenende begleiten – die «Mitfahr-Randale» gesellt sich da zu HBO-Comedies. Und in vielen dieser Genres, die ich Ihnen genannt habe, entwickeln wir auch eigene Sendungen.
Wir suchen also Comedy-Shows, frauenaffine Formate, Lifestyle-Sendungen, Shows die jedermann bzw. jede Frau begeistern.
Eins darf man nicht vergessen: Sie gucken sicher auch intensiv auf England und Italien. Und in Italien holt ein Format namens «X-Factor», das hier einst bei VOX lief, teils mehr als vier Millionen Zuschauer. Das wäre doch was für Sie?
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In Italien und England gibt es den Sender schon viele Jahre, dort ist man viel weiter. Wir brauchen in Deutschland also etwas Zeit. Wir wollen mit unserem neuen Entertainment-Sender eine neue Farbe schaffen.
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Christian Asanger, Vice President Entertainment Channel bei Sky
Natürlich befinden wir uns stets in engem Austausch mit unseren Kollegen in England und Italien und sprechen auch im Unterhaltungsbereich über die Möglichkeit von gemeinsamen Produktionen. Was wir bei Sky Arts schon machen, ist natürlich auch für Sky1 denkbar. Aber Sie müssen sehen: In Italien und England gibt es den Sender schon viele Jahre, dort ist man viel weiter. Wir brauchen in Deutschland also etwas Zeit. Wir wollen mit unserem neuen Entertainment-Sender eine neue Farbe schaffen. Unser Managing Director Content bei Sky plc, Gary Davey, sagt immer: Sky hatte bisher zwei Beine: Filme/Serien und Sport. Aber ein Hocker steht nicht gut auf zwei Beinen. Sky 1 wird nun unser drittes Standbein.
Im Sport definiert sich Sky vor allem über seine Moderatoren und Kommentatoren. Wird es bei Sky1 auch eigene und exklusive Sendergesichter geben und wen haben Sie da im Auge?
Wir werden dem Sender nicht nur ein Gesicht geben, sondern gleich mehrere. Seien Sie also gespannt, Sky 1 wird sich kontinuierlich weiterentwickeln.
Die Branche wünscht sich ja immer ein bisschen eine Wiederbelebung der klassischen Late-Night. Ist Sky1 ein guter Ort für ein solches Experiment?
Da müssten wir erstmal „klassische Late-Night“ definieren. Ich kann Ihnen sagen: Wenn Sie damit ein Daily-Format meinen, dann steht das momentan nicht auf unserer Agenda. Aber ich hatte ja schon gesagt, dass wir durchaus im Comedy-Bereich Entwicklungen vorantreiben.
Über Ihren HBO-Deal könnten Sie auch die Show «Last Week Tonight» mit John Oliver zeigen. In England läuft das Format. Bei Sky1 in Deutschland vermissen wir es.
Wir haben uns vorerst dagegen entschieden. Wir glauben, dass sich das Format, das sehr von seiner Sprache lebt, nur schwer transferieren lässt. Wenn wir «Dogs might fly» zeigen, das bildgewaltig ist, dann ist das was anderes. Das kann man subtiteln oder synchronisieren – bei John Oliver wäre mir das zu „nischig“. Aber: Sage niemals nie, es ist nicht ausgeschlossen, dass das irgendwann mal kommt.
Die Branche, vielleicht auch mancher Zuschauer, wünscht sich ja schon seit langem die Rückkehr vom Quiz-Genre, das zur Zeit ja auch ARD und RTLplus aufleben lassen. Wie stehen Sie dem gegenüber?
Bei Sky1 sehe ich eine klassische Quizshow in einem ersten Schritt noch nicht; wenn dann eher eine mit einem Comedy-Twist.
Danke für das Gespräch.
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