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«Narcos»: Pablo Escobar und sein Imperium

Eine Serie mit Suchtpotential. «Narcos» erzählt die Geschichte von Pablo Escobar, einem der berüchtigsten Drogenbarone der Geschichte.

Cast & Crew

  • Regisseur: José Padilha
  • Executive Producers: José Padilha, Eric Newman, Chris Bancato, Doug Miro, Carlos Bernard
  • Cast: Wagner Moura («Tropa de Elite», «Elysium»), Boyd Holbrook («Gone Girl», «Milk»), Pedro Pascal («Game of Thrones»), Joanna Christie, Juan Pablo Raba
  • Produktionsunternehmen: Gaumont International Television
„Wir hatten keine Ahnung, auf was wir uns da eingelassen haben“. 80er Jahre. Steve Murphy (Boyd Holbrook) ist jung, ambitioniert und Idealist. Der Agent der US-amerikanischen Drogenvollzugsbehörde DEA hatte es in seiner kurzen Karriere bisher nur mit kleinen Gras-Dealern zu tun. Als er sich freiwillig für den Kampf gegen die neue Mode-Droge Kokain meldet und gemeinsam mit Frau und Katze nach Kolumbien zieht, gerät er ins Visier eines Drogenbarons, der unbesiegbar scheint: Pablo Escobar (Wagner Moura).

Das neue Netflix-Drama «Narcos» erzählt die Geschichte des berühmt-berüchtigten und brutalen Drogenbarons, der in die lateinamerikanische Geschichte eingehen sollte. Auf sein Konto gehen zahllose Morde, Entführungen sowie ein Drogenkrieg, der Kolumbien in seinen Grundfesten erschüttern sollte. Auf der Grundlage intensiver Recherchen zeigt «Narcos», wie der Aufstieg Escobars zum einflussreichsten Drogenhändler der Geschichte begann, wie er sein Geld verdiente und auf welche Art und Weise er seine Macht sicherte und weiter ausbaute.

Es ist ein überraschend neutraler Blick auf die Geschichte Escobars und seines Medellín-Kartells, den Produzent und Regisseur José Padilha mit «Narcos» vermittelt. Man baut als Zuschauer bereits nach kurzer Zeit sogar eine Bindung zum skrupellosen Drogenboss auf. Filme und Serien, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen, betonen in aller Regel die Grausamkeiten und Abgründe des Drogengeschäfts – was man Padilha nicht absprechen kann: Alleine in den ersten 15 Minuten der Serie sterben, grob geschätzt, 50 Menschen. Der Regisseur hat keine Scheu davor, Vergewaltigungen oder Massenhinrichtungen offen zu zeigen. Der Brasilianer bewies darüber hinaus mit dem Streifen «Tropa de Elite» schon vor Jahren, dass er Bandenkriege und das militärische Vorgehen gegen sie geschickt auf Film festhalten kann.

Aber Padilha zeigt auch die andere Seite der Medaille: Die Konsequenzen des von den USA ausgerufenen „War on Drugs“. Die politische Einmischung des Landes in Lateinamerika, das – je nach aktueller Strategie – Gruppen stärkte, die sich letztlich als die Falschen herausstellten. Die fragwürdigen Mittel, mit denen die DEA gegen die Kartelle vorging. Oder Escobars teilweise guter Ruf als „Robin Hood der Armen von Medellín“ in der kolumbianischen Bevölkerung, weil er seinen Reichtum – zeitweise war er laut Forbes Magazine der siebtreichste Mann auf dem Globus – verteilte und unter anderem Krankenhäuser und Schulen finanzierte. Die Serie ist dabei durchaus moralisch, zeigt jedoch nicht mit dem Finger auf bestimmte Personen, sondern beleuchtet all die grausamen Seiten der Geschichte Escobars, seiner Konkurrenten und der DEA.

Wir wollten eine Serie erschaffen, die in zwei verschiedenen Welten funktioniert. Es sollte für die amerikanischen Zuschauer ebenso interessant sein wie für die lateinamerikanischen. Dazu mussten wir eben die Geschichte der DEA erzählen.
José Padilha, Regisseur und Executive Producer
«Narcos» bewegt sich zwischen verschiedenen Extrema: Die drastischen Bilder von Tod und Vergewaltigung auf der einen Seite, auf der anderen der seltene, aber gut getroffene Humor. Als es um die Geldwäsche des Escobar-Imperiums ging, stellte Steve Murphy aus dem Off trocken fest: „Auf dem Papier besaß Pablo das lukrativste Taxiunternehmen aller Zeiten. Er hatte nur drei Wagen, verdiente damit aber über 5 Millionen Dollar pro Woche“.

Die Off-Stimme Murphys ist dabei eines der zentralen Merkmale der Serie. Der resignierte DEA-Agent, der Escobar und seinem Medellín-Kartell scheinbar machtlos gegenübersteht, berichtet rückblickend über die Geschichte des Drogenbarons und sorgt mithilfe seiner Aussagen für erneute Spannungsschübe. Durch Steves Erzählung lernt der Zuschauer einiges über die Rollen der Polizei, der Politik und der Bevölkerung im Kampf zwischen der DEA und Escobars Kartell. Murphys Charakter basiert auf dem gleichnamigen, mittlerweile pensionierten DEA-Agenten, der den Produzenten und Schauspielern aus erster Hand seine Sicht der Dinge vermittelte.

Bei «Narcos» lässt sich Netflix auf eine weitere kleine Besonderheit ein: Die Serie wurde zweisprachig gedreht: Englisch und Spanisch. Das sorgt für einen Schub an Authentizität, denn so läuft einem auch gerne mal ein kalter Schauer über den Rücken, wenn Pablo Escobar seine Drohungen ausspricht: „Silber oder Blei?“. Die spanischen Passagen wurden untertitelt, die englischen Teile auf Deutsch synchronisiert. Unterfüttert wird die Serie mit historischen Aufnahmen, unter anderem einer TV-Ansprache von US-Präsident Ronald Reagan und seiner Frau Nancy. Darüber hinaus wurde keine einzige Szene im Studio aufgenommen: Die Serie entstand vollständig an den Original-Schauplätzen, unter anderem in Bogotá und Medellín.

Mir war besonders wichtig, dass die Geschichte ehrlich erzählt wird. Die jeweiligen Beteiligungen sollten offensichtlich und eindeutig dargelegt werden und auch der Bezug zum Heute nicht verloren gehen.
Eric Newman, Executive Producer
Fazit: Netflix ist ein Phänomen: Bei seinen Eigenproduktionen leistet sich der Streaminganbieter nicht einen einzigen Ausrutscher. Die zweite – zumindest zur Hälfte – spanischsprachige Serie nach «Club de Cuervos» ist ein stark inszeniertes Drama, das den Aufstieg Pablo Escobars zum Drogenbaron und dem Kampf gegen seine Person packend erzählt.

«Narcos» ist seit dem 28. August 2015 auf Netflix abrufbar.
29.08.2015 12:31 Uhr Kurz-URL: qmde.de/80430
Robert Meyer

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Tags

Club de Cuervos Narcos Tropa de Elite

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