Zum Kinostart von «Rico, Oskar und das Herzgebreche» traf Quotenmeter.de die «Germany's Next Topmodel»-Gewinnerin Barbara Meier in Berlin zum Interview. Mit uns spricht sie über ihre neue Karriere als Schauspielerin, über den Respekt vor den Kollegen und über die Arbeit mit Kindern.
Zur Person
Barbara Meier wurde 1986 im bayerischen Amberg geboren und wurde der breiten Masse durch ihre Teilnahme an der zweiten Staffel der Castingshow «Germany's Next Topmodel» bekannt, aus welcher sie als Siegerin hervorging. Es folgten diverse Foto- und Werbekampagnen, unter anderem für Pantene, C&A, Disneyland Resort Paris und Maybelline. 2010 startete Meier ihre Schauspielkarriere mit dem Mysterythriller «Die Schreie der Vergessenen», der bei Pro Sieben ausgestrahlt wurde. Ihre Vita als Akteurin umfasst bis heute über ein Dutzend Fernsehproduktionen. Mit «Rico, Oskar und das Herzgebreche» ist sie nun das erste Mal auf der großen Leinwand zu sehen.Sie haben sich damals dazu entschlossen, Ihre Karriere mit einer Teilnahme bei «Germanys Next Topmodel» zu beginnen. Wie stehen Sie rückblickend zu der Entscheidung, wie sehr hat sie Ihr Leben beeinflusst und würden Sie es heute nochmal genauso machen?
Ich glaube, für mich war das genau der richtige Weg. Vermutlich würde ich es jetzt nochmal genauso machen. Vorausgesetzt, ich wäre noch einmal so jung wie damals. Mit 28 Jahren noch einmal zu «Germanys Next Topmodel» gehen ist wohl ein bisschen schwierig, aber damals war das, glaube ich, die richtige Entscheidung, die mein Leben natürlich einmal komplett auf den Kopf gestellt hat. Es war einfach nichts mehr so, wie es vorher war. Dadurch, dass ich plötzlich in der Öffentlichkeit stand, durfte ich natürlich viele, schöne Sachen erleben und viele Träume von mir sind in Erfüllung gegangen. Ich durfte viel reisen und fremde Länder kennenlernen, doch natürlich gibt es auch negative Seiten. Man hat viel Stress, nicht mehr so viel Privatsphäre, man sieht seine Freunde nicht mehr und steht eigentlich permanent unter Beobachtung. Ich würde es aber trotzdem wieder genauso machen. Ich habe dadurch so viele Erfahrungen sammeln können, viel erleben dürfen, bin viel reifer geworden und habe einfach leben können.
Sie haben die Staffel damals gewonnen und damit einen Modelvertrag als Preis erhalten. Irgendwann haben Sie sich dann allerdings verstärkt der Schauspielerei gewidmet. Wie kam es dazu?
Ich wollte eigentlich immer Schauspielerin werden. Das war schon immer ein Traum von mir. Aber ich habe das tatsächlich lange Zeit als einen Traum abgetan, der nie in Erfüllung gehen wird. Daher wusste ich auch immer nicht so recht, ob ich mich daran einmal versuchen soll. Und vor allem: wie? Dann habe ich ganz spontan ein Angebot für eine Rolle in einem Mystery-Thriller bekommen, was eine ganz coole Sache war, da ich ein gehörloses Medium spielen durfte. Das war was ganz anderes im Vergleich zu dem ist, was ich sonst machen durfte. Durch die Arbeit an diesem Projekt habe ich dann erst so richtig gemerkt, welch großen Spaß mir die Schauspielerei macht. Auf einmal konnte ich mir vorstellen, mehr in diesem Bereich zu machen und mich dort weiterzuentwickeln. Ich mag das Modeln immer noch wirklich gern und es macht mir großen Spaß. Aber ich bin dort irgendwann einfach nicht mehr weitergekommen. Auftraggeber haben sich geändert, die Magazine und die Fotografen ebenfalls. Aber ich selbst konnte mich nicht mehr entwickeln, auch weil ich mit meinen jungen Jahren bis dato schon viel gesehen hatte. Im Schauspiel kann ich zum einen lernen; ich war auch in New York an einer Schauspielschule, denn ich habe wahnsinnigen Spaß daran, mich immer wieder zu verbessern und zu sehen, was klappt noch nicht so gut und woran kann man arbeiten. Im Schauspiel gibt es sehr viel mehr Möglichkeiten, sich selbst zu entfalten und neu zu entdecken. Jede Rolle ist anders und jedes Mal lernt man sich auch selbst ein Stückchen besser kennen. Außerdem kann man sich selbst viel mehr einbringen. Man geht nicht bloß ans Set und tut das, was die Leute dort von einem verlangen. Stattdessen kann man seine eigenen Vorstellungen in die Arbeit mit einfließen lassen, woran ich auch selbst wachsen kann.
Ist das dann auch einer der größten Unterschiede innerhalb der einzelnen Branchen? Sie haben ja sämtliche Bereiche im Showgeschäft mitbekommen: vom Modeln, über das Fernsehen bis hin zum Film.
Was die Branche angeht, so habe ich ja jetzt vor allem größere Projekte. Ich arbeite nicht mehr nur an einem einzigen Tag, wie es in der Modelwelt meistens ist, sondern es sind hier immer mehrere Tage am Stück. Man dreht, man hat vorher noch Kostümbesprechungen oder trifft sich mal mit dem Regisseur um die Rolle durchzugehen. Es ist also alles wesentlich zeitraubender. Das ist ein großer Unterschied. Ein weiterer Unterschied ist der, dass man beim Modeln zwar auch mit seinen Gefühlen arbeitet, diese aber immer irgendwo die eigenen bleiben. Im Schauspiel ist das etwas völlig anderes, weil man eine andere Rolle annimmt und sich in einen anderen Charakter einfühlen muss. Das hat mich anfangs schon ein wenig überrascht, denn ich dachte, im Grunde ist die Schauspielerei ja wie Modeln, nur mit Bewegtbild anstatt mit Standbild. Jetzt weiß ich: es ist etwas ganz Anderes. Wobei ich nicht sagen würde, dass das Eine besser und das Andere schlechter ist.
Kommen wir nun zum Film. «Rico, Oskar und das Herzgebreche» ist der zweite Teil einer Trilogie. Kannten Sie den ersten Teil, als Sie für die Rolle für dieses Projekt angeboten bekamen?
Gesehen hatte ich den ersten Teil nicht, aber als ich die Rolle angeboten bekam, habe ich mir ein paar Ausschnitte angeschaut und war von dem Projekt hin und weg. Die Bücher sind toll geschrieben und so musste ich mir wirklich nicht lange überlegen, ob ich mitspielen wolle.
Im Vergleich zu einigen anderen Kollegen wie Moritz Bleibtreu, Annette Frier oder Katharina Thalbach sind Sie ja noch recht neu in der Filmszene. Wie hat man sich das vorzustellen, wenn eine Newcomerin wie Sie auf alteingesessene Showhasen trifft?
Ich bin nicht aufgeregt, wenn ich meine Kollegen am Set treffe. Dafür habe ich, glaube ich, einfach schon zu viele Leute gesehen und mit ihnen arbeiten können, als dass Nervosität da noch eine Rolle spielen würde. Ich finde es spannend, mit Menschen zusammenarbeiten zu können, die schon so viel länger im Geschäft sind, als ich. Ich bin jemand, der gern beobachtet und versucht, sich irgendwelche Sachen abzugucken. So habe ich zum Beispiel schon mit Christiane Hörbiger drehen dürfen und fand es unheimlich spannend, zu sehen, wie so eine Grande Dame an ihre Arbeit herangeht. Man kann da wahnsinnig viel lernen.
Haben Sie ein Vorbild im Bereich der Schauspielerei?
Eigentlich nicht. Ich glaube, jeder muss in der Schauspielerei seinen eigenen Weg gehen oder finden. Zu sagen, jemanden super zu finden und genau so sein zu wollen wie derjenige, damit kommt man nicht weiter. Ich werde und will mir da meinen eigenen Weg suchen.
Haben Sie bei der Arbeit mit den beiden Hauptdarstellern Anton Petzold und Juri Winkler feststellen können, dass so junge Leute noch anders an den Job herangehen, weil sie eben noch so frisch und unverbraucht sind, dass die noch voller Enthusiasmus sind und vielleicht sogar mehr als die erwachsenen Kollegen?
Ich habe gemerkt, dass es bei den Kindern tatsächlich noch Schauspielen ist. Die spielen sehr viel mehr noch und gehen da nicht so ernsthaft an die Sache. Dabei reflektieren sie auch nicht so sehr über sich selbst und überlegen nicht, wie sie in welchem Moment rüberkommen. Kinder können sich da noch mehr loslösen, gehen freier in die Szenen rein, was sehr erfrischend ist. Dadurch entwickeln sie natürlich auch noch eine richtige Spielfreude, was zum Teil natürlich auch mit Arbeit für uns verbunden ist. Wenn die Kamera aus ist und lange Wartezeiten anstehen, dann bringen die Kids wirklich frischen Wind ans Set. Denn während sich die Erwachsenen alle in Ruhe irgendwo hinsetzen und warten, verlangen die Kinder Interaktion und fragen, wann es weitergeht und worauf denn überhaupt gewartet wird. Das bringt natürlich viel Leben an so ein Filmset, aber lockert die Arbeit wirklich auf, weil die Kinder die Arbeit von einem selbst natürlich auch nochmal mit ganz anderen Augen sehen.
Mir kam es so vor, als hätte der Regisseur seinen Film so gedreht, als hätte er mit Kinderaugen durch die Kamera gesehen. Gleichzeitig ist es ein sehr erwachsener und auch sehr weiser Film. Wie haben Sie «Rico, Oskar und das Herzgebreche» aufgefasst?
Als Kind findet man sich einfach in dem Film wieder. Wir haben zwei tolle Hauptdarsteller, die zwei genauso tolle Figuren verkörpern. Und alles wird von der Message ummantelt, dass man alles schaffen kann, wenn man zusammenhält. Rico und Oskar wären alleine sehr gefährdet, Außenseiter zu werden. Aber gemeinsam übertreffen sie nahezu alle Erwachsenen, sind viel cooler und stärker und können sogar Verbrechen aufklären. Es ist ein Film über Freundschaft, dessen Botschaft Kinder vielleicht noch gar nicht so bewusst wahrnehmen. Aber trotzdem ist er gerade für sie sehr wertvoll.
Wenn Sie mit Ihrem jüngeren Ich – in etwa so alt wie Juri und Anton – heute eine Botschaft mit auf die Reise geben könnten, welche wäre das?
Ich glaube, ich würde mir raten, dass ich an mich selber glauben muss. Ich habe bei mir immer gemerkt, dass ich von äußeren Einflüssen sehr schnell verunsichert werden kann. Und ich glaube, wenn man ein festes Ziel hat und seinen Weg verfolgt, dann ist das genau das Richtige. Tief innen drin weiß man, was man will und wenn man darauf hört, dann kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.
Wir bedanken uns herzlich bei Barbara Meier für das angenehme Gespräch!
Lesen Sie auch unsere Kino-Kritik zu «Rico, Oskar und das Herzgebreche». Die Review finden Sie hier!
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