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Irgendwann erwischt es alle...

Mit «CSI» und «American Idol» verabschieden sich bald die ehemals erfolgreichsten Formate des amerikanischen Fernsehens. Eine Zäsur?

Viele Jahre lang haben «American Idol» und «CSI» klar die amerikanischen Quotencharts angeführt. Mehr noch: Beide Formate waren nimmermüde Cash-Cows für ihre jeweiligen Sender, Produktionshäuser und Macher:

«American Idol» hatte in der Spitze gut vierzig Millionen Zuschauer, war der wichtigste Ankerpunkt des FOX-Line-ups, in dessen Fahrwasser «House», «Bones» und «Glee» zu Hits wurden. Die Show machte unter Anderem Kelly Clarkson, Chris Daughtry, Carrie Underwood und Jennifer Hudson zu Weltstars, die Millionen von Platten verkauft haben.

«CSI» hatte derweil großen Anteil am Turnaround von CBS, vom angestaubten Opa-Sender, der mit «Mord ist ihr Hobby» und «Dr. Quinn» amerikanische Senioren in den Schlaf sendete, hin zu einem auch für jüngere Zuschauer interessanten Network, das spannende Stoffe modern erzählen konnte. Zu Hochzeiten bestückte «CSI» mit seinen – ebenfalls erfolgreichen – Spin-Offs in Miami und New York drei volle Stunden des CBS-Line-ups. Produzent Jerry Bruckheimer war einer der wichtigsten Garanten für den anhaltenden Erfolg des Senders.

Vor gut einem Jahrzehnt waren die Claims abgesteckt: «American Idol» stand als erfolgreichstes Format des amerikanischen Fernsehens ganz an der Spitze, «CSI» belegte als erfolgreichste Serie Platz zwei in der Gesamtwertung.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Denn obwohl «CSI» und «American Idol» auch vergangenes Jahr beim amerikanischen Gesamtpublikum in der Top20 abschneiden konnten, sind sie doch weit weg von der Pole Position. Viele andere Formate stehen vor ihnen in der Zuschauergunst. «NCIS» und sein Spin-off «NCIS: Los Angeles». «The Big Bang Theory». «The Voice». «The Blacklist». «Scandal». Und noch einige mehr.

Trotz sinkender Zuschauerzahlen wird man es sich bei FOX und CBS zweimal überlegt haben, bevor man diese beiden prägenden Formate abgesetzt hat. Nach jeweils fünfzehn Staffeln gehen beide nun zu Ende – «CSI» im September mit einem zweistündigen Film, «American Idol» nächsten Mai.

Auch wenn diese Einstellungen nach dem seit Jahren überschrittenen Zenit und den gesunkenen Zuschauerzahlen nicht so ganz überraschend kamen, sind sie doch eine Zäsur: Die beiden vor zehn Jahre noch erfolgreichsten Formate des amerikanischen Fernsehens sind bald weg.

Ein Blick auf die derzeit erfolgreichsten Sendungen offenbart jedoch, dass sich die Trends in den zurückliegenden zehn Jahren nicht völlig verschoben haben. Im Gegenteil: «Empire», der größte Hit der vergangenen Season, erzählt seine Familienzwiste und –intrigen so abgedreht (und damit oft schwer glaubwürdig), wenn freilich nicht weniger addictive, dass man sich zeitweise an «Dynasty» (die Nummer Eins der Season 1985/86) erinnert fühlte. «NCIS» und seine Spin-offs «NCIS: Los Angeles» und «NCIS: New Orleans» weisen zahlreiche konzeptuelle Parallelen zum «CSI»-Franchise auf. Und «Big Bang Theory», die derzeit mit Abstand erfolgreichste Sitcom, hat nun – trotz aller Hypes – nicht gerade das Genre neu erfunden.

Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass in der nächsten Season mit dem Abgang der ehemaligen Top2 eine Ära im amerikanischen Fernsehen zu Ende geht. Vielleicht ist «CSI» die letzte Serie gewesen, die über Jahre hinweg im Schnitt stabil mehr als zwanzig Millionen Zuschauer einfuhr. Vielleicht war «American Idol» das letzte Format, das es in manchen Jahren durchschnittlich auf über dreißig Millionen schaffte.

Aber vielleicht wartet der nächste Megahit ja schon im Line-up der nächsten Season. Vielleicht gehen die Quoten von «Empire» noch weiter durch die Decke als bisher und erreichen alte «CSI»-Dimensionen.

Das wäre nicht nur ein Triumph für FOX, sondern für das Network-Fernsehen an sich, dessen Reichweiten in den vergangenen Jahren freilich rückläufig waren.
15.05.2015 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/78238
Julian Miller

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