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TV-Markt im Dezember: Große Verluste zum Jahresende

Das ZDF manifestierte seine Vormachtstellung durch weitere Gewinne abermals, doch dahinter gab es beinahe ausnahmslos Verlierer. Nur Sat.1 konnte mit seinem Jahresabschluss zufrieden sein.

Wie so oft in diesem Jahr gehörten die erfolgreichsten Ausstrahlungen des deutschen Fernsehens der «Tatort»-Reihe an. Gleich drei der fünf reichweitenstärksten Sendungen verzeichnete der ARD-Kultkrimi, wobei «Der sanfte Tod» am ersten Sonntag des Monats als einziger die Zehn-Millionenmarke überstieg. Mit 10,19 Millionen war man etwas stärker unterwegs als «Das verkaufte Lächeln» mit 9,71 Millionen und «Der Maulwurf» mit immerhin noch 8,47 Millionen. Mithalten konnte da nur der «Polizeiruf 110» und die Abschiedssendung von «Wetten, dass..?», die sich noch einmal auf 9,27 Millionen Fernsehende steigerte. Mit 32,5 Prozent aller sowie 27,8 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer wurde zudem in beiden Konsumentengruppen der höchste Primetime-Marktanteil des gesamten Monats eingefahren. Mit derart hohen Werten konnte RTL nicht konkurrieren, doch dank «Bauer sucht Frau» und «Wer wird Millionär?» platzierte sich der Privatsender gleich acht Mal oberhalb der Fünf-Millionenmarke - bis zu 6,41 Millionen sahen die Hits am Montag.

In der werberelevanten Zielgruppe war neben «Wetten, dass..?» und «Tatort» auch ProSiebenSat.1 für die stärksten Marktanteile im Abendprogramm verantwortlich: «Schlag den Raab» interessierte durchschnittlich genau zwei Millionen junge Menschen mit seiner Jubiläums-Ausgabe, «Kevin - Allein in New York» kam zu späterer Stunde an Heiligabend auf 20,9 Prozent dieser Zuschauergruppe - nachdem der erste Teil zuvor bereits tolle 18,0 Prozent verbuchte. Der RTL-Rückblick «Menschen, Bilder, Emotionen» verbuchte 19,5 Prozent, wofür am hart umkämpften Sonntagabend allerdings eine deutlich höhere Zuschauerzahl von 2,35 Millionen nötig war. Der Kölner Sender durfte zudem über seine Spielfilme «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2» und «Snow White & The Huntsman» jubeln, die mit 19,1 und 19,0 Prozent der Umworbenen die stärksten Blockbuster des Monats waren. Bei ProSieben sorgte «Total Recall» mit 18,1 Prozent für ähnlich große Begeisterung. Insgesamt lagen die Filme bei Reichweiten zwischen 3,06 und 3,85 Millionen. Und die großen Casting-Shows? Deren Finals kamen mit 19,1 Prozent («Das Supertalent») bzw. 17,7 Prozent («The Voice») der Umworbenen zwar auf sehr gute Werte, waren in der Vergangenheit allerdings auch schon mal für noch größere Erfolge zu haben.

Bei den drei kleineren Sendern machten diesmal vor allem VOX und kabel eins auf sich aufmerksam. Erstgenannter Sender erreichte mit 2,74 und 2,57 Millionen die höchsten Reichweiten des Monats mit den beiden «Eine zauberhafte Nanny»-Streifen, die in der Zielgruppe großartige 12,1 und 10,2 Prozent verzeichneten. Für den höchsten Marktanteil garantierte hier jedoch «Sister Act 2» am Vorabend des Zweiten Weihnachtstages, der sogar 13,2 Prozent generierte. Die Gesamt-Reichweite lag bei tollen 2,05 Millionen. Bei kabel eins durfte man sich über die Resonanz des Europa-League-Gruppenfinals freuen, in der zweiten Hälfte führten 2,22 Millionen Fernsehende zu tollen 9,4 Prozent. In der Zielgruppe war hingegen «Das Wunder von Manhattan» mit 10,1 Prozent stärker als die Fußball-Übertragung unterwegs, die sich mit 7,9 Prozent begnügen musste. Auch insgesamt lief es für den Klassiker am Vorweihnachtstag erfreulich: Tolle 2,20 Millionen gingen mit 7,1 Prozent Marktanteil einher.

Alle Zuschauer (Dezember 2014)


ALLE ZUSCHAUER (DEZEMBER)
11,5
11,8
12,7
12,3
9,5
10,7
3,9
4,0
5,1
5,4
8,0
8,3
5,5
5,7
3,5
3,8
Marktanteile in %  |  Dezember 2014 ggü. November 2014

Beim ZDF dürfte man in diesen Tagen sehr gelassen auf die Quoten blicken, schließlich liegt man mit starken 12,7 Prozent deutlich vor sämtlichen Mitbewerbern. Einen besseren Marktanteil verzeichneten die Mainzer zuletzt im zweiten WM-Monat Juli, als sogar 14,8 Prozent zu Buche standen. Seit Beginn der TV-Saison im September kamen hingegen nur klar schwächere 12,3 bis 12,5 Prozent zustande. Deutlich größere Probleme haben die öffentlich-rechtlichen Kollegen vom Ersten Deutschen Fernsehen, die mit nur 11,5 Prozent erneut hinter ihren Möglichkeiten blieben. Im Vormonat wurden 11,8 Prozent verzeichnet, im Dezember 2013 waren sogar noch deutlich bessere 12,3 Prozent drin.

Bei den Privaten sah es jedoch keineswegs besser aus - im Gegenteil. Kein einziger Sender vermochte auf nennenswertem Niveau zuzulegen, abwärts ging es hingegen für einige deutlich. In vorderster Front ist hier einmal mehr RTL zu nennen, das mit 9,5 Prozent abermals auf einen einstelligen Wert abrutschte. In den Sommermonaten mussten die Kölner derartige Rückschläge bereits hinnehmen, doch bis Oktober verbesserte man sich dann wieder zwischenzeitlich wieder auf bis zu 11,5 Prozent. Gegenüber den zuletzt erreichten 10,7 Prozent ging somit mehr als ein Prozentpunkt verloren, selbst im sehr schwachen Dezember des Vorjahres lief es mit 10,3 Prozent noch immer freundlicher als diesmal. Bei Sat.1 hingegen dürfte man den Umständen entsprechend zufrieden sein, sich mit 8,0 Prozent einigermaßen stabil gehalten zu haben. Und weiter hinten? Da verliert ProSieben von 5,7 auf 5,5 Prozent, VOX gibt auf 5,1 Prozent ab und auch die beiden kleinsten Großen können mit 3,9 Prozent (RTL II) und 3,5 Prozent (kabel eins) das November-Niveau nicht ganz halten.

In Anbetracht dieser Vielzahl an Verlierern bei nur einem Gewinner überrascht es nicht, dass auch die Gesamtbilanz der "Big Eight" nur wenig Anlass zur Freude gibt: Durchschnittlich 59,7 Prozent aller Fernsehenden entschieden sich im letzten Monat des Jahres für die hier analysierten Sender, was einem neuen Tiefstand entsprach. Bislang betrug dieser im August 2014 59,9 Prozent, alle anderen Monate kamen zumindest auf 61,5 Prozent oder mehr. Übrigens: Vor genau einem Jahr kamen Das Erste, ZDF, RTL und Co. noch auf 62,2 Prozent, was zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls einem Allzeit-Tief entsprach. Diesen Wert unterboten 2014 gleich sechs Monate - was abermals die These stützt, dass sich das deutsche Fernsehen immer mehr fragmentiert.


14- bis 49-Jährige (Dezember 2014)


14- BIS 49-JÄHRIGE (DEZEMBER)
6,5
6,6
6,4
5,7
12,2
13,4
6,1
6,4
6,7
7,3
9,8
9,8
11,0
11,5
5,1
5,5
Marktanteile in %  |  Dezember 2014 ggü. November 2014

Ganz anders als beim Gesamtpublikum sind in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen noch immer die Privaten klar dominant. Doch der Zuspruch für die beiden größten Fische im Teich, RTL und ProSieben, bröckelte im Dezember beträchtlich. RTL verlor mit 12,2 Prozent erneut einen erheblichen Anteil an Zuschauern, nachdem bereits die 13,4 Prozent des Vormonats deutlich schlechter waren als die noch im Oktober verzeichneten 14,6 Prozent. Bei ProSieben fällt der Rückgang mit 11,0 statt 11,5 Prozent weniger dramatisch aus, doch hier lässt sich eine kontinuierliche Abwärtstendenz seit September ausmachen. Damals verzeichneten die Unterföhringer noch 11,8 Prozent. Bei Sat.1 blieb alles beim Alten; der Münchner Privatsender erzielte wie schon im Oktober und November 9,8 Prozent in der Zielgruppe. Auch der direkte Vergleich mit dem Vorjahres-Dezember spricht klar gegen RTL (13,0 Prozent) und ProSieben (11,5 Prozent) - und für Sat.1, welches sich damals mit 9,6 Prozent begnügen musste.

Enttäuschung dürfte auch bei VOX vorherrschen, das mit 6,7 Prozent von den WM-Monaten abgesehen erstmals seit Februar wieder die Sieben-Prozentmarke verpasste. Im November konnten sich die Programmverantwortlichen noch über 7,3 Prozent freuen. Von dieser Schwäche profitierten RTL II und kabel eins aber keineswegs: Erstgenannter Kanal rutschte von 6,4 auf 6,1 Prozent, womit es so schlecht lief wie lange nicht mehr. Klammert man den Juni und Juli aus, lag man zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahren unterhalb eines Wertes von 6,3 Prozent. Für kabel eins entschieden sich in den vergangenen 31 Tagen im Schnitt 5,1 Prozent aller Konsumenten, womit der November-Wert verfehlt wurde. Schon im Oktober wurde mit 5,3 Prozent allerdings ein sehr ähnlicher Marktanteil verzeichnet. Bei den Öffentlich-Rechtlichen rutschte Das Erste minimal von 6,6 auf 6,5 Prozent ab, das ZDF überbot hingegen mit 6,4 Prozent erst zum zweiten Mal seit August wieder die Sechs-Prozentmarke.

Der Gesamtbilanz aller acht Sender könnte man eine historische Dimension zuschreiben - wenn man sich nicht schon fast daran gewöhnt hätte, dass sie regelmäßig mit neuen Tiefstwerten aufwartet. Diesmal sahen nur noch 63,8 Prozent aller 14- bis 49-Jährigen zu, womit sogar die 64,9 Prozent vom August noch einmal unterboten wurden. Zwischen September und November hatten sich die acht großen Vollprogramme zwar wieder auf 66,0 bis 67,0 Prozent gesteigert, doch der Negativtendenz tat dies keinen Abbruch - schließlich hatte man vor Jahresfrist in diesem Zeitraum noch deutlich stärkere 68,0 bis 68,8 Prozent verbucht, bevor es zum Ende des Kalenderjahres auf 66,8 Prozent hinab gegangen war. Nostradamus prophezeit für den Januar allerdings wieder leichte Erholung, schließlich lief der erste Monat eines neuen Jahres seit 2003/04 (seither liegen uns konkrete Daten vor) stets besser als der letzte des vorherigen.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,4
12,1
12,4
12,9
10,4
11,0
3,9
4,0
5,4
5,3
8,3
8,2
5,7
5,7
3,7
3,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Dez. 2014 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014

So sehr das Zweite Deutsche Fernsehen derzeit auch den TV-Markt zu dominieren weiß, muss es nach vier von neun Monaten der aktuellen Fernsehsaison doch Verluste hinnehmen. Nach sehr guten 12,9 Prozent zuletzt stehen aktuell nur noch 12,4 Prozent auf dem Papier. Die Verfolger können daraus allerdings überhaupt keinen Profit schlagen, sondern müssen sich viel mehr damit beschäftigen, nicht auf neue Allzeit-Tiefstwerte zu stürzen. Das Erste steht derzeit bei gerade einmal 11,4 Prozent, womit man vom Minimalziel 11,8 Prozent doch schon ein gutes Stück weit entfernt ist - hier liegt der 2011/12 verzeichnete Minusrekord in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Kanals. Auch RTL wird mehr als einen starken Januar brauchen, um aus den aktuell 10,4 Prozent noch zumindest die 11,0 Prozent der Vorsaison zu machen. Anderenfalls hätte man zum vierten Mal in Folge an Zuspruch verloren, im Mai 2011 hatte man noch über grandiose 14,5 Prozent jubeln können.

Mit Negativtrends kennen sich die Verantwortlichen von Sat.1 bestens aus, doch hier sieht es mit derzeit 8,3 Prozent so aus, als könne man zumindest wieder leicht gegenüber den 8,2 Prozent des Vorjahres zulegen. Bis 2012 standen allerdings regelmäßig zweistellige Werte zu Buche, wovon man noch immer weit entfernt ist. ProSieben kann sich entspannt zurücklegen, mit 5,7 Prozent präsentiert sich der Sender grundsolide und knüpft an die beiden Vorjahre (5,7 bzw. 5,6 Prozent) nahtlos an. VOX steigert sich nach derzeitigem Stand sogar minimal, die 5,3 Prozent zuletzt waren allerdings auch der schwächste Saison-Schnitt seit fünf Jahren. Wenig Bewegung gibt es bei RTL II und kabel eins.

14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,4
6,8
6,0
6,3
13,3
14,2
6,4
6,7
7,1
7,1
9,7
9,4
11,5
11,4
5,4
5,6
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Dez. 2014 ggü. Sep. 2013 – Mai 2014

Bei RTL dürfte man sich inzwischen daran gewöhnt haben, beim Blick auf Quotenanalysen vornehmlich rote Zahlen zu sehen. Der Zuspruch der werberelevanten Konsumenten bröckelte zwischen September und Dezember alles in allem erneut erheblich, weshalb derzeit ein Verlust von fast einem Prozentpunkt auf 13,3 Prozent generiert wird. Der zuletzt erreichte Schnitt von 14,2 Prozent wurde in den vergangenen vier Monaten nur im Oktober mit 14,6 Prozent überboten - doch dank neuer Folgen von Dschungelcamp, «DSDS» und Co. kann man zumindest auf einen erfolgreichen Januar hoffen. Dies gilt für ProSieben nicht unbedingt, allerdings ist hier auch keine allzu dringende Notwendigkeit für neue Hits gegeben: Mit 11,5 Prozent kann man nach 11,4 Prozent in der letzten sowie 11,1 Prozent in der vorletzten Saison durchaus zufrieden sein.

Auch bei Sat.1 gibt es berechtigten Grund zur Hoffnung auf bessere Zeiten, schließlich liegt der Bällchensender momentan bei 9,7 Prozent, nachdem in der Vorsaison noch ein historischer Tiefstwert von 9,4 Prozent hinzunehmen war. Bei VOX lässt sich wenig Bewegung ausmachen, allerdings wächst der Abstand zur hinteren Tabellenhälfte - was weniger der eigenen Stärke denn der Schwäche von ARD und RTL II geschuldet ist. Der öffentlich-rechtliche Kanal rutscht deutlich hinab von 6,8 auf 6,4 Prozent, die private Konkurrenz (RTL II) immerhin von 6,7 auf 6,4 Prozent. Auch das ZDF kann sein Vorjahresniveau nicht halten und droht mit derzeit 6,0 Prozent sogar erstmals in seiner Geschichte die Sechs-Prozentmarke zu verfehlen. Schlusslicht bleibt kabel eins mit derzeit nur noch 5,4 statt 5,6 Prozent. In der Saison 2011/12 wurden noch 6,0 Prozent erzielt.
01.01.2015 10:03 Uhr Kurz-URL: qmde.de/75427
Manuel Nunez Sanchez

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