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Die Kritiker: «Wir tun es für Geld»

Diana Amft und Florian Lukas führen in dieser vergnüglichen ARD-Sommerkomödie eine schwierige Scheinehe.

Hinter den Kulissen

Vor der Kamera:

Diana Amft («Doctor's Diary») als Ines, Florian Lukas («Der letzte Kronzeug») als Moritz, Ludger Pistor («Der Landarzt») als Ekkehard, Ursula Karusseit («In aller Freundschaft») als Gisela, Daniel Aichinger («Alles was zählt») als Tobi, Uwe Preuss («Polizeiruf 110») als Günther, Matthias Weidenhöfer («Unknown Identity») als Bernd und Tabea Bettin («Paradies 505. Ein Niederbayernkrimi») als Vanessa



Hinter der Kamera:

Regie: Manfred Stelzer, Drehbuch: Jens Urban (basierend auf dem gleichnamigen Roman von Matthias Sachau), Musik: Biber Gullatz und Moritz Freise, Kamera: Namche Okon, Schnitt: Bernd Schriever, Produktion: Marc Müller-Kaldenberg
Ines ist eine zielstrebige, stets an die Arbeit denkende Karrierefrau, die sich zu den Topverdienern des Landes aufgeschwungen hat. Damit gehen jedoch horrende Steuern im fünfstelligen Bereich einher. Ihr Vater hat allerdings eine Idee, wie sie dieser steuerlichen Belastung entgehen kann: Sie muss lediglich ihren Sandkastenfreund Moritz heiraten, einen gemütlichen Zeitgenossen, der in den Tag hineinlebt und als Archivar eines Musikmagazins nur einen geringen Lohn bekommt, dafür aber wenig Verantwortung tragen muss. Ines willigt ein, im Gegenzug bezahlt sie ihrem Scheinehegatten die monatliche Miete.

Fast ein Jahr lang geht dieser Betrug gut: Ines arbeitet weiter hart an ihrer Karriere und lebt glücklich mit ihrem stürmischen Liebhaber Bernd zusammen, Moritz macht es sich derweil in seiner Junggesellenbude bequem und hat gelegentliche One-Night-Stands. Eines Tages schließt Moritz aber Freundschaft mit seinem zunächst so nervig erscheinenden Nachbarn Ekkehard Stöckelein-Grummler – und erfährt, dass er Ines' Steuerprüfer ist. Aus Angst, in den Knast zu wandern, drängelt Moritz seine Scheingattin Ines dazu, dem lieben Nachbarn eine gepflegte, glückliche Beziehung vorzugaukeln. Leichter gesagt als getan …

Innovation liest sich natürlich anders. Die Romanadaption der ARD Degeto bedient sich an typischen Motiven deutscher Fernsehkomödien. Das zu bewahrende Geheimnis. Der übertrieben freundliche Nachbar, der den Protagonisten gefährlich werden könnte. Und selbstredend taut im Laufe der vorgetäuscht-guten Beziehung zueinander das in Vergessenheit geratene, warmherzige Verhältnis zwischen Ines und Moritz wieder auf. Doch auch wenn mehrere Versatzstücke dieser sommerlich-warmherzig gelaunten Komödie altbekannt, mitunter sogar altbacken sind, so ist ihre Zusammenstellung spritzig und kurzweilig – weshalb das große Ganze durchweg zu unterhalten weiß.

Einer der ersten Momente, in denen sich andeutet, dass «Wir tun es für Geld» seine Prämisse nicht nur herunterspielt, ereignet sich kurz nach Moritz' erster Begegnung mit seinem neuen Nachbarn. Musikliebhaber Moritz hört nachts laut eine seiner raren Jazz-Platten und bekommt vom spießigen Ekkehard die Polizei vor die Tür bestellt. Dies lässt den von Florian Lukas mit jungenhaft-bequemen Charme gespielten Moritz nach Rache dürsten: Er führt Ekkehard vor, kommt so mit ihm ins Gespräch und entdeckt, dass sie mit der weiten Welt der Musik eine gemeinsame Schwäche haben. Lukas und der liebevoll strahlende Ludger Pistor spielen diese Annäherung ungezwungen und mit leichtfüßigem Witz, darüber hinaus zeigt sich hier erstmals der großartige Musikgeschmack des Regisseurs Manfred Stelzer. Auf den Schwingen ausgewählter Evergreens entwickelt sich dann der Rest des Plots – sowohl die durch das Geheimnis des Steuerbetrugs erschwerte Freundschaft zwischen Moritz und Ekkehard (bei dem man sich lange nicht sicher sein kann, ob er ein gerissenes Spiel spielt oder wirklich ein naiv-freundlicher Nachbar ist), als auch das sanft-romantische Hin und Her zwischen Moritz und Ines.

Dank der flotten Erzählweise des Drehbuchs aus der Feder von Jens Urban und den energetischen, nie aber überzogen unruhigen, Darstellern kommt es im Laufe der 90 Fernsehminuten zudem zu keinerlei Durststrecken. Da sich die Macher von «Wir tun es für Geld» der Trivialität des Stoffs bewusst sind, setzen sie primär auf fesche Situationskomik und reizend-pointierte Charaktermomente, während die Figurencharakterisierung nur so viel Platz eingeräumt bekommt, dass die Story nicht all zu flach daherkommt.

Es ist exakt genug, um die Gefühle der Figuren plausibel zu halten, aber nie so viel, dass es zu schleppenden Phasen kommt, in denen sich die dünne Handlung zu wichtig nimmt. Konflikte werden stattdessen gerafft erzählt, so dass Pistor und Lukas mehr Gelegenheit für ihre launigen Späße erhalten. Diana Amfts komödiantisches Talent wiederum wird aufgrund ihrer Rolle als Spielverderberin recht lang zurückgehalten, wenn ihre Figur auftaut, ist dies aber umso erfreulicher. Unterm Strich ist «Wir tun es für Geld» daher eine TV-Sommerkomödie, wie sie sein sollte: Selbst wenn sie das Rad nicht neu erfindet, läuft sie mit zügigem Tempo ab und unterhält dank vergnüglicher Figuren und pointierter Situationskomik so sehr, dass ihre inhaltlichen Mäkel kaum auffallen.

«Wir tun es für Geld» ist am 27. Juni 2014 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
25.06.2014 11:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/71478
Sidney Schering

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Wir tun es für Geld

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