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Die Upfronts-Analyse: US-Fernsehen im Herbst 2014

Alle Programmentscheindungen sind gefallen: Welche Formate treten in wenigen Monaten gegeneinander an, wo gibt es die wichtigsten Verschiebungen? Ein Blick auf die härtesten Serienduelle und spannendsten Sendeplätze…

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Auch im kommenden Jahr treten die beiden Castingshows «The Voice» und «Dancing with the Stars» gegeneinander an. Trotz Zuschauerverlusten haben sowohl NBC als auch ABC beschlossen, ihr Programmschema in diesem Punkt beizubehalten – wohl auch, weil die Konkurrenz weiterhin mit Fiction auf Zuschauerfang geht und diese Genres bereits relativ erfolgreich besetzt. Bei ABC bleibt auch der 22-Uhr-Sendeplatz mit dem ordentlich laufenden «Castle» gleich, NBC setzt zu dieser Zeit zunächst weiterhin auf seinen großen Hit «The Blacklist», der im Februar für die zweite Staffelhälfte auf einen neuen Sendeplatz am Donnerstag wandert. Eine kluge Strategie, denn so kann die neue Staffel anfangs genügend Zuschauer durch das erfolgreiche Lead-In «The Voice» behalten, bevor «The Blacklist» dann aus eigener Kraft erfolgreich ist – dem erfolgreichsten NBC-Neustart im Herbst 2013 ist dies durchaus zuzutrauen. CBS setzt montags um 20 Uhr nun auf seine Comedy-Flaggschiffe «The Big Bang Theory» und «2 Broke Girls», die dem Abend deutlichen Aufschwung verleihen werden. Abzuwarten bleibt die Zugkraft von «Scorpion», das durchaus risikoreich um 21 Uhr programmiert wurde. Inhaltlich passt der Thriller über Superhirne immerhin zu den Nerds der «Big Bang»-WG, sollte «Scorpion» aber scheitern, kann auch das 22-Uhr-Programm «NCIS: LA» im Mitleidenschaft gezogen werden, das nun nicht mehr auf das Original als Lead-In bauen kann. CBS wird aber wohl in jedem Fall die Quoten des zuletzt extrem schwachen Timeslots verbessern; in der abgelaufenen Season waren beide neuen Serien – «Hostages» und «Intelligence» – ein großer Zuschauerflop.

FOX hat mit «Gotham» ein hochspannendes Projekt über die Bösewichte des Batman-Universums in petto, das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Erfolg wird – zumindest angesichts eines anfänglichen Hypes. Die Serie hat das zugkräftigste Superhelden-Franchise hinter sich, und bei FOX weiß man, dass die letzten Superhelden-Serien («Arrow», «Agents of S.H.I.E.L.D.») bei der Konkurrenz sehr erfolgreich angelaufen sind. Der populäre Neustart «Sleepy Hollow» aus dem Vorjahr könnte dadurch einen Aufschub bekommen und es der Konkurrenz schwer machen – insbesondere den Neustarts von CBS und CW auf diesem Slot. Letzteres Network hat angesichts der großen Konkurrenz die vermeintlich geringsten Chancen auf Erfolge. Allerdings bewies das Vampire-Diaries-Spinoff «The Originals» in seiner ersten Staffel, dass es um 20 Uhr bestehen kann – damals auf einem Dienstag gegen ebenfalls sehr große Konkurrenz wie «Agents of S.H.I.E.L.D.» (also ebenfalls eine Superhelden-Serie) und gegen «NCIS» sowie «The Voice». Ein Überraschungserfolg ist hier möglich. Ebenso spannend ist der Blick auf den Neustart «Jane the Virgin» um 21 Uhr, die einzige Comedy und die erste Telenovela im Programm von CW. Auf diesem Slot hat die Serie keine direkte Genrekonkurrenz, das Potenzial für gute Quoten ist also auch hier gegeben.


Wie im Vorjahr wird der Dienstag ordentlich durchgemischt. Mit sechs Freshmen hat dieser Sendetag die meisten Neustarts zu bieten; wie im Vorjahr bastelt vor allem ABC an seinem Programm. Damals startete man die Agentenserie «Agents of S.H.I.E.L.D.» um 20 Uhr, danach zwei Comedys und schließlich das Format «Lucky 7». Von dieser Programmierung bleiben nur die Agenten übrig, die angesichts ihrer jüngsten Quotenschwäche eine Stunde nach hinten rücken und zwei neuen Comedys den Vortritt lassen – ein theoretisch kluger Schachzug, da um 20 Uhr sonst keine halbstündigen Comedys zu sehen sind. Um 22 Uhr versucht man sich an der Serie «Forever» über einen 300 Jahre alten Doktor, die auf den ersten Blick nicht nach Quotenerfolgen schreit, aber auch keine übermächtige Konkurrenz hat. Da ABC seine Comedy-Stunde vorgezogen hat, duellieren sich fortan NBC und FOX im Kampf um 21-Uhr-Lacher. Die FOX-Formate «New Girl» und «The Mindy Project» laufen solide – ihr Schicksal wird wohl hauptsächlich vom Reality-Neustart «Utopia» abhängen, der als risikoreichster Start im Herbst 2014 bezeichnet werden kann: Erstens hat «Utopia» ein sehr ungewöhnliches Konzept, zweitens hat sich die Show außerhalb der Niederlande – wo sie sehr erfolgreich war – noch nirgendwo beweisen können. Der Nachweis, dass auch größere Fernsehmärkte das Konzept annehmen, steht noch aus.

CBS startet um 21 Uhr einen neuen «NCIS»-Ableger, der wohl zumindest ähnlich erfolgreich werden dürfte wie zuvor «NCIS: LA». Dies hieße gleichzeitig, dass die NBC-Comedystunde wohl weiterhin keine großen Quotensprünge macht. Trotzdem – oder gerade deshalb – versucht man sich am Neustart «Marry Me»; das erfolgreiche Midseason-Projekt «About a Boy» darf nun im Herbst ran. CW hat um 20 Uhr mit «The Flash» eine weitere neue Superhelden-Serie im Programm, die als Spinoff von «Arrow» angelegt ist und dessen Fans anlocken soll. Dies könnte durchaus aufgehen, hat auf genau diesem Sendeplatz doch im Vorjahr ebenfalls ein neues Spinoff erfolgreich eingeschlagen: «The Originals», der Ableger von «The Vampire Diaries». Weil Superhelden-Stoffe derzeit angesagt sind, ist ein Erfolg von «The Flash» wahrscheinlich. Dieser Dienstags-Sendeplatz um 20 Uhr ist der wohl spannendste im Herbst: Es ist der einzige, an dem satte drei Sender gleichzeitig neue Formate on air schicken, und allesamt in anderen Genres (Comedy, Reality, Drama). Wer hier das Rennen macht, ist kaum abzusehen, aufgrund des möglichen Hypes aber dürften «Utopia» und «The Flash» wohl zumindest gut aus den Startlöchern kommen.


Wie vor einem Jahr hält der Mittwoch nur wenige Neuerungen bereit. Bei ABC ist die Programmierung von «The Goldbergs» auf neuem Sendeplatz sinnvoll; die Serie hat eine treue Fangemeinde und könnte mit dem erfolgreichen Lead-In «The Middle» aufblühen. Statt des Flops «Super Fun Night» setzt man nach «Modern Family» nun auf eine traditionellere Familien-Sitcom und hat wohl so größere Chancen auf Erfolg. Ob bei FOX mit «Red Band Society» eine vierte Dramaserie auf dem 21-Uhr-Sendeplatz funktioniert, ist fraglich. Gleiches gilt für den NBC-Neustart «The Mysteries of Laura», der aber immerhin den kompletten Abend zum Krimi-Abend erklärt. Da diese Genrefarbe um 20 Uhr bei der Konkurrenz nicht besetzt ist, könnte trotz der riskanten Programmierung ein Überraschungserfolg entstehen – zumal auch «Survivor» immer mehr schwächelt. CBS baut nach dem beständig starken «Criminal Minds» auf das neue «Stalker» von Kevin Williamson («The Following», «The Vampire Diaries»), das mit «Chicago PD» eine starke Konkurrenz hat. Das ohnehin schwache «Nashville» hat kaum eine Überlebenschance, sollte «Stalker» halbwegs erfolgreich sein.

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18.05.2014 12:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/70790
Jan Schlüter

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