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Die Upfronts-Analyse: US-Fernsehen im Herbst 2014

Alle Programmentscheindungen sind gefallen: Welche Formate treten in wenigen Monaten gegeneinander an, wo gibt es die wichtigsten Verschiebungen? Ein Blick auf die härtesten Serienduelle und spannendsten Sendeplätze…

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Neben CBS (Montag) und FOX (Dienstag) reduziert auch NBC seine wöchentliche Comedy-Dosis um eine Stunde. Anstelle des langjährigen Comedy-Donnerstags, der Serien wie «The Office» und «30 Rock» hervorgebracht hat, strahlt man nun zunächst den Reality-Klassiker «The Biggest Loser» aus. Um 21 Uhr folgen bis zur Midseason zwei neue Comedys, danach «The Blacklist», das sich dann selbständig beweisen muss. Größter Konkurrent dürfte hier «Scandal» bei ABC sein, das in seiner abgelaufenen dritten Staffel zu einem der größten Quotenhits des Networks avancierte. Dies dürfte auch im kommenden Jahr nicht viel anders werden: ABC bestückt seinen gesamten Donnerstag nun mit Serien aus der Feder von Shonda Rhimes und setzt damit auf ein eher weibliches Publikum – ein willkommener Gegenpol zum neuen Football-Programm bei CBS. «Grey’s Anatomy» und «Scandal» werden um je eine Stunde vorverlegt, sodass das neue «How to Get Away with Murder» ein ideales Vorprogramm erhält. Der Freshman soll eine Mischung aus Serial und Procedural werden, ein Erfolg ist wahrscheinlich. Denn die Konkurrenz mit «Parenthood» und «Elementary» verlor auf mäßigem Niveau in der vergangenen Staffel nochmals Zuschauer – mindestens eines der beiden Formate wird wohl nur noch ein Jahr überleben.

Strategisch klug hat CBS bis Mitte Oktober Live-Football eingekauft, der besonders den Neustarts einen guten Einstand verhageln könnte. Probleme dürfte hier vor allem das Event-Drama «Gracepoint» bekommen, das als Serial auf anfängliche Zuschauer angewiesen ist und eher ein männliches Publikum anspricht, das vielleicht lieber Live-Football schauen will. Alle anderen Sender setzen eher auf frauenaffine Programme, Probleme könnten dennoch die neuen NBC-Comedys bekommen, auch wenn man mit «Bad Judge» – produziert von Will Ferrell und mit «Private Practice»-Star Kate Walsh – prominente Namen zu bieten hat. Der ABC-Abend hat es hier tendenziell am einfachsten, weil er seine relative Stärke bereits oft bewiesen hat. Großer Verlierer des Donnerstags könnte CW werden, da «The Vampire Diaries» und «Reign» bereits zuletzt massiv geschwächelt haben.


Einziger Drama-Neustart am Freitag ist ein weiteres Superhelden-Format: «Constantine» basiert auf der Vorlage von DC Comics und erzählt die Abenteuer eines Dämonenjägers. Ein Kinofilm mit Keanu Reeves kam nur auf mäßige Einnahmen, nun soll es die TV-Serie besser machen – auch besser als das vergangenen NBC-Experiment in diesem Timeslot, das mit «Dracula» gehörig schief ging. Ende Mai probiert das Network dort noch eine Piratenserie namens «Crossbones» aus. Das Vorprogramm «Grimm» hat bei NBC weiterhin relativ gute Quoten, die Voraussetzungen für einen Erfolg sind also gegeben – auch angesichts des schwachen Gegenprogramms.

Das FOX-Experiment mit einem Comedy-Block ab 21 Uhr wird rückgängig gemacht, stattdessen sendet man dort die eine weitere Folge von «Utopia». Vom generellen Anklang der Reality hängt ab, ob FOX auch am Freitag punkten kann – hier hat man zwar eine geringere Konkurrenz als am Dienstag, aber auch ein tendenziell kleineres Publikum. Ein durchschlagender Erfolg oder Straßenfeger kann «Utopia» nicht allein mit der Freitags-Ausstrahlung werden. Nach rund acht Jahren verlegt CBS seinen Reality-Veteranen «The Amazing Race» vom Sonntag auf den Freitag, nachdem die Reichweiten zuletzt um rund ein Fünftel zurückgegangen waren. Im Vergleich zum bisherigen Programm «Undercover Boss» dürften sich die Quoten im Timeslot höchstens leicht nach oben entwickeln. CW setzt derzeit um 20 Uhr auf den Sommer-Überraschungserfolg des letzten Jahres «Whose Line is it Anyway?», der aber aktuell freitags nicht mehr überzeugt. Im Herbst wird dies wohl nicht anders sein.


Der Samstag bleibt eine Wiederholungs-Wüste, CBS ersetzt lediglich Reruns aus dem Comedy-Bereich durch Dramen.


Interessanteste Veränderung am Sonntag ist das Ende des Animation-Blocks bei FOX: Der Sender setzt nicht mehr auf vier Zeichentrick-Comedys hintereinander, sondern programmiert mit «Brooklyn Nine-Nine» und «Mulaney» jeweils zwei Realserien dazwischen. Die weiterhin erfolgreichen «Simpsons» und «Family Guy» dienen dabei jeweils als Lead-In. «Brooklyn Nine-Nine» holte auf seinem alten Sendeplatz zuletzt niedrigere Quoten als «Bob’s Burgers» um 20.30 Uhr, allerdings auch mit stärkerer Konkurrenz. Dass die Serie sonntags nun ein Hit wird, ist unwahrscheinlich. Die Comedy «Mulaney» erinnert stark an «Louie» und «Seinfeld», aufgrund des starken Vorprogramms ist ein Erfolg möglich. Allerdings birgt der FOX-Plan auch Risiken: Sollte «Brooklyn Nine-Nine», das als quotenschwaches Prestigeprojekt gilt, auf seinem neuen Sendeplatz weiter abbauen, könnten auch die 21-Uhr-Serien in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu kommt die stärkere Konkurrenz bei ABC, das seinem jüngsten Erfolg «Resurrection» viel zutraut – nicht zu Unrecht, hat die Serie seit März alle anderen Formate sonntags um 21 Uhr in die Schranken verwiesen. Sollte «Resurrection» sein Publikum halten, dürfte die kommende fünfte Staffel von «The Good Wife» zugleich die letzte sein.
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18.05.2014 12:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/70790
Jan Schlüter

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