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«American Horror Story»: Die Faszination des Unheimlichen

Zum Start der zweiten Season in Deutschland, sowie zum Auftakt zu Staffel drei in den USA, wirft Quotenmeter.de einen Blick auf die preisgekrönte Horrorserie und versucht, ihre Faszination zu ergründen.

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I think it's darker. I think the whole story is darker this time. It deals on a much darker psychological level. You've got human experiments. I think in some way last season was a ghost story, and this season it really is the darker parts of the human psyche that Ryan [Murphy] is exploring.
Jessica Lange auf die frage, wie sich staffel eins und zwei unterscheiden
Doch nicht nur der unterschwellige Horror funktioniert. Ein Überfluss an verschiedenen Genremerkmalen vermischt sich in «American Horror Story» zu einem fiesen Gefühl von Unbehagen. Mit der Ahnung, ständig auf der Hut sein zu müssen, bewegt sich die Handlung konsequent inkonsequent voran und nimmt dem Zuschauer sämtliche Möglichkeiten der Orientierung und des Gefühls, sich an etwas festhalten zu können. Nicht unbeteiligt an dieser Tatsache ist gerade die Ausarbeitung der Charaktere und deren Besetzung. Dabei sticht vor allem Jessica Lange («Tootsie») hervor, die in Staffel eins die Rolle der Constance spielt und in Season zwei als gnadenlose Oberschwester Jude agiert. Sie verleiht ihren Figuren eine unangenehme Unnahbarkeit und eine Kraft, die sie ausnahmslos alle anderen Darsteller an die Wand spielen lässt. Wenn sie einen Raum betritt, ist er ausgefüllt. Wenn sie mit Inbrunst ihre Dialoge vorträgt, hängt man an ihren Lippen um ihren eindringlichen Worten zu lauschen. Gleichzeitig strahlt sie zu jedem Zeitpunkt das abgrundtief Böse aus, sodass man ihr niemals den Rücken kehren möchte und es ist ein Segen, dass man auch in Staffel drei – erneut eine vollkommen andere Geschichte mit neuen Figuren – auf die Charakterdarstellerin zurückgreift.

Neben Lange sehen sämtliche ihrer Darsteller-Kollegen ohne Zweifel blasser aus, als sie es in ihren Rollen eigentlich sind. Connie Britton («24»), Protagonistin in Staffel eins, etwa bekam erst im Laufe der 12 Folgen ihr ausgearbeitetes Profil, das ihr bereits von Anfang an gut zu Gesicht gestanden hätte. Neben ihr agierte Dylan McDermott («Practice – Die Anwälte») ebenfalls zu Beginn wenig auffällig. Bei ihm schien dieser Umstand jedoch nicht allzu tragisch, wirkte seine Rolle doch wesentlich unauffälliger angelegt, als die Brittons. Wer absolut auf dem Durchschnitt verblieb, war Taissa Farmiga («Higher Ground»), die zugegebenermaßen in «American Horror Story» ihre erste große Rolle bekam und sie, ähnlich Evan Peters («Invasion») souverän, aber nicht sonderlich herausragend spielte. Letzterer bewies in Staffel zwei der Serie schließlich, was wirklich in ihm steckt, weshalb es schien, als führe er in Season eins noch mit angezogener Handbremse.

Doch in «American Horror Story» funktionieren vor allem die an Freakshow-Figuren erinnernden Nebencharaktere. Man scheute nicht davor zurück, von der Allgemeinheit als “hässlich” wahrgenommene Menschen in die Serie einzubauen und greift auf Figuren zurück, die allem Anschein nach eine Behinderung besitzen. Diese baut man jedoch nicht zu bemitleidenswerten Figuren auf, sondern zieht hieraus den Schrecken – Schrecken des Alltags. Das funktioniert, im wahrsten Sinne des Wortes, ungeheuer gut und bricht dabei mit sämtlichen Konventionen. Die Screentime der einzelnen Darsteller spielt dabei kaum eine Rolle. Manche Figuren treten gar nur in ein, zwei Folgen auf und hinterlassen trotzdem einen mehr als bleibenden Eindruck.

Neben Story und Darstellern geht ein großer Verdienst für den unfassbaren Erfolg der Serie an sämtliche Bereiche der technischen Umsetzung. Schon der Vorspann zeigt deutlich, dass «American Horror Story» auf anderen Pfaden denn herkömmliche Horrorkost wandelt. Unruhige Schnitte, eine relativ ungenaue und unruhige Kameraführung (ohne Found-Footage-Touch!) sowie Bilder von Kulissen, die keinen geleckten Horror-Eindruck machen, sondern dreckig und unverfälscht daherkommen, fangen die schaurigen Geschichten perfekt ein und sorgen so für wohlige Gänsehaut. Hier wurde nichts auf Hochglanz getrimmt. Vielmehr zieht man den Grusel aus der ohnehin fiesen Umgebung, in der «American Horror Story» gedreht wurde.

Auch der Soundtrack versteht sich mehr als eine Ansammlung an obskuren Geräuschen denn als melodischer Score, in etwa vergleichbar mit der Musikuntermalung von Stanley Kubricks meisterlicher King-Roman-Adaption «Shining». Hierfür verantwortlich zeichnete James S. Levine, der auch schon Serien wie «Glee» oder «The Closer» musikalisch ausstattete. Unter den Drehbuchautoren der einzelnen Folgen finden sich des Weiteren Namen wie James Wong («Final Destination»), die noch unbekannte Jessica Sharzer und Tim Minear («Akte X», «Angel – Jäger der Finsternis»). Aus den unterschiedlichen Schwerpunkten, die die verschiedenen Autoren in ihren Scripten spürbar setzen, ergibt sich die bereits ausführlich besprochene Genrevielfalt, die «American Horror Story» vorweisen kann. Fraglich, ob ein Autor alleine den serientypischen Stimmungsmix innerhalb der Serie hinbekommen hätte.

COVEN


Am 9. Oktober feiert die dritte Staffel von «American Horror Story» ihre Premiere bei FX und einen Monat später wird sie auch hierzulande beim FOX Channel zu sehen sein. Wie schon bei seinen beiden Vorgänger-Staffeln besticht auch das Marketing zu «Coven» aufgrund seiner surrealistischen Optik, doch auch dadurch, schon seit Monaten immer nur häppchenweise Informationen zur Handlung preis zu geben. Die mittlerweile fast ein Dutzend Teaser offenbaren die bislang wohl düsterste Horror-Geschichte und suchten sich mit "Hexen" ein zwar schon oft gewähltes Film- und Serien-Thema aus, scheinen jedoch auch hier auf neuen Pfaden wandeln zu wollen. So soll der Schwerpunkt "Voodoo" neue, übernatürliche Akzente setzen, während an anderer Stelle gemunkelt wird, ob man mit dem Unterthema "Vampire" aktuelle, bisweilen sogar außergewöhnlich konservative Wege gehen möchte.

Im New Orleans der Gegenwart, 300 Jahre nach den Hexenprozessen von Salem, kehrt die mächtige Hexenmeisterin Fiona (Jessica Lange) zurück in ihren Heimatort, wo sich die Hexen, welche die Prozesse einst überlebten, immer neuen Angriffen ausgesetzt sehen. Sie setzt es sich zum Ziel, den Hexenzirkel vor fremden Mächten zu beschützen. Koste es, was es wolle.



Schlangen, die aus Mündern kriechen, Mischwesen aus Rind und Mensch, durchstochene Voodoo-Puppen oder schwebende Jungfrauen: Die unzähligen Teaser, die innerhalb der letzten Wochen durch sämtliche Serienforen geisterten, könnten symbolträchtiger, gleichzeitig aber auch geheimnisvoller nicht sein. Falchuk und Murphy tauchen nach ihren Ausflügen in gruselige und geisteskranke Sphären nun offenbar in reichlich mystische ab und können dabei erneut auf Teile des Ensembles aus «Die dunkle Seite in Dir» und «Asylum» bauen. Mit Sarah Paulson, Taissa Farmiga, Frances Conroy, Evan Peters und Lily Rabe, aber auch hochkarätigen Neuzugängen wie der einstigen «Misery»-Schreckgestalt Kathy Bates und «Scream 4»-Queen Emma Roberts kann «Coven» schon vorab auf Seiten der Darstellerriege punkten und macht somit deutlich: Wenn die Hexen-Meisterin ihre Schülerinnen ruft, kommen auch die Zuschauer in Scharen!

Die zweite Staffel von «American Horror Story» läuft derzeit jeden Donnerstag, um 22:50 bei sixx und diese Woche als Sonderprogrammierung auch mittwochs um 22.05 Uhr bei ProSieben.
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02.10.2013 09:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/66462
Antje Wessels

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