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Nach Zeitungs-Verkauf: Plant Springer nun die Übernahme von ProSiebenSat.1?

Am vergangenen Mittwoch trennte sich der Axel-Springer-Verlag von zahlreichen Blättern. Steht nun ein großer Coup an?

Publikationen von Axel Springer (Auszug)

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Neben einigen Zeitschriften, darunter die Bild der Frau oder die Hörzu, trennte sich der Springer-Verlag am vergangenen Mittwoch auch von einigen Zeitungen, wie der Berliner Morgenpost oder dem Hamburger Abendblatt. 920 Millionen Euro bringt der Verkauf an die Funke Gruppe dem Haus ein, wenn auch erst längerfristig, da man erst mal „nur“ 660 Millionen bekommt – den Rest muss Springer der ehemaligen WAZ-Gruppe vorstrecken. Es scheint dem Verlagshaus also ein dringendes Bedürfnis zu sein, die Print-Erzeugnisse so schnell als möglich loszuwerden. Im Interview mit dem Spiegel teilte Verlegerwitwe und Mehrheitsaktionärin Friede Springer mit, dass der Verkauf eine logische Konsequenz sei. Die Welt und die Bild sollen aber in keinem Fall angetastet werden. Gerade letztere ist auch hochprofitabel, selbst wenn die Auflagen zurückgehen.

Analysten stellten fest, dass nach dem Kurssprung, der aus dem Verkauf folgte, nun ausreichend Kapital zur Verfügung stehe, um die Scout-Gruppe (ImmobilienScout24, AutoScout24) zu kaufen. Darüber war bereits in der Vergangenheit spekuliert worden. Medienschaffende aber stellten sich schon gleich eine ganz andere Frage: Will das Verlagshaus nun ins Fernsehgeschäft eingreifen? Da tat sich in jüngster Zeit immerhin auch einiges.

Die ProSiebenSat.1-Gruppe, die auf die Zuschauerfragmentierung reagiert, und mit den jüngsten Mitgliedern der Senderfamilie einige verloren gegangene Zuschauer einsammelt, wurde vom Investor KKR und Permira zum Verkauf freigegeben. Sieben Milliarden Euro müssten allerdings kapitalisiert werden, um den Kauf der Gruppe zu stemmen. Somit wird der jetzige Besitzer ein Stück weit Opfer seines erfolgreichen Wirtschaftens, der Börsenpreis ist so hoch, dass nur wenige Investoren in der Lage wären, ProSiebenSat.1 zu übernehmen. Trotzdem spekulieren viele, dass Springer neuerliches Interesse an der Mediengruppe zeigen wird. 2005 war man noch aus kartellrechtlichen Gründen an einer Übernahme gescheitert. Auch 2008 aber erklärte das Verlagshaus noch einmal, das weiterhin Interesse am Einstieg ins Medium Fernsehen besteht. Doch wie wahrscheinlich ist ein Einstieg aktuell?

Auf Quotenmeter.de-Anfrage teilte Springer-Kommunikationschefin Edda Fels mit, dass es dabei bleibe, dass sich der Springer mit einem Einstieg bei ProSiebenSat.1 nicht befasse. Relativ eindeutig, könnte man nun meinen. Ob diese Aussage aber wirklich so eindeutig ist, bleibt offen. Denn selbst wenn Interesse bestehen sollte, ist es eher unwahrscheinlich, dass das die Axel Springer AG dies tatsächlich öffentlich bekundet – spätestens dann wäre zu befürchten, dass man sich an dem Unterfangen verhebt, immerhin würde der Aktienpreis der ProSiebenSat.1-Gruppe dadurch wohl weiter in die Höhe getrieben. Dabei gilt die Sendergruppe ohnehin schon als Kandidat für den DAX, dem bislang kein Medienunternehmen beiwohnt.

Der Springer-Verlag, immer vorausgesetzt, dass er entgegen eigener Aussagen tatsächlich interessiert ist, wird das tunlichst vermeiden wollen. Sonst könnte er enden wie Porsche bei der versuchten VW-Übernahme. Als der Luxus-Sportwagenhersteller im Jahr 2008 sein Vorhaben ankündigte und umsetzte, sprang der Kurs der Volkswagen-Aktie abrupt nach oben und erreichte ungeahnte Höhen. Insgesamt 96 Prozent gewann der Autohersteller im Jahresverlauf hinzu, zwischendurch war es sogar noch deutlich mehr. Unter anderem daran verhob sich der Sportwagenhersteller Porsche aber, so dass VW den Spieß umdrehte und Porsche aufkaufte.

Soweit wird es sicherlich nicht kommen, aber Springer wird dennoch versucht sein, jeden Kurssprung zu vermeiden, so man die Sendergruppe kaufen möchte. Bleibt letztendlich eine Möglichkeit: Nein sagen und ja meinen. So könnte der Verlag dann über die Börse – sozusagen still und heimlich – eine Übernahme angehen, ohne dass größere Kursauschläge zu erwarten wären. Kartellrechtliche Bedenken kann man wohl ausschließen, immerhin war der Kauf von ProSiebenSat.1 in Nachhinein gerichtlich akzeptiert worden. Ohnehin hat sich die ProSiebenSat.1-Gruppe von ihrem Nachrichtensender N24 gelöst, Springer kann also nur noch "Unterhaltungssender" übernehmen.

Natürlich aber kann es auch einfach sein, dass der Verlag tatsächlich keinerlei Interesse am Kauf der Mediengruppe hat und man sich mit den zum Haus gehörenden Medien begnügen will. Anders als bei den verkauften Blättern, scheint Springer davon überzeugt zu sein, dass Bild- und Welt-Titel auch in Zukunft ertragreich bleiben. Möglicherweise will sich der Verlag also tatsächlich auf sein Kerngeschäft in den Bereichen Print und Digital konzentrieren. Dabei könnte die Aktiengesellschaft zumindest schlechter aufgestellt sein. Und vielleicht würde es auch der medialen Vielfalt ganz gut tun, wenn Sat.1, ProSieben und Konsorten nicht in die Arme der Axel Springer AG fallen.
29.07.2013 11:04 Uhr Kurz-URL: qmde.de/65192
Frederic Servatius

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Axel Springer ProSiebenSat.1

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