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«Ballermann» Tobias Licht: 'Wusste, dass das ein knüppelhartes Geschäft ist'

Sonntagsfragen an Tobias Licht. Bekannt unter anderem aus «Alles was zählt» kehrt Licht nun ins TV zurück: Er spielt die Hauptrolle im am Donnerstag gezeigten RTL-Action-Piloten «Der Ballermann» und spricht mit uns auch über magere Jahre.

Herr Licht, was macht das Format «Ballermann» für Sie zu einem besonderen Format?
Ich finde es immer interessant, in einem solchen Projekt Figuren zu entwickeln. «Der Ballermann» ist ein Backdoor-Pilot: Gefällt den Zuschauern die Geschichte, dann wird daraus eine Serie. Das heißt: Ich könnte Teil bei der Entwicklung eines neuen Helden sein. Es würde mich reizen, diese Figur im Verlauf einer ganzen oder mehreren Staffeln zu sehen. So kann man tiefer in den Charakter einsteigen und facettenreicher erzählen. Das ist auch das Reizvolle bei einer täglichen Serie.

Ich kenne Sie als sehr selbstkritischen und auch sehr ehrgeizen Schauspieler…
…ja, auf jeden Fall. Ehrgeiz und die Fähigkeit sich selbst zu kritisieren, sind gut. Das kann manchmal aber auch kontraproduktiv sein. Wenn wir ehrlich sind: Es gibt nur sehr wenige Schauspieler in Deutschland, die wirklich 250 Tage im Jahr arbeiten. Somit ist es kein Geheimnis, dass man als Schauspieler oft auch sehr viel warten muss. Und die Pause zwischen zwei Projekten nutzt man am Besten auch sinnvoll. Ich sehe das inzwischen als eine Art Lebensaufgabe an.

Wie haben Sie Ihre Einstellung verändert? Was tun Sie in solchen Pausen?
Ich nutze sie mehr und mehr um mich wirklich zu entspannen und um runterzukommen. Ich mache dann Sport, gehe auf Reisen, treffe mich mit Menschen, für die ich während eines Projekts weniger Zeit habe.

Sie haben eine Zeit lang bei «Alles was zählt» mitgespielt. Was konnten Sie aus dieser Zeit mitnehmen?
Das war eine wirklich sehr prägende Zeit bei «Alles was zählt». Als ich dabei war, ging es dem Format sehr gut. Wir hatten ein super Ensemble, Regisseure, die uns Darstellern sehr viel Freiraum gegeben haben. Das wusste ich sehr zu schätzen. Es ist nicht unbedingt üblich, dass man am Set mit Kollegen auf Zuruf Dinge wirklich ausprobieren kann.

Haben Sie noch Kontakt zu «Alles was zählt»? Wie ist die Stimmung dort momentan?
Ja, ich habe mit Anna-Katharina Samsel, die die Katja Bergmann spielt, recht viel Kontakt und auch zu den Redakteuren bei RTL. Ich kriege also schon mit, wie es da läuft. Man muss aber auch sagen, dass es derzeit viele fiktionale Formate gibt, die sich in der Gunst des Publikums schwerer tun als noch vor ein paar Jahren.

Das ist richtig. Wie schwer waren die vergangenen Jahre eigentlich für Sie? Nach dem Ausstieg bei «Alles was zählt» haben Sie den RTL-Piloten «Der Clan» gedreht, aus dem dann nichts wurde…
Ich gehöre noch zu den Schauspielern, die Arbeit haben. Das muss man zu schätzen wissen. Auch wenn es ein mageres Jahr ist, wie 2011 bei mir eines war, so hatte ich dennoch Aufträge. Es ist kein Geheimnis, dass man sich als Schauspieler erstmal von diesem Soap-Nimbus freischwimmen muss. Und dann weißt du auch nie, was funktioniert.

Waren Sie enttäuscht, dass das damals mit «Der Clan» nichts wurde?
Ich hatte auf die Idee richtig Bock. Mit einem bisschen Kohle hätte sich da ein sehr hoher Value schaffen lassen. Aber zu fragen, warum das jetzt genau nichts wurde, das ist ohnehin ein falscher Ausgangspunkt.

Wieso?
Man weiß im Vorfeld nie, was funktioniert. Es gibt so viele tolle Ideen, die bei den Sendern liegen und trotzdem nie ihren Weg ins Fernsehen schaffen. Als Schauspieler kannst du ohnehin nur schwer einschätzen, was funktioniert und was nicht. Irgendwann kommst du damit als Darsteller klar – oder du musst dir was komplett anderes suchen; eine Branche mit anderen Gesetzen.

Das klingt ein bisschen verbittert. Ist das auch ein Hinweis darauf, dass viele junge, verträumte Nachwuchsschauspieler lieber die Finger von dem Beruf lassen sollen? Also all diejenigen, die vom roten Teppich und dem Glamour träumen?
Ich habe keinen Grund verbittert zu sein, das wäre unverschämt, angesichts meiner Lage. Ich bin nur realistisch. Ganz ehrlich: Ich bin nicht wegen des Glamours Schauspieler geworden. Ich wusste von Anfang an, dass das ein knüppelhartes Geschäft ist. Wie viele Schauspieler gibt es, die um ihre Existenz fürchten? Wer will schon wirklich gerne so leben? Klar: Jeder Schauspieler will gerne «Tatort» und Arthouse machen, aber nur wenige haben die Möglichkeit dazu.

Sprechen wir doch mal über Ihren neuen Film «Ballermann». Ich habe mir sagen lassen, dass Dreharbeiten auf Mallorca auch Ihre Schattenseiten haben, beziehungsweise eben genau nicht. Wie hart war es?
Es ginge jetzt gar nicht, wenn ich mich über die Bedingungen beschweren würde. Wir haben im Mai und Juni gedreht, nicht im heißen August, wo die Insel zudem auch noch sehr voll ist. Es waren tolle Drehtage. Aber eines stimmt: Das Leben auf Mallorca ist durchaus rough. Wir haben im Team schnell gemerkt, dass die Locals dort am längeren Hebel sitzen. Ich kann da eine kleine Geschichte erzählen. Wir hatten eine Szene am Strand zu drehen. Um dort Platz zu haben, haben wir einem Liegenverkäufer einen Teil seiner Strandliegen abgekauft und hatten unsere Ruhe. Tags drauf wollte er das gleiche Geld noch einmal – da haben wir aber nicht mehr bezahlt. Der Gute ist uns dann mit Absicht immer durch das Bild gelaufen, hat laut Musik gemacht… Einen Film auf Mallorca zu produzieren kann also schon eine Herausforderung sein.

Was wird denn der «Ballermann» nun? Erste Trailer sahen wirklich viel versprechend aus? Wie viel Klamauk erwartet den Zuschauer?
Wir bieten in dem Film überhaupt keinen Klamauk. Natürlich ist er aber auch nicht bierernst. Nicht, dass der Titel täuscht: Nein, es gibt keinen Ballermann, kein Eimer-Saufen. Ich glaube, es ist ein guter und sehr unterhaltender 90-Minüter geworden. Die Zuschauer sollen sich das Ergebnis aber selbst anschauen und sich ihre Meinung bilden.

Bei Erfolg wird daraus eine Serie – aber RTL hat das in den vergangenen Jahren probiert. Ohne Erfolg. «Undercover Love» und «Die Trixxer», ebenfalls getestet am letzten Donnerstag eines Jahres, gingen nicht weiter…
«Undercover Love» lief damals nicht schlecht – für heutige Verhältnisse sogar richtig stark. Natürlich geht es dann letztlich um Zahlen. Die kann ich heute aber nicht abschätzen. Ich denke, dass allein vom Look des Formats her viel Potential vorhanden ist. «Der Ballermann» ist auch etwas für’s Auge. Ich würde mir wünschen, dass die Zuschauer das Format annehmen und die Quoten stimmen.

Und wir drücken die Daumen! Vielen Dank für das Gespräch.
21.12.2012 14:58 Uhr Kurz-URL: qmde.de/61112
Manuel Weis

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Der Ballermann

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