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«Die Oliver Pocher Show» - ein schrittweiser Abschied

War die Sendung mit dem Freitagabend-Sendeplatz zum Scheitern verurteilt? Quotenmeter.de-Redakteur Jürgen Kirsch resümiert die eineinhalb Jahre der Pocher-Show.

Der letzte Vorhang ist gefallen: Am Freitagabend hatte Sat.1 die letzte reguläre Ausgabe der «Oliver Pocher Show» gesendet. Zapfenstreich. Die Lichter gehen aus. Das Kapitel Late-Night-Show ist für Comedian Oliver Pocher beendet. Dabei war die «Oliver Pocher Show» zuletzt mehr eine Personality-Show geworden – eine Wandlung, die sich durch die eineinhalb Jahre zieht, in denen die Sendung durch den Quotensumpf bei Sat.1 dümpelte. Beim letzten Akt bläst Oliver Pocher zum Zapfenstreich. Ganz wie bei Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg mit Fackelträgern und Live-Band, die wie beim einstigen Bundesminister „Smoke On The Water“ von Deep Purple spielt. Ganz klar, eine Anspielung auf die Live-Übertragung der Zeremonie in der ARD, doch ganz so würdevoll wie zu Guttenberg verabschiedet sich Pocher dann eben doch nicht. Das Zapfenstreich-Schauspiel hat er adaptiert, doch die Parodie will nicht so recht ankommen – und doch ist es gewissermaßen ein Sinnbild der «Oliver Pocher Show», die mehr Inhalte persiflierte als doch eigene Kreativität hineinzutragen. Viel wurde kopiert, viel wurde nachgemacht – doch waren gerade die Parodien meist nur ein müder Abklatsch, auch wenn der inhaltliche Witz gelegentlich amüsant war. Pocher überzeugte aber durch andere Qualitäten, hatte teilweise gute Einspieler und auch so manche Aktion im Studio begeisterte. Nur die richtige Zielgruppe wollte man nicht so Recht finden.

Um ein Resümee der «Oliver Pocher Show» zu ziehen, muss man zurück gehen ins Jahr 2009, als im April die letzte Sendung von «Schmidt & Pocher» im Ersten ausgestrahlt wurde. Mit Würde ging Pocher auch hier nicht. Die Sendung war gewissermaßen eine öffentliche Abrechnung zwischen ihm und Harald Schmidt. Sie sprachen über die berufliche Zukunft, stichelten gegeneinander. Denn unmittelbar vor der Aufzeichnung war klar geworden: Pocher geht zu Sat.1. „Pass bloß auf, dass sie dich nicht auf den Freitagabend schieben. Lass dir das in den Vertrag schreiben“, mahnte Schmidt. Pocher gab sich hier noch bedeckt. Doch hatte Sat.1 genau das mit ihm vor: Freitagabend, 22.15 Uhr fiel dann im Oktober 2009 der Startschuss für «Die Oliver Pocher Show». Knapp zwei Jahre später ist klar: Der Late-Night-König sollte Recht behalten. Der Freitagabend funktionierte nicht. War das Unternehmen «Oliver Pocher Show» also schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt?

Der Sendeplatz war alles andere als günstig. Die junge Zielgruppe, zu dieser Zeit meist in Bars und Discotheken unterwegs, schaltete nicht ein. Eine echte Chance, die Show zu etablieren, blieb Oliver Pocher da verwehrt. Auch weil Sat.1 wenig Experimente startete und die Show auf dem Freitagabend beließ - diese Strategie aber immerhin geduldig und stur durchzog, bis es keine Hoffnung mehr gab. Da war die Warnung von Harald Schmidt noch überhört worden. Zum Start der «Oliver Pocher Show» war Pocher überzeugt vom Freitagabend-Sendeplatz: „So schlecht ist der Sendeplatz eigentlich gar nicht, denn auf diesem haben früher auch Formate wie «Ladykracher» funktioniert, warum soll das jetzt nicht auch klappen“, meinte Pocher auf einer Pressekonferenz zum Auftakt seiner Sendung. Es sollte ein Trugschluss sein.

Ein Mix aus klassischer Late-Night-Show und dem „was man von mir kennt“, hatte Pocher damals zum Inhalt der Sendung gesagt. Von Pocher kennt man gute Einspieler wie einst schon bei «Rent a Pocher», das bei ProSieben erfolgreich lief, ehe er auch bei «Schmidt & Pocher» für gute Beiträge sorgte, die sehenswert waren. Genau dies war dann auch die große Stärke der «Oliver Pocher Show». Die gezeigten MAZen waren allesamt sehr ansprechend und hatten die einen oder anderen Lacher parat. In der kommenden Woche gibt es davon noch einmal ein Best-Of, das beste also aus eineinhalb Jahren «Oliver Pocher Show». In der Tat: Außer den großartigen Einspieler, die Pocher bei diversen Aktionen, beim Überraschen von Kindern, auf Reisen oder beim Besuch verschiedenster Veranstaltung sowie in einigen Aufträgen zeigten, ist am Ende nicht viel übrig geblieben. Manche Studioaktion vielleicht noch, wie der Besuch mit Shakira in einem Kölner Restaurant um die Ecke. Da hatte man auch mal die Lage am Kölner Ring im Residenz Theater ausgenutzt. Auch mit Kylie Minogue hatte man den Ring bespielt und eine spontane Straßenaktion gestartet. Das war sehenswert. Doch als man zu anfänglichen Zeiten mit Shakira oder Kylie Minogue noch Gäste von Welt-Format hatte, blieben zuletzt nur noch die «K11»-Kommissare oder DJ Ötzi übrig.

In der letzten Sendung war der Schlager-Star aus Österreich gar der einzige Gast und musste auch noch das DJ-Pult bedienen, nachdem sich dort in den vergangenen Wochen nach dem geheimnisvollen Verschwinden von DJane Miss Leema zwei junge Nachwuchs-DJs versuchen durften. Die Zeichen standen wohl auch hier auf Abschied. Zwei Live-Sendungen hatte Oliver Pocher zudem gestartet. Nach dem Fußball-Länderspiel der deutschen Nationalelf gegen die Türkei hatte er sich live aus dem Studio gemeldet und spontan auch zu der Partie kommentiert. Pocher war hier voll in seinem Metier. Auch die Live-Sendung aus Inzell nach den «Winterspielen der Stars» in Sat.1 war eine gute Idee, auch wenn das Ambiente für die Inhalte hier nicht gerade stimmig war. Soweit die Highlights der «Oliver Pocher Show», die als Late-Night-Show gestartet war und als Personality-Show endete.

Denn zu diesem Wandel hatte die ewige Erfolglosigkeit beigetragen. Das klassische Late-Night-Konzept mit Stand-Up, Showband und Sidekick in Form des Pocher-Vaters im Studiopublikum oder den berüchtigten „Babys“, die eine Weile mitten auf der Bühne standen und von einem bekannten Puppenspieler kamen, ging nicht auf und war schnell verworfen. Freche Kommentare hatten die „Babys“ zwar zu bieten, fanden aber nicht bei allen Anklang. Freche Kommentare, die man normalerweise auch von Oliver Pocher kennt. Denn ihm liegt auch der Fäkalhumor, die brachialen Witze (siehe hierzu: Vor-Ort-Bericht zur ersten Staffel). Am Anfang zeigte sich Pocher noch bissig, zum Schluss wollte aber auch er sich nicht mehr weit aus dem Fenster lehnen, wo doch die eigene Show immer mehr schwächelte. „Jetzt brauchen wir nur noch Leute, die das gucken“, hatte Pocher vor dem Start seiner Show auf Sat.1 bei einer Pressekonferenz von sich gegeben.

Es waren immer weniger Leute, die das gucken wollten, denn letztlich verschwand die «Oliver Pocher Show» immer tiefer im Quotensumpf. Eine grundlegende Konzeptänderung musste nach einer durchwachsenen ersten Staffel her, Sat.1 hatte die Show derweil schon auf 23.15 Uhr gelegt. Mit einer Personality-Show, die gänzlich auf Pocher zugeschnitten war und durchaus wieder in die Richtung «Rent a Pocher» ging, gab man der Sendung endlich ein Gesicht. Nun hatte die «Oliver Pocher Show» ein Profil und Comedian Pocher konnte seine Stärken ausspielen: Die Interaktion mit den Gästen, viel Spontaneität und dies gewürzt mit den guten Einspielern (siehe hierzu: Vor-Ort-Bericht zur zweiten Staffel). Beim Sat.1-Publikum war jedoch schon Hopfen und Malz verloren, die Einschaltquoten wurden nicht besser.

Das verleitete gar zu PR-Aktionen wie das Auftreten Pochers beim Kachelmann-Prozess in Verkleidung des angeklagten Wettermoderators. Der Schuss sollte nach hinten los gehen. Zwar war Pocher wieder im Gespräch, doch die Öffentlichkeit wollte die Aktion nicht gutheißen. Leider rückte die Pocher-Show in der Folgezeit auch von dem anfänglich guten Personality-Show-Konzept immer ein stückweit mehr ab. Zuletzt waren auch nur noch bekannte ProSiebenSat.1-Gesichter wie Kerner oder Detlef D! Soost gesehen. Der Rückschritt von anfänglichen Zeiten war hier deutlich erkennbar und die inhaltliche Ausrichtung in letzter Zeit so wechselhaft wie Pochers Frisur.

Ein Fortschritt fehlte auch bei den Einschaltquoten. Weil die Mär von dem schwachen Vorprogramm als ausschlaggebendem Grund für die ebenso schwachen Quoten der «Oliver Pocher Show» nicht mehr zählte, konnte sie sich auch nicht mehr aus dem Sumpf ziehen. Das Ende war beschlossen. Denn selbst die guten «Ladykracher»-Werte wusste die «Oliver Pocher Show» zuletzt noch zu halbieren. Es nutzte nichts mehr und so taten sich Sender wie auch Pocher einen Gefallen, die Sendung einzustellen. Mit neuen Projekten wird Pocher vielleicht wieder Erfolg haben können. „Einen Stern, der seinen Namen trägt und alle Zeiten überlebt“, hat Pocher schließlich von DJ Ötzi zum Abschied mit auf den Weg bekommen.
14.03.2011 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/48329
Jürgen Kirsch

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Oliver Pocher Show

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