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360 Grad: (B)anal Story

Julian Miller kommentiert Volker Herres' Kritik an RTL. Er hatte behauptet, das Programm der Kölner bewege sich zwischen Anal und Banal.

Jede Woche erscheint in der deutschen Presse ein gefühltes Dutzend an Artikeln über den grässlichen Zustand des RTL-Nachmittagsprogramms, das nahezu ausschließlich aus gefaketen Sozialpornos und Sendungen von und für das Subproletariat besteht. Nachdem RTL mit dieser entsetzlichen Programmgestaltung nun einen der erfolgreichsten Monate seit Bestehen des Senders hingelegt hat, meldete sich auch Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten, zu Wort. Auf den Erfolg der privaten Konkurrenz angesprochen, erwiderte er selbstgefällig, dass sich das Programm der Kölner „zwischen banal und anal“ bewege und damit mit dem der ARD nicht vergleichbar sei.

Zugegeben, wenn man sich das Programm des Ersten ansieht, sieht man recht wenig Anales, dafür jedoch umso mehr Banales. Nichts anderes bieten nämlich die erbärmlichen DEGETO-Produktionen, mit denen das Erste weite Teile seiner besten Sendezeit vollstopft. Die Filme und Serien dieses Unternehmens bewegen sich fast ausschließlich auf einem dramaturgisch wie inhaltlich erbärmlichen Niveau. Meist wird die Handlung um triefend kitschige Liebesschnulzen gebaut, oder um debile Einzelkämpfer aus der (häufig ländlichen) Arbeiterschicht, die gegen ein böses, böses Unternehmen vorgehen. Weil es böse ist. Ausgeklügeltes Storytelling, vielschichtige Charaktere oder raffiniert geschriebene Dialoge sucht man hier mindestens ebenso vergeblich wie bei «Mitten im Leben» oder «Familien im Brennpunkt». Dafür findet man genauso viele Debilitäten und Idiotie, manchmal gerne vermischt mit undurchdachten sozialistischen Anklängen. Und mit «Marienhof» und «Verbotene Liebe» liefert die ARD genauso narrativ unausgegorene und mit inhaltlichen Lappalien gespickte Vorabendschinken wie RTL.

Daher wirkt es äußerst befremdlich, wenn gerade Volker Herres, der in seiner Position die Degetoisierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mitzuverantworten hat, die Banalität der Konkurrenz mit seinen dummen Wortspielen anprangert. Dabei sollte er wohl lieber erst einmal in seinem Haus ein wenig aufräumen. Zu tun gibt es da sicherlich genug. Denn beim televisionären Niveaulimbo ist die ARD ganz vorne mit dabei.

Mit 360 Grad schließt sich an Silvester wieder der Kreis.
17.12.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/46511
Julian Miller

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360 Grad

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