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«Schlüter sieht's»: Ein Plädoyer für neo!

ZDFneo wurde am 01. November ein Jahr alt. Zeit für einen Rück- und Ausblick.

Als Fußnote der Fernsehbranche gilt der öffentlich-rechtliche Digitalsender ZDFneo zwar immer noch, aber innerhalb eines Jahres konnte sich das Programm gegenüber anderen Fernsehstationen profilieren und bietet eine Nische für junge Zuschauer abseits der Norm. Am 01. November 2009 startete ZDFneo als Nachfolger des ehemaligen ZDFdokukanals – eine makellose Erfolgsgeschichte ist der junge Sender zwar noch nicht, aber eine der besten Alternativen für Zuschauer, die neues Fernsehen sehen wollen. So wie es der Sendertitel verspricht.

Unter dem mitterweile recht bekannten Label «neoMusic» strahlt ZDFneo Konzert-Mitschnitte bekannter Künstler sowie eigenproduzierte Shows aus. «Die Charts» mit „Die Happy“-Sängerin Marta Jandova und Gästen aus dem Business ist eine bessere Musiksendung als das meiste, was bei den selbsternannten Musiksendern unter dem Chartbanner gesendet wird. Künftig wird in der neuen Reihe «neoMusic Portrait» der Werdegang zahlreicher Pop- und Rockgrößen wie U2, Falco und Michael Jackson beleuchtet. Dies ist ein vernünftiger Ausbau der Marke «neoMusic», der das Programm am Abend gut ergänzt.

Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten konnte ZDFneo sein Profil als Sender abseits des Massengeschmacks schärfen. Seit Anfang Oktober strahlt man als erster Free-TV-Sender die US-Produktion «Mad Men» aus, die in der Branche als aktuell bestes Serienprogramm der USA gilt. Höchst interessant und hervorragend produziert war auch die dreiteilige, im August gezeigte Doku-Reihe «Netzmenschen», die gesellschaftliche Trends, die mit dem Internet-Fortschritt einhergehen (beispielsweise das sogenannte „Couchsurfing“), beleuchtete – und damit jene Menschen zum Mittelpunkt des Programms machte, die ZDFneo eigentlich auch sehen.

Als Star der jungen Netzgemeinde gilt Christian Ulmen spätestens seit der kontroversen ProSieben-Sendung «Mein neuer Freund». Seine neue, eigenproduzierte Serie «Die Snobs» wird also nicht ohne Grund auf ZDFneo gezeigt, ebenso pilotiert der Entertainer ein Late-Night-Format gegen Ende des Jahres für den Sender. Auch die Impro-Comedy «Ent-oder-Weder» mit Bernhard Hoecker und Oliver Kalkofe war besser, als die meisten der übriggebliebenen Comedy-Programme bei den Privatsendern. Und nach dem Piloten wird die Talksendung des Popliteraten Benjamin von Stuckrad-Barre mit neuen Folgen zurückkehren. Gerade die Eigenproduktionen sind es also, die ZDFneo so wertvoll machen.

Noch immer ist aber vornehmlich das Primetime-Programm des Senders interessant. In der Daytime findet sich der Zuschauer, wie schon zum Start im Jahr 2009, in einem Programm-Durcheinander wieder, das sich hauptsächlich aus alten Dokumentationen, Kochshows, Reportagen und Serien zusammensetzt. Insgesamt kann das Projekt ZDFneo dennoch fast nur gelobt werden – der Sender hat sich in der Primetime mit seinen hervorragenden Eigenproduktionen und guten eingekauften Formaten bei einem Nischenpublikum etablieren können. Die Qualität geht auch mit immer mehr Quotenerfolgen einher: «Mad Men» hatte zuletzt teils 0,8 Prozent Marktanteil, der Quotenhit «Inspector Barnaby» kommt sogar auf über ein Prozent und hat mehrere hunderttausend Zuschauer. Gegenüber dem vorherigen ZDFdokukanal, der durchschnittlich nur 0,1 Prozent der Fernsehzuschauer unterhielt, sind solche Zahlen ein großer Erfolg und ein Beweis dafür, dass die Rundfunkgebühren hier deutlich besser angelegt sind. Auf ein noch besseres zweites Jahr!

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.
04.11.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/45591
Jan Schlüter

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Schlüter sieht's

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