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360 Grad: If She Can Make It There...

Das amerikanische Network TheCW will die deutsche Dramedy «Danni Lowinski» für sein Midseason-Programm adaptieren.

Die Meldung kam überraschend. Das amerikanische Netlet TheCW, das seit Jahren mit seinen Hits von gestern und Rohrkrepierern von heute in massiven Quotenproblemem steckt, will die Sat.1-Serie «Danni Lowinski» adaptieren – eine fundamental neue Entwicklung. Denn bisher steht seit Urzeiten das deutsche Fernsehen in der Tradition, ein erfolgreiches US-Konzept nach dem anderen für den deutschen Markt neu aufzulegen. Ob «Ein Herz und eine Seele», «Pastewka» oder die nahezu in Vergessenheit geratenen Nachmittags-Talkshows. All dies stammt aus Übersee. Nun soll es auf einmal andersherum funktionieren. Paradigmenwechsel? Oder Eintagsfliege im Newsticker?

Haben die amerikanischen TV-Executives also am deutschen Fernsehen Gefallen gefunden? Produzieren wir wirklich nicht nur Scheiße, die der internationale Markt nicht sehen will? Dies aus der neuen Entwicklung bezüglich der Dramedy mit Annette Frier zu folgern, wäre wohl falsch. Vielmehr ist TheCW wohl zur Zeit eher der Fliegen fressende Teufel. Denn der Sender hat kein einziges Projekt vorliegen, das in der Midseason einspringen könnte, falls eine seiner neuen Serien derart desaströse Ergebnisse einfährt, dass sie zu diesem Zeitpunkt aus dem Programm genommen werden muss. Die Entwicklungsphase muss also schnell gehen, damit man Anfang nächsten Jahres nicht hilflos zusehen muss, wie sich die Quoten selbstmordartig ins Bodenlose stürzen. Bei dem kleinsten US-Network heißt daher wohl die Devise: Alles pilotieren, was sich nach Sendefähigkeit anhört. Ob die Adaption der deutschen Anwaltsserie es jemals in den Vereinigten Staaten zur Ausstrahlung schaffen wird, ist damit noch lange nicht gesagt.

Ferner wird es selbstverständlich einige Änderungen am Konzept geben, um dem amerikanischen Publikum einen Zugang zu «Danni Lowinski» zu ermöglichen. Schließlich funktioniert das US-Rechtssystem nach ganz anderen Prinzipien als das deutsche und angesichts der Zielgruppe von TheCW sollte man nicht verwundert sein, wenn die amerikanische Danni zehn Jahre jünger sein wird als Annette Frier. Gut bedient wäre man sicherlich auch damit, den Namen der Titelrolle in den USA noch einmal zu überdenken, um eventuelle Verwechslungen des TheCW-Publikums mit einer gewissen Monica mit ähnlich klingendem Nachnamen auszuschließen.

Deutschland wird mit «Danni Lowinski» nicht über Nacht den internationalen TV-Markt erobern. Das wäre illusorisch. Und wie viel vom deutschen Original in der angelsächsischen Version der Serie übrig bleiben wird, sei für den Moment einmal dahingestellt. Dennoch ist es vielleicht ein kleiner Schritt, um das transatlantische Fernsehgeschäft, das bisher – wenn überhaupt – vornehmlich im Vereinigten Königreich und Israel seine Serienvorlagen einkaufte, auf die teutonischen Flimmerkisten aufmerksam zu machen. Doch das ist ein kleiner Schritt. Sowohl für «Danni Lowinski» als auch das deutsche Fernsehen.

360 Grad erscheint immer freitags nur bei Quotenmeter.de
08.10.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/45054
Julian Miller

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