Mehr als 30 Jahre lang lag der Film von Günter Wallraff mit Sperrvermerk im Archiv des Senders, nun bestätigte Intendantin Monika Piel die Streichung des Vermerkes.
Der WDR hat historisches Film-Material freigegeben. 1977 arbeitete Günter Wallraff für mehrere Monate unter dem Decknamen Hans Esser bei der "Bild"-Zeitung und recherchierte die dortigen Arbeitsmethoden. Anschließend veröffentlichte er seine gesammelten Ergebnisse in dem Buch "Der Aufmacher. Der Mann, der bei 'Bild' Hans Esser war", das Werk wurde zu seinem Bestseller. Zur gleichen Zeit entstand auch im Auftrag des WDR ein Dokumentarfilm zu Wallraffs Recherche bei der "Bild"-Zeitung.
Dieser wurde allerdings nie im Fernsehen ausgestrahlt. Als der Axel-Springer-Verlag 1977 von dem Vorhaben erfuhr, sei der Konzern alles andere als begeistert gewesen. Die Dokumentation mit dem Titel "Informationen aus dem Hinterland" wurde daraufhin mit einem Sperrvermerk markiert und wanderte bis jetzt in den Giftschrank des Senders. In einigen ausgewählten Programmkinos war er dann aber doch zu sehen, den meisten Zuschauern blieb der Film aber vorenthalten.
Vor wenigen Wochen wurde Wallraff dann in der Reihe «NRWs Beste» porträtiert, dort wurden anfangs Aufnahmen aus seiner Undercover-Zeit bei der "Bild"-Zeitung verwendet. Diese wurden kurz vor der Ausstrahlung aber wieder herausgeschnitten. "Ein klarer Fall von Selbstzensur", urteile Wallraff damals. Dem WDR war die Verwendung des Materials juristisch wahrscheinlich zu heikel.
Doch der öffentlich-rechtliche Sender hatte die Rechnung ohne den jetzigen Chef des Axel-Springer-Konzerns, Mathias Döpfner, gemacht. Dieser bestätigte, dass man in keinem Fall gegen den Film vorgehen werde. Döpfner sagte außerdem, dass es sich bei den Aufnahmen um ein "historisches Dokument" handele. Der WDR reagierte prompt und ließ den Sperrvermerk nun streichen. Intendantin Monika Piel bestätigte, dass es nun "keinen Grund mehr gebe, dieses Dokument unter Verschluss zu halten".
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