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Glenns Gedanken: Vorabend-Frust? Gameshow-Lust!

Unser Kolumnist fordert mehr Mut von den Programmmachern.

Es ist eines der größten Sorgenkinder des Ersten Deutschen Fernsehens: Der 18.50 Uhr-Sendeplatz. Schon seit mehreren Jahren versucht die ARD dort ein funktionierendes Format zu etablieren. Bisher jedoch weitgehend erfolglos. Einige Zuschauer erinnern sich sicherlich noch an «Berlin, Berlin» mit der sympathischen Lolle, oder an die sonnigen Surfergeschichten von «Gegen den Wind». Auch «Der Fahnder» dürfte bei manchen ein sehnsüchtiges Lächeln ins Gesicht zaubern. Das waren die glorreichen Vorabend-Zeiten im Ersten mit Serien, die für hohe Qualität und Anspruch standen. Doch davon ist man mittlerweile weit entfernt.

Während die Soap-Dauerbrenner «Verbotene Liebe» und «Marienhof» konstant solide Reichweiten erzielen, geht es ab 18.50 Uhr deutlich bergab. In den letzten Jahren wurde auf diesem Sendeplatz eine bunte Palette der verschiedensten Formate ausprobiert: Eine der tiefsten Wunden hat wohl «Bruce» hinterlassen. Das billig produzierte Make-Over-Format rund um Heidi Klums Topmodel-Sidekick versagte auf der ganzen Linie und wurde vorzeitig abgesetzt. So leicht lassen sich die verloren gegangenen jungen Zuschauer eben nicht zur ARD zurück bringen. Kaum besser machte es die «Perfekte Dinner»-Kopie «Ich weiß, wer gut für dich ist», die bereits nach 12 von 40 Folgen auf dem Fernsehfriedhof landete. Fans dieses Formats guckten lieber das weiterhin laufende Original bei VOX. Und auch die Dailysoap «Eine für alle - Frauen können's besser» ging fast schon erwartungsgemäß den Bach runter. Seit Oktober 2009 ist auf dem laut Programmdirektor Volker Herres "verfluchten" Sendeplatz nun die Quizshow «Das Duell im Ersten» mit Moderator Florian Weber zu sehen. Die Show läuft zwar besser als die zuvor genannten Kapitalflops, ein Quotenerfolg ist sie aber dennoch nicht und erreicht nur unterdurchschnittliche Marktanteile.

Ich hätte da einen Vorschlag: Wie wäre es mit einer Neuauflage von einer der zahlreichen in den 90er Jahren erfolgreichen Gameshows? Sendungen wie «Glücksrad», «Ruck Zuck», «Geh aufs Ganze!» oder «Familien Duell» waren lange Zeit regelrechte Straßenfeger und Quotengaranten am Vorabend. Auch heute noch vereinen die vielerorts zum Kult hochstilisierten Spielshows eine treue Fangemeinde, die sehnsüchtig ein Comeback herbeiwünscht. Die Shows wurden übrigens meist nicht wegen fallenden Quoten aus dem Programm genommen, sondern weil das Publikum von den damaligen Senderchefs als "zu alt" eingestuft wurde. Das «Glücksrad» erzielte bei Sat.1 beispielsweise auch in den späten 90ern noch Marktanteile von bis zu 20 Prozent. Werte, von denen man momentan bei einigen Sendern nur träumen kann. Das Publikum des Ersten Deutschen Fernsehens ist ohnehin älter als das der Privatsender und würde ein zeitgemäßes Gameshow-Revival händeringend begrüßen. Innovativer als nach dem Weggang von Jörg Pilawa einfach eine Doppelfolge von «Das Duell im Ersten» zu zeigen ist es auf jeden Fall. Also liebe ARD: Die Nachfrage ist da, und viel habt ihr sowieso nicht zu verlieren. Traut euch mal was und bringt den Kult zurück!
04.07.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/43000
Glenn Riedmeier

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Tags

ARD

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