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Der wandelnde Kalenderspruchautomat

Manche Prominente sieht man ständig im Fernsehen - ob man will oder nicht.

Es gibt Prominente, die sieht man irgendwie ständig im Fernsehen, ob man will oder nicht - meistens zweiteres. Sie springen von Sendung zu Sendung und geben überall ihren Senf ab. Einer von ihnen ist Eckart von Hirschhausen. Der promovierte Arzt arbeitete zunächst in der Neurologie, doch inzwischen hat er schon seit Jahren keine Praxis mehr von innen gesehen. Irgendwann erkannte er nämlich, dass Lachen die beste Medizin ist und machte erste Versuche auf der Kabarettbühne. Kurz darauf schaffte er es auch ins Fernsehen und war im "Quatsch Comedy Club" oder bei "7 Tage - 7 Köpfe" zu Gast. Dort präsentierte er eine gelungene Mischung aus Kabarett, Comedy und Zauberei, die mir so gut gefiel, dass ich schließlich sogar in eines seiner ersten Soloprogramme namens "Sprechstunde" ging und es nicht bereute.

Doch kurz darauf verschrieb sich Hirschhausen einem zentralen Thema, von dem er bis heute nicht mehr ablassen wollte: dem Glück. Aus irgendeinem Grund traf er damit ins Schwarze, denn das mediale Interesse an ihm stieg seitdem rasant an. Inzwischen spielte der Doktor zum Thema Glück zwei Bühnenprogramme und veröffentlichte dazugehörige CDs, DVDs und Bücher. Das alles wäre überhaupt nicht verwerflich, wenn es nur dabei geblieben wäre. Seine wöchentlichen Auftritte bei "Schmidt & Pocher" waren schon schwer zu ertragen, aber inzwischen sieht man Hirschhausen einfach überall! Es vergeht kaum eine Woche, in der man ihn nicht irgendwo im Fernsehen sieht: Markus Lanz, TV total, Volle Kanne, Beckmann, Kerner, NightWash, Genial daneben, und natürlich die Talkshows in den Dritten von Riverboat bis Kölner Treff usw. In all diesen Sendungen ist der Berufsoptimist regelmäßiger Gast und es ist schwer ihm aus dem Weg zu gehen. Und als wäre all das noch nicht genug, moderiert er jetzt selbst eine der Freitagabendtalkshows im NDR: "Tietjen und Hirschhausen". "Jetzt talkt er auch noch!" - so die treffende Beschreibung auf Hirschhausens eigener Internetpräsenz.

Wohin man auch sieht, überall taucht der vermeintliche Glücksbote auf und versucht sich als Missionar, indem er lustige rote Nasen und Lach-Messgeräte verteilt. Doch inzwischen sollte jeder erkannt haben, dass Hirschhausen in allen Sendungen die gleichen Schlaumeiersprüche ablässt, die man in handelsüblichen Ratgebern nachlesen kann. Mit einer aufdringlichen Penetranz, die nur schwer in Worte zu fassen ist, versprüht er seine Weisheiten über Optimismus und Glück. Dabei ist es egal, welche Frage er gestellt bekommt, er antwortet stets mit einem seiner zahlreichen verinnerlichten Kalendersprüche. Da kann einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben, Herr Doktor! Wenn ich noch einmal die Erkenntnis höre "Kinder lachen 500 Mal am Tag, Erwachsene 15 mal, Tote gar nicht", dann lache ich mich krank, allerdings im negativen Sinne.

Hier noch ein paar Merksprüche von mir für Eckart von Hirschhausen:
- Weniger ist manchmal mehr.
- Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören.
- Glück besteht darin, glücklich zu sein, und nicht etwa darin, den anderen glauben zu lassen, dass man es ist.
- Glück ist blind und machet blind, die in seinem Gefolge sind.

Ich für meinen Teil besuche an tristen Tagen jedenfalls lieber mal wieder das chinesische Restaurant meines Vertrauens. Denn dort bekomme neben den gleichen Weisheiten in Form von Glückskeksen auch noch eine leckere Mahlzeit dazu. In diesem Sinne, Glück auf!
22.11.2009 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38596
Glenn Riedmeier

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Hirschhausen

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