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Die Kritiker: «Kommissar Wallander: Die falsche Fährte»

Story


Wallander ist geschockt: Eine völlig verängstigte junge Frau, die sich in einem Rapsfeld versteckt hält, übergießt sich vor seinen Augen mit Benzin und zündet sich an. Welches Motiv brachte die 15-Jährige nur dazu, sich auf solch grausame Weise umzubringen? Die bohrende Frage beschäftigt den Kommissar auch noch, als er schon den nächsten Fall klären soll. Gustav Wetterstedt, ehemaliger Justizminister, wird vor seiner Strandvilla erschlagen und skalpiert. Nachdem kurz darauf der wohlhabende Kunsthändler Arne Carlman auf die gleiche Weise ermordet wird, drängt sich die Vermutung auf, es handele sich um einen Serientäter. Gegen seinen Willen muss Wallander deshalb mit einem Profiler kooperieren. Der ehrgeizige, junge Mats Ekholm erklärt dem Kommissar, er müsse nach einem Täter suchen, der sich im Alltag völlig unauffällig verhält. Von diesem hilfreichen Ratschlag ist Wallander ebenso begeistert wie von der Aussicht, seinem mürrischen Vater Povel, zu dem er kein gutes Verhältnis hat, einen Geburtstagsbesuch abzustatten.

Die erste heiße Spur ergibt sich durch einen Hinweis des versoffenen Ex-Reporters Lars Magnusson: Als investigativer Journalist versuchte er nachzuweisen, dass Wetterstedt und Carlman in eine Affäre mit minderjährigen Prostituierten verstrickt waren. Doch die ehrenwerten Herren wurden von dem inzwischen pensionierten Vize-Polizeichef Hugo Sandin gedeckt.

Der nächste Mord passt merkwürdigerweise nicht ganz ins bisherige Muster: Das Opfer ist kein Prominenter; außerdem wurde es nicht nur skalpiert, ihm wurden auch die Augen verätzt. Durch Magnussons Hinweis, die Skalpierungen könnten der Rettung einer anderen Seele dienen, kommt Wallander der Verdacht, dass er die falsche Fährte verfolgt.

Darsteller


Kenneth Branagh («Hamlet») ist Kurt Wallander
Sarah Smart («Five Days») ist Anne-Britt Hoglund
Sadie Shimmin («The Family Man») ist Lisa Holgersson
Tom Beard («Midsomer Murders») ist Svedberg
Tom Hiddleston («Suburban Shootout») ist Martinsson
Richard McCabe («The Duchess») ist Nyberg
David Warner («Hogfather») ist Povel
Jeany Spark («Lewis - And the Moonbeams Kiss the Sea») ist Linda Wallander
Polly Hemingway («Midsomer Murders») ist Gertrude
Ashley Madekwe («Secret Diary of a Call Girl») ist Dolores Maria Santana
Jon Laurimore («The Order») ist Edvin Salomonsson
Jessica Lloyd («The Commander: Abduction») ist Dr Malmström
Malcolm Tierney («Hindenburg: Titanic of the Skies») ist Wetterstedt
Jasper Jacob («The Bill») ist TV Interviewer
Joanna Griffiths («Das Parfum») ist Sara Bjorkland

Kritik


In der mittlerweile dritten Adaption der berühmten Werke des schwedischen Autoren Henning Mankell gibt nun, nach Rolf Lassgård und Krister Henriksson, der Shakespeare-Mime Kenneth Branagh seinen Einstand als Kommissar Kurt Wallander. Und der Auftakt hätte nicht brisanter sein können. So muss Wallander in «Die falsche Fährte» gleich in der ersten Szene den Selbstmord einer 15-Jährige direkt vor seinen Augen miterleben. Ein überaus schockierender Moment – selbst für so einen erfahrenen und besonnen scheinenden Kommissar, wie Wallender es ist. Zu dem unglücklichen Zwischenfall gesellen sich noch die Morde an einem ehemaligen Justizminister und an einem Kunsthändler hinzu. Allesamt ohne wirklichen Zusammenhang, wie es scheint. Ein durch subtile Spannung und vertrackte Wendungen dominierter Fall nimmt seinen Lauf.

Dabei ist nicht einmal die Geschichte an sich, die vielen ja nun auch schon aus Buch und Film bekannt sein dürfte, die die Neuinterpretation aus Großbritannien so sehenswert macht. Es ist vielmehr die unglaubliche Präsenz und Ausdruckstärke des Kenneth Branagh zu verdanken, dass dieser doch sehr ruhige fünfte Fall von Wallander so fesselt. Durch gefühlsbetontes und sehr intensives Spiel setzt der Hollywood-Akteur in seiner ersten großen Fernsehrolle seine ganz eigenen Akzente für den Part des Kommissars – und das so gut, dass er unlängst den britischen Broadcasting Press Guild Award für die Verkörperung des eigenbrötlerischen Kommissars erhielt. Und Branagh ließ sich wirklich etwas einfallen, um in der Rolle aufzugehen: So sieht man Branagh in verschiedenen Szenen mit roten, verquollenen Augen, stoppelbärtig und aufgedunsen – jenen Attributen, die dem charismatischen Schauspieler bisher eigentlich nicht zuteil wurden.

Zu dem guten Spiel gesellt sich noch die überaus gelungene Optik des TV-Dramas. Schon die Eröffnungsszene im Rapsfeld ist von so beeindruckender Bildgewalt, dass hierfür schon die Höchstwertung vergeben werden müsste. Der restliche Teil des Films ist zwar weniger farbenfroh geraten, doch durch psychologische Tiefe und bedrückende Szenerien wäre dies auch der falsche Weg der Darstellung gewesen. Stattdessen wird an diesen Stellen auf melancholische, trübe und dunklere Töne und Bilder gesetzt. Stets so, wie es das Spiel auf der Mattscheibe verlangt. Untermalt wird das Ganze dann noch von sehr minimalistisch gehaltener Musik, die sich durch einzelne Klänge oder ruhige, fast eintönige Modulationen dezent, aber gekonnt im Hintergrund hält. Auf diese Weise versteht es der Film noch mehr, an Beklemmung und Bedrohlichkeit auszustrahlen.

Einziges Manko des Films bleibt aber das bewusst langsam gehaltene Erzähltempo und die wohl durchdachte Trägheit, die die Handlung durchzieht. Einigen Zuschauern wird diese Tatsache sicherlich den Weg zu den Konkurrenzsendern erleichtern. Allen anderen sei an dieser Stelle aber zu empfehlen, dass sie durchhalten. Denn am Ende bleibt ein beeindruckender, psychologisch durchdachter und intelligenter Filmgenuss übrig, der für so manche vermeintliche Länge entschädigt.

Das Erste zeigt den Auftakt zur 3-teiligen «Wallander»-Reihe, «Die falsche Fährte», am Freitag, den 29. Mai 2009, um 21.45 Uhr.
27.05.2009 10:59 Uhr Kurz-URL: qmde.de/35152
Torben Gebhardt

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Tags

Wallander

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