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Pro & Contra: Der Wechsel von Oliver Pocher

Ab Herbst ist Pocher exklusiv beim Bällchensender Sat.1 zu sehen. Eine richtige Entscheidung? Christian Richter und Manuel Weis diskutieren.

Pro von Christian Richter:
Ein Wechsel von Oliver Pocher war längst überfällig. In das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat er von Anfang an nicht gepasst. Auch wenn sowohl Pocher als auch der damalige Programmdirektor dies anfangs anders sahen. Zu streng waren die Maßstäbe der Intendanten, die seine Sendung immer wieder beanstandeten. Zu groß war der Schatten, den Harald Schmidt warf und aus dem er nie wirklich heraustreten konnte. Zu unregelmäßig tauchte die Show im Programm auf und zu alt war die Zuschauerschaft des Senders. Am Ende mag er zwar das Ziel erreicht haben, dem Sender einige junge Zuschauer zuzuspülen, doch ein riesiger Erfolg war «Schmidt & Pocher» nie. Weder insgesamt, noch bei den jungen Zuschauern.

Gerade die öffentlichen Angiftungen nach dem Bekannt werden des Wechsels zeigen, dass es sich bei der Partnerschaft zwischen Pocher und dem Ersten mehr um ein Zweckbündnis handelte, als um echte Liebe. Die Rückkehr zu einem privaten Sender ist damit der richtige Schritt für Pocher. Dort wird er nicht nur die Möglichkeit haben, seine Show wieder allein zu produzieren, sondern auch wesentlich freier agieren können. Außerdem wurde ihm seitens des Senders ein fester Sendeplatz zugesichert, sodass er zukünftig wieder mit konstanter Regelmäßigkeit auf dem Schirm erscheinen kann.

Am Ende hat sich Pocher auch für den richtigen Sender entschieden, denn auch wenn ein Wechsel zu RTL zunächst lukrativer klingt, wäre er dort einem viel höheren Quotendruck ausgesetzt worden. Marktanteile unter 16 Prozent hätte er sich dort sicher nicht erlauben dürfen. Dies wäre ein schweres Unterfangen geworden, da er kein breiter Publikumsliebling ist und noch immer stark polarisiert. Bei Sat.1 sieht die Welt viel entspannter aus. Dort gilt bereits ein zweistelliges Ergebnis als Erfolg. Bei RTL wäre es zudem sicherlich nicht möglich gewesen eine regelmäßige Late-Night-Show zu einer akzeptablen Sendezeit umzusetzen. Zu erfolgreich ist der Sender mit seiner derzeitigen Primetime. Die Quotenhits wie «Monk» und «Bones» hätte der Sender sicher nicht aus dem Programm genommen.

Auch für Sat.1 ist der Wechsel ein Glücksgriff. Zum einen ist es dem Sender gelungen, einen der derzeit gefragtesten Künstler der mächtigen Konkurrenz wegzuschnappen und so einen Überraschungscoup zu landen. Zum Andern muss Sat.1 seinem Programm dringend wieder ein verlässliches Profil geben und wieder Erfolge in der Zielgruppe vorweisen. Die Verpflichtung des Comedytalents ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er kann die dringend benötigte Alternative zu den abgenutzten Sat.1-Allzweckwaffen Hugo Egon Balder und Kai Pflaume werden. Vielleicht gelingt es Pocher zumindest an einem Abend in der Woche den Sender wieder in die erste Reihe zurückzuholen. Einen besseren Einstand konnte sich der neue Senderchef Guido Bolten kaum wünschen.

Der Wechsel von Oliver Pocher ist daher für alle Beteiligten nur als Gewinn zu sehen, denn letztendlich hätte sich auch Das Erste keinen Gefallen getan, den provokanten Moderator mit aller Macht in ihrem Programm zu halten.



Contra von Manuel Weis:


Im Nachhinein wissen es alle immer besser: Auf den ersten Blick mag die Entscheidung von Oliver Pocher, die ARD in wenigen Wochen zu verlassen, die einzig richtige zu sein. Bei genauerer Betrachtung, darf man sich allerdings die Frage stellen, ob der Comedian damit wirklich glücklich wird. Zweifelsohne: Bei Sat.1 mag er mehr Freiheiten haben, weil es im Privatfernsehen lockerer und vor allem weniger bürokratisch zu geht, aber diese Freiheit ist so manchem schon zum Verhängnis geworden. Ähnlich frei kann man dort nämlich auch über die Absetzung eines nicht ganz so erfolgreichen Formats entscheiden.

Ob die Late Night-Show von Pocher in Sat.1, die dem Vernehmen nach wohl am Wochenende gesendet werden soll, wirklich ein Erfolg wird, ist keineswegs gewiss. Magere Quoten wird man sich – dann in Unterföhring – wohl nur eine Zeit lang ansehen. Leichter hätte Pocher es da bei der ARD gehabt. «Schmidt & Pocher» dümpelte die ganze Monate über im seichten Quotenbereich vor sich hin, wurde von den Bossen des Ersten Deutschen Fernsehens aber nie kritisiert. Der Druck auf Pocher wird also größer.

Zudem ist es ohnehin fraglich, ob er die Erwartungen, die Publikum und Senderchefs an ihn stellen, erfüllen kann. Eine eigene Late Night Show ist nicht allzu einfach zu stemmen. Die Ankündigung, sich nun ein eigenes Team zusammenzustellen, das voll auf ihn eingestellt ist, klingt zwar schön, aber kann auch ordentlich in die Hose gehen. Bestes Beispiel für eine schlechte Redaktion war die vor kurzem beendete Late Night von Niels Ruf, die übrigens auch einmal wöchentlich bei Sat.1 zu sehen war.

Natürlich sagt Guido Bolten jetzt, dass man auch über einen Misserfolg der Late Night Show gesprochen habe und dann ein anderes Format für Pocher finden würde – das stimmt sicherlich sogar. Fakt ist aber, dass Pocher in der ARD – sei es durch Auftritte in der «Sportschau» oder bei der Moderation von Preisverleihungen – ein ganz heißes Eisen im Feuer hatte. Eine ordentliche Menge Wasser hat er darauf nun geschüttet mit seinem Wechsel zum Bällchensender.
08.04.2009 09:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/34169
Christian Richter und Manuel Weis

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Pocher

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