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«Alien Romulus»: Ein stilvolles, aber wenig originelles Best-Of im Alien-Universum

Mit «Alien Romulus» versucht Regisseur Fede Alvarez, die Atmosphäre des originalen «Alien» wieder aufleben zu lassen. Visuell beeindruckend und handwerklich solide, scheitert der Film jedoch an fehlender Originalität und eindimensionalen Charakteren.

Der erste «Alien» von Sir Ridley Scott aus dem Jahre 1979 hat in Sachen Atmosphäre und Slow-Burn-Weltraum-Horror genredefinierende Maßstäbe gesetzt. Der zweite, James Camerons «Aliens», war eher weniger an den Horrorelementen des ersten Teiles interessiert, ist dafür aber ein handwerklich extrem guter Actionstreifen, der sich hinter dem großen «Terminator 2» des gleichen Regisseurs nicht verstecken muss. Über das, was danach kam, legt man besser den Mantel des Schweigens – auch wenn die beiden Prequel-Filme («Prometheus» und «Covenant») von Scott höchstselbst durchaus Verfechter innerhalb der Alien-Fanszene haben, weil der Altmeister hier die Mythologie immerhin erweitert, wenn auch in eher abwegige Richtungen. Über «Alien 3» und «Alien Ressurrection» brauchen wir nun nicht mehr zu reden, da die beiden wenig gelungenen Filme nun offiziell nicht mehr zum Kanon des Franchise gehören. Und damit nun zum neuesten Eintrag in diese 45-jährige Filmreihe: «Alien Romulus» von Fede Alvarez.

Zur Handlung: Das Leben auf einer der noch nicht fertig terrageformten Kolonien ist rau. Man muss sich an diesem Ort der „Company“ (natürlich Weyland Yutani) auf Jahre hinaus verpflichten, um irgendwann einmal von einem besseren Leben träumen zu dürfen. Sonne gibt es nicht, dafür aber jede Menge Schmutz und Staub. Aus dieser modernen Arbeitshölle möchte eine Gruppe von Teenagern entkommen und in eine Art gelobtes Land entfliehen, wo tatsächlich einmal Sonnenstrahlen zu sehen sein würden. Dazu müssen sie nur die Technik aus einem brachliegenden Weyland-Yutani-Schiff klauen. Der Rest der Handlung dürfte selbsterklärend sein: natürlich ist das Schiff nicht ohne Leben an Bord. Nur leider kein menschliches Leben...

Bereits durch den Trailer wurde klar, dass Horrormeister Alvarez («Don‘t Breathe», «Evil Dead»-Remake) sich eher wieder auf die Ursprünge besinnt: Atmosphäre, Atmosphäre, Atmosphäre. Gerade nach dem ganzen Quatsch, den diverse der Sequels dem geneigten Zuschauer zugemutet haben, sehnt man sich nach nichts mehr, als nach einem Alien, das an Bord eines dunklen Raumschiffes herumschleicht und nach und nach die Crewmitglieder schnappt. Das ist kein ausgefeiltes Storytelling, aber unheimlich unheimlich. Im Weltall hört dich eben niemand schreien. Auf dem Papier klingt es also nach einem Wahnsinnsmatch: Alvarez macht einen Alienfilm im Stile des Originals. Herz, was willst du mehr? Doch leider bleibt es bei dem Papiertiger, zumindest in weiten Teilen.

Doch kommen wir zunächst zu den Stärken des Filmes: er sieht unheimlich gut aus, vielleicht ist es sogar der am Besten aussehende Teil der Reihe. Der ganze Look ist nicht nur sehr auf ein Retrogefühl bedacht, sondern er fühlt sich auf Grund von Fede Alvarez‘ Vorliebe für praktische Effekte auch einfach echt und greifbar an. Allerdings wird es gerade dann, als er doch einmal zum Deepfake greift, auch plötzlich künstlich und nicht überzeugend. Doch die ersten 15 Minuten sind absolut im Geiste des 79er-Filmes. Allerdings liegt auch genau darin das Problem dieses Filmes: nicht umsonst wurde hier der große Bogen zum Beginn des Franchises gespannt, denn genau das tut dieser Film auch. Er versteht sich so sehr als Teil des Vermächtnisses, dass er es nie schafft, einen eigenen Ansatz zu finden. Es wirkt fast so, als hätten Alvarez und Co-Drehbuchautor Rodo Sayagues eine Checkliste gehabt, die sie abarbeiten mussten. Facehugger? Check. Xenomorphs? Check. Kryoschalf? Check. Dubiose Androiden? Check. Spacemarine-Waffen? Check. Bauchdruchbrechende Aliens? Check. Das Muttermotiv? Check. Das Phallusmotiv? Check. Der philosophische Unterbau aus «Prometheus»? Check. Wort-für-Wort-Zitate und Bild-für-Bild-Referenzen aus vorherigen Teilen? Check. Das ist mitunter so rückwärtsgewandt, dass der Film mitunter eher wie ein Best-Of wirkt, denn wie ein eigenständiger Film. Wer sich im Franchise gut auskennt, kann die Handlung quasi Schritt für Schritt im Voraus erahnen. Dazu kommt die Schwäche, dass der Film sich sehr wenig für seine Figuren interessiert. Wo «Alien» es noch schaffte, die Crew der Nostromo mit wenigen Dialogzeilen und Manierismen scharf zu zeichnen, sind die Teenager hier sehr beliebige Pappaufsteller, deren Gefahr den Zuschauer weitestgehend kaltlässt.

Cailee Spaeny («Priscilla») versucht zwar ihr Bestes, ihrer Rain irgendwie Konturen zu verleihen, aber das Drehbuch lässt sie an der Stelle leider im Stich. So bleibt die interessanteste Figur noch Andy, den der Newcomer David Jonsson auch sehr facettenreich darstellt - das war‘s dann aber auch schon.



Und dann ist da noch der letzte Akt. Hier wollte Alvarez sich dann anscheinend doch einen Platz im Kanon sichern, indem er nicht nur eine Szene mit Wegguck-Potential kreierte, sondern auch eine neue Kreatur dem Oeuvre hinzufügt. Mehr soll zwar an dieser Stelle nicht verraten werden, jedoch funktioniert diese Figur leider überhaupt nicht und wirkt so, als wäre sie aus irgendeinem anderen Horror-Franchise entlaufen und aus Versehen in die Kulissen dieses Filmes geraten.

Das alles ist vor allem deshalb so enttäuschend, weil es auf dem Papier so gut klang. Dennoch ist der Film immerhin technisch sehenswert – wer also Lust auf einen sehr gut gemachten, wenig kreativen Fanfilm nach „zehn kleine Jägermeister“-Prinzip mit einem Best Of aus diversen Alien-Filmen sehen möchte, der ist hier genau richtig. Aber vermutlich tut eine angepasste Erwartungshaltung dem Filmgenuss eher gut.

«Alien Romulus» ist seit Donnerstag, den 15. August 2024, im Kino.

Die Review zum Hören:


Mehr zum «Alien»-Franchise von den MovieRantnern:
18.08.2024 11:44 Uhr Kurz-URL: qmde.de/154056
Denis K. Lennepe

super
schade

82 %
18 %

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Tags

Alien Aliens Terminator 2 Prometheus Covenant Alien 3 Alien Ressurrection Alien Romulus Don‘t Breathe Evil Dead Priscilla

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