«Squid Game: The Challenge»: Wie aus «Squid Game» eine Familienunterhaltung wird
456 Teilnehmer treten in der neuen Netflix-Reality-Show gegeneinander an und kämpfen um 4,56 Millionen US-Dollar. Die neue Show von Studio Lambert ist sogar noch spannender als der fiktionale Vorläufer.
Der südkoreanische Filmemacher Hwang Dong-hyuk ist seit über zwei Jahrzehnten in der Filmbranche tätig. Mit dem Krimi-Drama «Silenced» folgte der erste Durchbruch im Jahr 2011, weitere Filme wie die Comedy «Miss Granny» und der Historienfilm «The Fortress» folgten. Schließlich veröffentlichte Netflix das neun Episoden umfassende Serienevent «Squid Game», das am 17. September 2021 weltweit Millionen von Abonnenten in den Bann zog. Netflix und Hwang verhandelten länger über eine Fortsetzung, nun soll sogar ein ganzes Franchise entstehen. Doch bis die neuen Geschichten im Herbst 2024 folgen, will man mit der Reality-Show «Squid Game: The Challenge» die Kunden bei Laune halten.
Das erfahrene britische Unternehmen Studio Lambert, das unter anderem in London und Los Angeles Programme herstellt, ist für die Produktion ausgewählt worden. Die All3Media-Tochter stellt zahlreiche Formate für den britischen Channel 4 wie «Naked Attraction» oder «Googlebox» her. Zuletzt durfte man zahlreiche Adaptionen von «The Circle» für Netflix produzieren, für den amerikanischen Markt entstehen «Surviving Paradise», «How to Get Rich», «The Traitors» für Peacock und «Undercover Boss» für CBS.
Die Macher von Studio Lambert wie Stephen Lambert, aber auch seine Kollegen Nicola Brown, Tim Harcourt, John Hay, Toni Ireland, Anna Kidd, Louise Peet, Niah Yemoh und Stephen Yemoh haben eine Meisterleistung hervorgebracht. Obwohl «Squid Game» in Südkorea gedreht wurde, hat man das gesamte Serienset nach London verschifft (oder gar neu hergestellt). Die Requisiten sehen originalgetreu aus, Mittelpunkt der 456 Kandidaten ist der Aufenthaltsraum mit seinen riesigen Bettentürmen. Am Ende der Quiz- und Geschicklichkeitsshow kann ein Kandidat 4,56 Millionen Menschen gewinnen. Damit hat Netflix ein weiteres Novum geschaffen: Das ist das größte Preisgeld, dass man in einer Reality-Show oder in einer Game-Show mit nach Hause nehmen kann. Bislang wurde der Rekord von Andrew Kravis in «The Million Second Quiz» gehalten, das ebenfalls Studio Lambert produzierte – allerdings vor zehn Jahren für NBC.
Das Opening von «Squid Game: The Challenge» zeigt animiert die bekannten Spiele aus der ersten Staffel von «Squid Game» und einen epischen Blick über zahlreiche internationale Städte. Man will hier zeigen: Für diesen internationalen Hit hat man einen Cast aus der gesamten Welt zusammengetrommelt. Einige Teilnehmer werden – zumindest für die Aufnahmen – von zu Hause abgeholt – ähnlich wie in der fiktionalen Serie. Doch das ist einfach nur Show, schließlich wird ein Großteil der Kandidaten direkt aus den Vereinigten Staaten von Amerika eingeflogen.
Es stimmt schon beim Opening einfach alles: Kameraflüge, Spielräume, Zitate von Kandidaten, die Mischung aus bekannten Spielen und neuen Wettbewerben, um die Fernsehzuschauer bei der Stange zu halten. Selten hat eine Reality-Show so gut ausgesehen wie die jüngste Netflix-Eigenproduktion. Die erste Person, die die Fernsehzuschauer kennen lernen, ist Starla aus Riverside, Kalifornien (318), die von einer wirtschaftlichen Rezession spricht. Für ihre Teilnahme hat sie unbezahlten Urlaub genommen. „Ich musste diese Chance einfach ergreifen“, sagte die Teilnehmerin. „Für manche mag das lächerlich klingen, aber jeder hat andere Träume“.
Nach weniger als vier Minuten beginnt dann auch schon das Spiel „Grünes Licht, rotes Licht“. 456 Kandidaten stehen in einem riesigen Produktionsstudio, die Regeln sind den Teilnehmern bekannt. Bei grünem Licht darf man laufen, bei rotem Licht anhalten. Doch obwohl die Regeln bekannt sind, fliegen zahlreiche Kandidaten aus dem Rennen. Wer sich bewegt, wird mit Farbe abgeschossen. Den Teilnehmern wurde instruiert, dass sie sich dann auf den Boden fallen lassen sollen.
Nach dem ersten Spiel treffen sich die Kandidaten erstmals zum Kennenlernen im großen Aufenthaltsraum. Zwar wird besprochen, wie man die Betten aufteilt, aber dass die Kandidaten dort auch wirklich übernachten, ist nicht wirklich vorgesehen. Zwischenzeitlich werden die Kandidaten in der Küche beim Karotten schälen gezeigt und andere wiederrum beim Putzen. Wie zwei Kandidaten theoretisch rund 350 Mitspieler bewirten sollen, ist fraglich. Vermutlich muss man hier in den sauren Apfel beißen und akzeptieren, dass hier TV-typisch etwas gemogelt wird.
Erst nach 48 Minuten wird zum Zuckerwaben-Spiel aufgerufen. Die Spielteilnehmer müssen hier in vier verschiedenen Reihen anstehen. Da man allerdings auch schon den Inhalt des Spiels kennt, hat man sich einen Kniff überlegt: Die erste Person einer jeden Reihe darf in den Spielraum und die vier müssen sich auf jeweils eine Wabenform einigen. Wenn sich die vier Personen nicht einigen, werden alle vier Teilnehmer auch sofort eliminiert. Am Ende der zweiten Folge bekommt man es mit einem verrückten Telefon-Spiel im Pausenraum zu tun, das erst einen Vorteil gewährt. Aber was passiert beim zweiten Anruf? In der dritten Episode wird nicht etwa das Spiel „Tauziehen“ gespielt, sondern ein völlig neues Game zur Unterhaltung eingebracht. Man hat zwar mitunter ein nettes Gimmick geschaffen, doch „Schiffe versenken“ frisst – ähnlich wie das Zuckerwaben-Spiel – ziemlich viel Zeit. Die Kandidaten treten nämlich nicht gemeinsam an, sondern lediglich in kleineren Gruppen. Nach insgesamt drei Ausgaben sind zwei rund drei Stunden verstrichen.
«Squid Game: The Challenge» ist eine sehr unterhaltsame Show, die eine perfekte Ergänzung einer fiktionalen Überlebensserie ist. Die Verantwortlichen bei Netflix haben das Budget richtig investiert und eine ansprechende Reality-Show geschaffen, die eigentlich noch spannender ist als der fiktionale Vorläufer. Der Konsum dieser Sendung ist harmlos und kann auch als Familienshow gesehen werden. Es macht Spaß die Sendung zu schauen, die man wohl innerhalb von wenigen Tagen durchgesehen hat.
«Squig Game: The Challenge» ist seit Mittwoch, den 22. November, bei Netflix verfügbar.
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