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Die Kritiker: «Blutholz»

In diesem Thriller um einen verschwundenen Mann in Rumänien spielt Joachim Król einen mit allen Wassern gewaschenen Ermittler wider Willen.

Stab

Darsteller: Joachim Król, Désirée Nosbusch, Alina Levshin, Geo Dobre, Anja Schneider, Peter Franke
Drehbuch: Torsten C. Fischer und Alexander Buresch
Regie: Torsten C. Fischer
Kamera: Hannes Hubach
Schnitt: Kai Minierski
Musik: Fabian Römer
Ton: Dragos Stanomir
Szenenbild: Jörg Prinz
Der Zuschauer weiß in diesem Film von Anfang an mehr als die Ermittler: Irgendwo im Niemandsland von Südosteuropa wird ein nackter Mann durch den Wald getrieben, von Menschen, die in beängstigenden Bärenkostümen verkleidet sind. So beginnt der durchaus packende Thriller «Blutholz», der den Zuschauer auf eine fesselnde Reise durch die berühmte Landschaft von Siebenbürgen in Rumänien mitnimmt und dabei mit zahlreichen interessanten Figuren konfrontiert, die schon seit Jahrzehnten von den Schatten ihrer seelischen Traumata heimgesucht werden.

Die Handlung beginnt dabei ziemlich komplex und fordert den Zuschauer nicht selten heraus, wenn er den vielen verschiedenen Interessen und Motiven der Figuren folgen möchte. Das traut sich wahrlich nicht jeder Fernsehfilm. Dabei zeigt «Blutholz» oftmals ein beeindruckendes Gespür für szenische und erzählerische Details sowie für die besondere Atmosphäre der Region, in der die Handlung unverkennbar angesiedelt ist. Die Landschaft der Karpaten ist ebenso beeindruckend wie bedrohlich, malerisch und doch bedrückend, und die Figuren, die darin agieren, sind vielschichtig und werden als sehr authentische Personen vorgestellt.

Allen voran die Hauptfigur Hans Schüssler, gespielt von Joachim Król in einer besonders sensiblen Darstellung, zieht den Zuschauer in ihren Bann: Der deutschstämmige Schüssler ist in der Region aufgewachsen und hatte in seiner Jugend eine traumatische Begegnung mit den Schergen des Ceaucescu-Regimes, bevor ihn die Bundesrepublik freikaufte. Danach arbeitete er in verantwortungsvoller Position in Afrika, verdiente dort gutes Geld und konnte viel bewegen, doch schon seit Jahren macht ihm ein mentaler und beruflicher Abstieg zu schaffen. Heute verdingt er sich als Taxifahrer und Wachmann, vollkommen überqualifiziert, aber dem Alkohol verfallen. Als er nun den Auftrag übernimmt, den in Rumänien verschwundenen Manager eines internationalen Holzkonzerns zu finden (den Mann, der in den ersten Szenen nackt durch die Wälder getrieben wurde?), lockt ihn vor allem das Geld. Schüssler ist dabeiein Mann mit vielen Schichten, und Król gibt ihm eine unvergleichliche Tiefe und legt seine Figur mit vielen spannenden Nuancen an.

Schüsslers Gegenpol ist eine junge Anwältin, die von der Firma des Managers nach Rumänien abgestellt wurde: Katja Schöne, gespielt von einer ebenso nuanciert auftretenden Alina Levshin, die von den Instinkten und der Erfahrung ihres alten, erfahrenen, aber auch optisch sehr heruntergekommenen Kollegen Schüssler nicht viel hält und ihn das auch spüren lässt. Sie ist übergriffig und denkt sich nichts dabei, schließlich muss auch sie auf ein schweres Leben zurückblicken – zumindest eine Gemeinsamkeit mit ihrem ungeliebten Kollegen.

Die Geschichte von «Blutholz» ist dabei mehr als nur ein spannender Thriller, sondern auch eine faszinierende Studie über die menschliche Seele und über die Folgen des Raubbaus an der Natur. Der Film zeigt schonungslos die Auswirkungen der Profitgier auf die Umwelt und auf die Menschen in der Region: Schließlich war der verschwundene Manager in dubiose Holzgeschäfte verwickelt, bei denen sich die Vertreter des Staates gerne bestechen lassen, damit sich finanzkräftige multinationale Konzerne an der Allgemeinheit bereichern können. Dass dabei ganze Dörfer unbewohnbar werden, in denen ausgegrenzte Mitglieder der Gesellschaft leben, stört die Mächtigen nicht – außer Silvia Dancu (Désirée Nosbusch), eine alte Jugendfreundin von Schüssler, die derzeit für das Amt der Bürgermeisterin kandidiert, um den Missständen den Kampf anzusagen.

Gleichzeitig verliert «Blutholz» nie den Blick für die individuellen Geschichten und Schicksale, die hinter diesen großen Themen stehen, wodurch sie für die Zuschauer stets klar und fassbar bleiben. So konnte eine Geschichte mit einiger Faszinationskraft entstehen, die dem Publikum zudem viele tatsächlich bestehende Probleme vor Augen führt – und integere, aber nicht unfehlbare Figuren vorstellt, die auf einen Ausweg hinarbeiten.

Der Film «Blutholz» wird am Montag, den 15. Mai um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
13.05.2023 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/142185
Oliver Alexander

super
schade

80 %
20 %

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Tags

Blutholz

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