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«The Sandman»: Zwei Geschichten zum Preis von einer

Die erste Staffel der Warner Bros.-Produktion für Netflix ist fesselnd, wenngleich es ein paar Handlungslücken gibt.

Neil Gaiman ist ein Mastermind in Sachen Storytelling: Neben «The Sandman» arbeitete er das Jugendbuch «Coraline» aus sowie seine Werke «American Gods», «Anansi Boys», «Good Omens» und «Der Sternwanderer». Vorlage für die neue Serie, die seit Freitag bei Netflix verfügbar ist, ist die Comic-Reihe, die zwischen 1989 und 1996 von DC Comics veröffentlicht wurde. «The Sandman» steckte jahrelang in der Produktionshölle. Bereits vor neun Jahren wurde ein Spielfilm geplant, der der umfangreichen Storys nicht gerecht wurde. Nach drei Jahren Entwicklung verließ Joseph Gordon-Levitt das Projekt und das Team unter Gaimann, David S. Goyer («Da Vinci Demons») und Allan Heinberg («Hawkeye») stand wieder am Anfang.

Im Vordergrund der Serie steht Morpheus, auch genannt als Dream, einer der sieben Endless. Er wacht über das Land der Träume, einen Ort, in denen die Menschen abtauchen, wenn sie schlafen. Doch der von Dream erschaffene Korinther in der wachen Welt ermordet Menschen. Dort wird Dream allerdings von einem Magier und seiner Gefolgschaft gefangen genommen. Die gesamte erste Episode umspannt dieses Spiel und der Befreiungsversuch. Selbstverständlich kann sich Dream nach 106 Jahren aus den Fängen der Menschen retten und kehrt in sein Reich zurück. Doch dort stellt er fest, dass in seiner Gefangenschaft seine Gefolgschaft ihn den Rücken gekehrt hat.

«Narcos»-Star Boyd Holbrook macht als Korinther eine sehr gute Figur, auch Tom Sturridge («Irma Vep») sticht positiv hervor. Zahlreiche weitere Figuren wie Jenna Coleman, die gleich zwei Rollen verkörpert, oder Mason Alexander Park als Desire und Kirby Howell-Baptiste als Death zeigen ein hervorragendes Schauspiel. Zahlreiche Gastdarsteller sind nur eine oder zwei Episoden gebucht, da die Geschichte einen zahlreichen Verschleiß an Figuren hat. Es ist nun einmal eine typische Heldenreise, wie man sie aus den Lehrbüchern kennt. Vivienne Acheampong mimt beispielsweise die weibliche Version von Lucien und steht mit Rat und Tat zur Seite.

Dream muss seine verlorenen Artefakte, in der Serie auch gerne Insignien genannt, zurückbekommen. Das wären der magische Sand, sein Helm zum Reisen und sein Rubin. Warum er diese benötigt, obwohl Dream bereits ohne diese Gegenstände durch die Welten reisen kann, wird gar nicht so richtig erklärt. Zudem ist diese spannende Reise um die drei Gegenstände schon nach kurzer Zeit beendet und die Macher beenden diesen Handlungsstrang mit einer spektakulären Episode, die sehr viel über Macht und Wahrheit verrät.

Danach folgt eine weitere Episode, in der die Traurigkeit und die Leere von Morpheus im Mittelpunkt steht. Damit die Geschichte mit seiner Schwester nicht bereits nach 22 Minuten endet, füllt man die Füll-Folge sogar noch mit einer weiteren Nebengeschichte. Im Jahr 1389 trifft man sich in einem Wirtshaus, indem Dream und Death einen Trunkenbold, der dem Tod von der Schippe springen möchte, seinen Wunsch erfüllen. Sie wollen sich alle 100 Jahre sehen und glauben, dass er das Geschenk als Bestrafung annehmen wird. Wie wird sich ein Mann verändern, wenn er seine Familien, Freunde und Bekannte mehrfach überlebt.

Nachdem das erste Band „Präluden und Notturni“ abgearbeitet wurde, werden die letzten Folgen der Staffel für „Das Puppenhaus“ genutzt. Die Zuschauer bekommen den Korinther wieder zu sehen, der nun eine tragende Rolle einnimmt. Außerdem trifft die Unity Kinkaid auf ihre Ekeltochter. Sie litt an einer mysteriösen Schlafkrankheit, die eintrat als Dream gefangen genommen wurde. «The Sandman» umschifft das Thema elegant, dass sie durch eine Vergewaltigung schwanger wurde. Dieses Kind wurde zur Adaption freigegeben und die Geschichte wird eingefügt, dass man durch Träume schwanger werden kann – was wissenschaftlich aber überhaupt nicht herleitbar ist.

Nun gut, es handelt sich um eine Fantasy-Serie: Der dritte Akt von «The Sandman» dreht sich um die Suche von Rose Walker, die ihren Bruder finden möchte. Dieser soll irgendwo in Florida leben und schon schnell wird klar, dass er aus den Händen der fiesen Bekanntschaft befreit werden musste. Ausgerechneter ein alter Bekannter wird ihm helfen und schließlich zu einer Massenmörder-Messe gehen. Das ist schon etwas bizarr, was die Serienmacher einem auftischen.

Anderseits passt die neue Neil-Gaiman-Serie zum aktuellen Zeitgeist. Zahlreiche Horror-Serien wurden in den vergangenen Jahren zeitgleich entwickelt und «The Sandman» streift dieses Thema hervorragend an. Das Finale der ersten Staffel ist zeitweise vorhersehbar, ein wenig theatralisch und beinhaltet Logiklöcher. Aber was soll’s?! Die Reise ist das Ziel – viele gute Heldengeschichten haben ein konstruiertes Ende. Immerhin ist die Serie mit ihren zehn Folgen unterhaltsam.



Das Casting ist interessant: Die Schauspieler sind perfekt auf den Netflix-Markt zugeschnitten. Warner Bros. produziert zahlreiche Fernsehserien weltweit. Während man für The CW-Serien zunächst mit weitaus jüngeren Figuren anfängt, sind die guten Charaktere Anfang der 30ern angesiedelt. Der typische Netflix-Kunde soll sich schließlich damit identifizieren. Die Produktionsfirma machte einen astreinen Job, das Format ist eine Special-Effects-Schlacht zu stecken, die man sich von einem solchen Thema wünscht. Hier durften sich die Verantwortlichen ordentlich austoben, fast jede Szene ist wirklich hochwertig. Technisch ist die Serie ohnehin einwandfrei.

«The Sandman» ist bei Netflix verfügbar.
08.08.2022 12:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/136090
Fabian Riedner

super
schade


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Tags

The Sandman Coraline American Gods Anansi Boys Good Omens Der Sternwanderer Da Vinci Demons Hawkeye Narcos Irma Vep

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Stargamer
08.08.2022 14:57 Uhr 1
"sind die guten Charaktere Anfang der 30ern angesiedelt."



Ein "n " weniger sieht besser aus.



"Die Produktionsfirma machte einen astreinen Job, das Format ist eine Special-Effects-Schlacht zu stecken, die man sich von einem solchen Thema wünscht."



Und hier ergibt der Satz erst Sinn wenn man "zu stecken" weg lässt.
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