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«Buba»: How to Sell a Movie to Netflix (Fast)

Die bildundtonfabrik hat ein weiteres Projekt für Netflix herausgebracht. Fans der Produktionsfirma bekommen zahlreiche aufgewärmte Gags.

Seit dem Start von «Roche & Böhmermann» vor zehn Jahren machte die junge Produktionsschmiede bildundtonfabrik zahlreiche Projekte und entwickelte sich sukzessiv weiter. Doch ohne Jan Böhmermann im Team hat man das Gefühl, dass die neuesten Projekte etwas stocken. Die Expansion über das ZDF hinaus ist vor allem eines: Aufgewärmte Gags. Das ist schade!

Aber der Reihe nach: «How to Sell Drugs Online (Fast)» war eine Fernsehserie der Produktionsfirma, die Netflix erstmals im Jahr 2019 veröffentlichte. Das Finale wurde Ende Juli 2021 bei dem Streaminganbieter auf den Markt gespült. Weil die Serie auserzählt war, wollte man den Zuschauerliebling aus Staffel eins zurückbringen: Das war Jakob „Buba“ Otto, verkörpert von dem hervorragenden Schauspieler Bjarne Mädel. Dieser überzeugte schon in platten Komödien wie «Stromberg», in der Dark-Comedy «Tatortreiniger», seiner eigene Regiearbeit «Sörensen hat Angst» und in Ferdinand von Schirachs «Feinde» über Folter. Dass Mädel in «Buba» keine Leistung abliefert, liegt nicht an seiner Person, sondern an dem platten Drehbuch.

Das Prequel erzählt die Vorgeschichte von «How to Sell Drugs Online (Fast)», in der Jakob Otto zunächst seine Eltern bei einem Autounfall verliert, aber mit seinem Bruder, verkörpert von Georg Friedrich, der nun einen österreichischen Dialekt spricht, bei seiner Großmutter wohnt. Diese erzählt keine Disney-artigen Märchen, sondern lieber solch furchtbare Geschichten wie die des Daumenlutschers. Hier bedient man sich dem «Neo Magazin Royale», das dieses Feld schon vor Jahren zahlreich abgearbeitet hat. Damals brachte dieselbe Firma ein «Struwwelpeter»-Special auf die Fernsehschirme.

Schlussendlich verstirbt die Großmutter und Jakob und sein Bruder Dante müssen sich durch kleine Gaunereien herumschlagen. Das wirkt zeitweise noch lustig, wird aber bald stets bemüht. Man muss sich deshalb schon nach kurzer Zeit Fragen, was die Serienmacher eigentlich wollen. Hinter der Kamera steht mit Arne Feldhusen ein bekannter Regisseur, Matthias Murmann und Philipp Kößbohrer sind mit den Böhmermann-Projekten und letztendlich den vergangenen bildundtonfabrik-Serien keine unbekannten Akteure mehr.

Dennoch verfällt die Produktion in eine wilde Mafia-Geschichte, bei der der Zuschauer schnell den Überblick verliert: Albaner vs. Albaner, aber in beiden Gangs ist niemand albanischer Herkunft. Schließlich trifft Buba auf seinen alten Crush Julie (Anita Vulescia), die am Ende des Films mit einigen besonderen Fähigkeiten überrascht. Da sich die Liebesgeschichte ohnehin nur schleppend und zäh erzählt, sollte klar sein, dass diese Figur doch noch mehr bieten würde. Das tat sie auch in einem spektakulären Finale, das mit dem übrigen Film nichts mehr zu tun hat.

Neben verschiedenen weiteren Gaunereien, zahlreichen Possen mit den Menschen vor Ort und ein Ende, wie man es vielleicht von Quentin Tarantino kennt – aber es fehlt jeglicher Vorbau – wirft die bildundtonfabrik mit «Buba» ein verstörendes Werk auf den Markt. Es gibt keinen richtigen roten Faden, ein klassisches Storytelling wird nicht bedient. Man wirft die Zutaten der 80er und 90er Jahre in einen Topf, mischt wilde Musik rein und lässt vor allem zwei Banden gegeneinander antreten.

So wirklich mitfiebern kann man mit Buba nicht, denn immerhin wurde im Finale der ersten «How to Sell Drugs Online (Fast)»-Staffel sein Ableben gezeigt. Deshalb ist er eine Art Mann aus Stahl, der allerdings den Intellekt eines früheren «Schwiegertochter gesucht»-Teilnehmers hat. Die Sprüche sind deshalb keine One-Liner, sondern zahlreiches unnötiges Gebabbel, das ohnehin keiner Stringenz folgt. Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, Menschen an der Grenze zu beobachten, die an der geistigen Behinderung stehen, ist – zum Glück – nicht mehr lustig. Das ist auch der Grund, warum solche Formate mit Vera Int-Veen nicht mehr funktionieren.

«Buba» funktioniert schon deshalb nicht, weil die Macher richtigerweise erkannten, dass seine Geschichte nach der ersten «How to Sell Online Drugs (Fast)»-Staffel auserzählt war. Die 95-minütige Vorgeschichte hat starke Probleme, den eigentlichen Charakter des Bubas darzustellen. Böse Zungen mögen behaupten: Dafür hatte die Figur schon in der Mutterserie zu wenig – und vor allem zu wenig Screentime. Manchmal funktionieren Figuren auch deshalb so gut, weil ihre Erscheinung kurz und knapp ausfällt. Übrigens: Dümmliche Charaktere hat Netflix schon genug, da braucht man keinen Film aus Deutschland. In der jüngsten Vergangenheit waren das schon Steve Carrell für «Space Force» oder Roman Atkinson in «Man vs. Bee».

Unterm Strich ist «Buba» ein eineinhalbstündiges Kuddelmuddel, das mit den früheren Projekten nichts mehr gemein hat. Die Qualität der bildundtonfabrik-Projekte nimmt Stück für Stück ab. Vielleicht hat die deutsche Serienchefin Katja Hofem das jüngste bildundtonfabrik-Projekt «Pauline» nicht etwa aus finanziellen Dingen abgebrochen, sondern wollte die "Teenage Pregnancy Coming of Age"-Geschichte mit Fantasy-Elementen schlichtweg verhindern. «Buba» ist leider trotz tollem Hauptdarsteller ein Graus. Schade.

«Buba» ist bei Netflix verfügbar.

08.08.2022 11:57 Uhr Kurz-URL: qmde.de/136088
Fabian Riedner

super
schade


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Tags

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Stargamer
08.08.2022 14:51 Uhr 1
"Hier bedient man sich dem «Neo Magazin Royale», das dieses Feld schon vor Jahren zahlreich abgearbeitet hat."



Beim statt dem.



"Böse Zungen mögen behaupten: Dafür hatte die Figur schon in der Mutterserie zu wenig – und vor allem zu wenig Screentime."



Zu wenig was? Wenn Charakter gemeint ist: Davon und nicht dafür.
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