Der deutsch-französische Kultursender blickt auf erfolgreiche 30 Jahre zurück, steckt sich aber auch neue Ziele. Im Herbst soll etwa ein wöchentliches Nachrichtenangebot in englischer und spanischer Sprache starten.
Am Mittwoch, knapp einen Monat vor dem 30. Geburtstag des deutsch-französischen Kultursenders arte, der am 30. Mai gefeiert wird, fanden sich in Straßburg der französische arte-Präsident Bruno Patino und der deutsche Vizepräsident Peter Weber zu einer Online-Pressekonferenz ein, um unter anderem die Bedeutung des länderübergreifenden Senders zu betonen und an die Verpflichtung des Senders aus seinem im Gründungsvertrag festgelegten Auftrag zu erinnern. „In einem krisenerschütterten Europa ist es wichtiger denn je, unseren Beitrag für die Kultur in Europa, für ihre Strahlkraft und ihr Wirken über nationale Grenzen hinaus, zu leisten", erklärte Patino. „Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig der Zusammenhalt in Europa ist. arte, das gegründet wurde, um genau diesen Zusammenhalt und dieses Verständnis zu fördern, ist kein bloßes Nice-to-have", so Weber.
Dass arte weit mehr als ein „Nice-to-have“ ist, drücken auch die nackten Zahlen aus. So erzielte der Kultursender im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 1,3 Prozent in Deutschland und sogar 2,9 Prozent in Frankreich. Vor allem Online kann arte ein starkes Wachstum vorweisen, denn die Mediathek verzeichnete zwischen den Jahren 2019 und 2021 einen Reichweitenzuwachs von 68 Prozent. So habe das gesamte digitale Programmangebot, das auf arte.tv, YouTube, Facebook, Instagram und weiteren Drittplattformen verfügbar ist, im Vorjahr mehr als 1,8 Milliarden Videoaufrufe erzielt, ließ der Sender wissen.
Darüber hinaus erreicht der Sender, wie Bruno Patino betonte, ein wachsendes europäisches Publikum. Außerhalb Deutschlands und Frankreichs wurden im Jahr 2021 pro Monat durchschnittlich ca. 30 Millionen Videoaufrufe generiert, was einer Zunahme von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das mehrsprachige Angebot in Englisch, Spanisch, Polnisch und Italienisch verzeichnete zwischen 2020 und 2021 ein Wachstum von 140 Prozent, mit etwa 5,5 Millionen Videoaufrufen pro Monat.
In Zukunft wolle man sich trotzdem nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen. Patino und Weber wollen in den kommenden Jahren „ein qualitativ exzellentes lineares und non-lineares Angebot“ sowie die „Schärfung des Senderprofils“ vorantreiben. Dabei soll die Zugänglichkeit des Angebots erweitert werden, indem arte auf allen Ausspielwegen präsenter werde. Bereits jetzt werden zwischen 40 und 50 Prozent der gesellschaftspolitischen und investigativen arte-Inhalte auf YouTube abgerufen. Außerdem will sich arte weiter als Qualitätslabel in Europa etablieren und die neun bestehenden europäischen öffentlich-rechtlichen Partnerkanäle ergänzt werden. Mithilfe dieses Netzwerkes koproduziert arte bislang mehr als 100 Programm pro Jahr. Für den Ausbau würden konstruktive Gespräche mit dem spanischen Fernsehen RTVE, dem Fernsehen LRT und weiteren baltischen Staaten geführt. Mit der zunehmenden Europäisierung des Senders hinweg über das Deutsch-Französische soll auch eine Ausweitung des Sprachenangebots einhergehen. Für den Bereich Information werde im Herbst ein wöchentliches Nachrichtenangebot in englischer und spanischer Sprache starten.
In naher Zukunft stehen aber erst die Feierlichkeiten für den 30. Geburtstag an, die in Form einer Geburtstagwoche vom 27. Mai bis zum 3. Juni begangen werden. Programmdirektorin Emelie de Jong und ihre Stellvertreterin Sylvie Stephan präsentierten bei der Pressekonferenz das Programm jener Woche. Als Geburtstags-Highlight hat man den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm
«Flee» auserkoren, der am 30. Mai zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird. Für einen 30. Geburtstag des europäischen Senders passend blickt man mit der sechsteilige Doku-Reihe
«Europa. Kontinent im Umbruch» auf die Zeitenwende in Europa zurück, die anhand von persönlichen Schilderungen europäischer Bürger erzählt wird. Die sechs Episoden werden jeweils in Dreifachfolgen ab 20:15 bzw. 21:30 Uhr am 31. Mai und 1. Juni ausgestrahlt.
Darüber hinaus hat man weitere Formate angekündigt, die im Sommer erscheinen sollen. Am 14. und 15. Juni bieten im Rahmen des multiperspektivischen Filmprojekts
«Generation Africa» 25 afrikanische Filmschaffende aus 16 verschiedenen Ländern ihre Sicht auf die Zukunft junger Menschen auf ihrem Kontinent. Zwischen dem 8. Juli und 21. August ist immer freitags und sonntags die popkulturelle Reihe
«Summer of Passion» geplant. Neben Filmklassikern wie
«Love Story» und
«Swimming Pool» will arte das Publikum in die Welt glamouröser Ikonen wie Penélope Cruz mitnehmen und Dokumentationen über das Skandalpärchen der 1990er-Jahre, Pamela Anderson und Tommy Lee, Janet Jacksons "Nipplegate" und die exzentrische Band Kiss ausstrahlen. Auch nach 30 Jahren bleibt das Programm des Kultursenders so voller Leidenschaft und sprüht vor Energie für die nächsten 30 Jahre.
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