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Heike Hempel: ‚Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagen würde‘

Quotenmeter sprach mit Heike Hempel, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II und Stellvertretende Programmdirektorin des ZDF, über die neue „Herzkino“-Reihe «Nächste Ausfahrt Glück». Gleichzeitig verriet sie, welche Filme es in diesem Jahr noch geben wird.

Das ZDF „Herzkino“ erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Im Quotenmeter-Interview verriet die Stellvertretende Programmdirektorin des ZDF Heike Hempel, worauf sich die Zuschauer noch in diesem Jahr freuen dürfen, wie schwierig das zurückliegende Jahr durch das Corona-Virus war und ob sie sich Sorgen um die Zukunft macht.

Frau Hempel, das ZDF „Herzkino“ stellt eine gelungene Abwechslung am Sonntagabend zum «Tatort» im Ersten dar und feiert überwiegend gute Erfolge, wenn auch eine Nummer kleiner als der große Krimi. Warum zeigt das ZDF denn nicht öfter – auch unter der Woche – „Herzkino“-Filme? Sonst ist da ja meist Krimi-Ware im Programmplan.
Zum „Herzkino“ passt einfach eine behagliche Sonntagabendstimmung, gerade als Alternative zum «Tatort». Aber auch unter der Woche kommen bei uns, neben dem Krimi, die Genres Drama und die Komödie vor. Denken Sie zum Beispiel an die gerade sehr erfolgreich laufende neue «Bergdoktor»-Staffel am Donnerstag. Ich freue mich sehr auf die Drama-Serie «Doktor Ballouz», die wir im Anschluss, ab dem 8. April 2021 auf dem Sendeplatz zeigen: Eine Krankenhaus-Serie in der Uckermark mit einem sehr besonderen Chefarzt. Außerdem präsentieren wir hier im Frühjahr die 2. Staffel der Drama-Serie «Fritzie – Der Himmel muss warten» mit Tanja Wedhorn als krebskranke Lehrerin (Sendestart 29. April 2021).

Nun startet am 28. Februar die neue Reihe «Nächste Ausfahrt Glück». Wie unterscheiden sich diese Filme von denen der anderen Reihen?
Wir verfolgen hier weiterhin unser Ziel, moderne Romantik zu erzählen, mit Figuren und Konflikten, die etwas mit uns und der Zeit, in der wir leben, zu tun haben. Es geht um eine Kindergärtnerin aus Eisenach, die 30 Jahre nach dem Mauerfall auf ihre Jugendliebe stößt, die seinerzeit nach Kanada ausgewandert war. Es ist eine „Herzkino“-Reihe über die große Liebe und was diese so im Leben von Erwachsenen anstellen kann.

Warum geht man gerade jetzt auf die deutsch-deutsche Geschichte ein? Liegt das auch an den erschwerten Produktionsumständen aufgrund der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr? Der Film spielt im thüringischen Eisenach.
Ich denke, dass die deutsch-deutsche Geschichte vor allen Dingen jenseits der Spionage-Thriller noch nicht zu Ende erzählt ist. Mich interessiert hier das Politische im Privaten. Wir haben das beispielsweise seinerzeit mit «Honigfrauen» erfolgreich versucht. Einen ähnlichen Ansatz, nur in der Gegenwart, verfolgen wir auch hier. Darum haben wir uns für Thüringen und Eisenach als Schauplatz entschieden. Das war eine Setzung, die wir vor der Corona-Pandemie vorgenommen haben. Es war nicht leicht, dieses Projekt in Corona-Zeiten zu realisieren, weil es hier sehr um Annäherung und Sinnlichkeit geht.

Die «Frühling»-Reihe feierte vor Kurzem ihr zehnjähriges Jubiläum. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Wir freuen uns sehr über den Erfolg der «Frühling»-Reihe. Die aktuelle Staffel war nicht nur linear ein Erfolg, sondern auch in der ZDFmediathek. Das ist nicht allein der Tatsache geschuldet, dass die Nation momentan quasi ans Sofa gefesselt ist.

Liegt der Erfolg von «Frühling» möglicherweise auch an der festen Besetzung mit Simone Thomalla? War dies ein Grund bei «Nächste Ausfahrt Glück» ebenfalls so zu agieren? Bei den «Rosamunde Pilcher»- und «Inga Lindström»-Filmen wechselt bekanntlich die Besetzung.
Natürlich ist der Erfolg von «Frühling» ein Erfolg von Simone Thomalla. Man vermutet in ihr erst einmal nicht die Dorfhelferin, die beherzt zur Mistgabel greift. Genau das macht den Charme der Reihe aus. Sie strahlt gleichzeitig die Kompetenz aus, die man an der Stelle von einer Protagonistin erwartet. Zum Erfolg trägt außerdem bei, dass Natalie Scharf in Personalunion Autorin und Produzentin der Reihe ist. «Frühling» trägt Ihre Handschrift. «Rosamunde Pilcher» und «Inga Lindström» sind zwei Formate, die ja schon fast Kult-Charakter haben. Sie sind beide episodisch erzählt. «Frühling» und auch «Nächste Ausfahrt Glück» gehen den Weg, neben der episodischen Fallgeschichte, stärker horizontal zu erzählen. Damit sind diese Reihen serieller angelegt, was sich wiederum in der Mediatheksnutzung zeigt. Beide Herangehensweisen sind für den Sendeplatz wichtig.

Was erwartet das Publikum denn sonst in diesem Jahr?
Wir setzen die Reihe «Tisch in der Provence» fort, präsentieren eine weitere Ausgabe von «Ein Sommer in…», die in Antwerpen spielt, sowie neue Filme der Reihen «Rosamunde Pilcher», «Inga Lindström» und «Marie fängt Feuer», um nur einmal die Titel für das 1. Halbjahr zu nennen. Außerdem stellen wir den Auftakt unserer neuen «Ku'damm»-Staffel – «Ku'damm 63» – ins Schaufenster des Programms, die am 21. März 2021 startet.

Sie sagten es bereits, «Ein Tisch in der Provence» wird fortgesetzt. Kürzlich machte ZDF-Intendant Thomas Bellut deutlich, dass es ohne Rundfunkbeitrag-Erhöhung ab dem kommenden Jahr erhebliche Einschnitte für das Programm geben werde. Bereiten Ihnen solche Aussagen Sorgen?
Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagen würde. Wir haben im letzten Jahr, und auch für das laufende Jahr, unser Auftragsvolumen im Fiktionalen nicht reduziert. Im Gegenteil, wir sind in dieser Krisenzeit noch zusätzlich an einigen Stellen ins Development gegangen. Wir möchten den Zuschauer*innen möglichst viele Erstsendungen bieten und die Produzenten- und Kreativbranche in dieser Situation unterstützen und verlässliche Auftraggeber*innen sein. Wir haben erhebliche Mehrkosten dadurch, dass wir die Hygienekosten, die bei den Produktionen Corona-bedingt entstehen, übernehmen und uns an den Abbruchkosten beteiligen.

Zwar könne das diesjährige Programm in der bestehenden Form aufrechterhalten werden, doch auch hierfür muss auf Rücklagen zurückgegriffen werden und Einsparungen vorgenommen werden? Bekommen Sie von solchen Einsparungen etwas mit?
Ja, natürlich – ich bin darüber im ständigen Austausch mit dem Programmdirektor Norbert Himmler.

Kommen wir nochmal auf die Corona-Pandemie und das vergangene Jahr zu sprechen: Die «Ein Sommer in…»-Reihe reist demnächst nach Antwerpen und Südtirol, nicht gerade exotisch. Beate Bramstedt versicherte an dieser Stelle, dass die Ziele nichts mit der Corona-Pandemie zu tun hatten. Was hat sich im „Herzkino“ durch das Virus geändert?
Was das Arbeiten in Coronazeiten angeht: An der Stelle kann ich nur nochmal meinen großen Dank an alle Kreativen und Produzent*innen aussprechen, die mit uns gemeinsam die Arbeit immer wieder neu erfunden haben, flexible Lösungen angeboten haben, Drehbücher umgestellt haben und Durchhaltevermögen gezeigt haben, wenn eine der Produktionen wieder einmal unterbrochen werden musste. Deshalb können wir fast alles, was wir beauftragt haben, jetzt auch ausstrahlen, aber die Pandemie ist ja wahrlich noch nicht zu Ende. Deshalb suchen wir auch weiterhin nach kreativen Lösungen und Geschichten, die sich auch in Pandemiezeiten gut umsetzen lassen. Wissen Sie, wir sind nicht mehr in den 80er- oder 90er-Jahren, mittlerweile haben viele Zuschauer*innen schon die ganze Welt bereist. Exotik an sich ist kein USP mehr. Eisenach, der Darß, Niederbayern oder Nordhessen (da komme ich zufällig her) sind ebenso entdeckenswert für das „Herzkino“ wie Antwerpen, Südtirol oder die Malediven.

Welche Auswirkungen gab es für Sie persönlich in Ihrer Arbeit?
Ich habe im Home-Office entdeckt, dass mein Sohn es fertigbringt, gleichzeitig Mathe-Aufgaben zu lösen und Action-Filme zu schauen und im Ernst: Wir alle mussten uns umstellen.

Zum Abschluss: Haben Sie eigentlich eine Lieblings-„Herzkino“-Reihe?
Die ist gerade in Arbeit.

Die ersten beiden Filme der neuen Reihe «Nächste Ausfahrt Glück» sind am 28. Februar und 7. März jeweils um 20:15 Uhr im ZDF zu sehen. Beide Filme stehen zudem seit dem 20. Februar in der ZDFmediathek zum Abruf bereit.
27.02.2021 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/125140
Veit-Luca Roth

super
schade


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