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Die glorreichen 6 – Denkwürdige Kinofilme übers Fernsehen (Teil III)

Das Fernsehen dient Filmemachern überraschend oft als Inspiration. Wir präsentieren sechs Kinofilme, die sich mal bissig, mal dramatisch, mal fasziniert dem 'Konkurrenzmedium' nähern. Dieses Mal: Das Drama «Christine»!

Die Handlung


Filmfacts: «Christine»

  • Regie: Antonio Campos
  • Produktion: Craig Shilowich, Melody C. Roscher
  • Drehbuch: Craig Shilowich
  • Darsteller: Rebecca Hall, Michael C. Hall, Tracy Letts, Maria Dizzia, J. Smith-Cameron, John Cullum, Timothy Simons
  • Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
  • Kamera: Joe Anderson
  • Schnitt: Sofia Subercaseaux
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
  • Laufzeit: 119 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
Es ist das Jahr 1974. Die Fernsehjournalistin Christine Chubbuck träumt davon, den amtierenden US-Präsident Richard Nixon zu interviewen und den Finger tief in die Wunde seiner kriminellen Machenschaften zu legen. Doch die Chancen, dass sich dieser Wunsch erfüllt, stehen denkbar schlecht. Denn Christine ist lediglich für einen quotenschwachen Regionalsender tätig – und dort trotz ihres Engagements nicht einmal besonders angesehen. Ihr Boss Michael Nelson setzt sie oft auf seichte Panoramathemen an, in denen Christine zwar durchaus brilliert, die aber ihrem Streben nach tieferem, relevanterem Journalismus widersprechen.

Bei der Suche nach Wegen, mehr Akzeptanz durch ihren Chef zu erlangen, nimmt sie ihn beim Wort, als dieser mehr Sensationsjournalismus fordert und macht sich auf, heißere, dramatischere Geschichten zu finden – in ihrer gut behüteten Heimat ein schwerer Akt. Aber auch Christines erste Gehversuche im sensationalistischen Fach missfallen Michael. Eine Hausbrandreportage etwa zieht Christine sehr menschelnd, warnend und mit subtil-raffinierter Ironie auf. Und nicht nur bei ihrem Chef stößt Christine auf verschlossene Türen: Die bei ihrer Mutter lebende End-Zwanzigerin, die in ihrem Privatleben viel schüchterner ist als in beruflichen Belangen, bei denen sie sich auch in Rage reden kann, hat ein Auge auf Anchorman George geworfen. Wann immer er ihr Nettigkeiten zuwirft, zieht sich Christine jedoch in ihren Kokon der Professionalität und selbstkritischen Bescheidenheit zurück. Kann eine heiße Newsstory ihr Leben verändern ..?

Die glorreichen Aspekte


«Christine» ist ein ruhiges Slowburn-Drama, das mit unterschwelliger Dringlichkeit die Dilemmata vieler Menschen aufzeigt, die in den Medien arbeiten: Seichte Themen bringen dem Publikum Freude, aber schwere Themen betreffen ihre Leben direkt. Sensationsgier sichert oft den eigenen Arbeitsplatz, obwohl sie die eigene Integrität bedroht. Nüchterne Komplexität entspricht den eigenen Ansprüchen, wird aber von vielen Chefs ungern gesehen – wie also soll nun an die eigene Arbeit und Themenwahl herangegangen werden?

Darüber hinaus ist «Christine» ein profunder, in selbstverständlicher Tonalität gehaltener Kommentar zur Ungleichstellung der Frau in den von Männern dominierten Berufsfeldern Fernsehen und Journalismus sowie über die generelle Genderungerechtigkeit in den 70ern, von der wir uns noch immer nicht weit genug entfernt haben: Unsere Titelfigur muss sich doppelt und dreifach abrackern wie ihre männlichen Kollegen und ihr Privatleben steht ebenfalls in einem strengeren Fokus – immerhin ist sie fast 30 und noch Single!

Die diversen Zwickmühlen Christines setzen Regisseur Antonio Campos und Drehbuchautor Craig Shilowich dem Publikum nicht einfach vor, sie lassen es diese Herausforderungen gemeinsam mit einer faszinierenden, komplexen Hauptfigur durchleben: Christine Chubbuck wird hier als fähige, etwas verkopfte und steife, aber integre Journalistin dargestellt, die sich im Zuge ihrer Zukunftsängste in den Wahn hineinsteigert, den Lokaljournalismus neu erfinden zu müssen. Dabei hat sie für ihre Zeit mutige Ideen und auch einige, bei denen sie so sehr auf den Quotenerfolg schielt, dass sie ihre Integrität über Bord wirft. Aber dieser Zickzackkurs ist glaubwürdig, und ihr komplexes Verhältnis zu ihrer Mutter und ihre graduell enthüllte Vorgeschichte machen Christine zu einer runden Filmpersönlichkeit, die mehr ist als nur ein frustriertes Arbeitstier. «The Gift»-Darstellerin Rebecca Hall begeistert in dieser still-brodelnden Rolle und gibt die wohl beste Performance ihrer bisherigen Karriere ab.

In gelbstichigen, kontrastarmen Bildern gehalten imitiert «Christine» fähig die Ästhetik des Fernsehens und günstig produzierter Kinofilme der mittleren 70er-Jahre, Campos verstärkt zudem durch seine zahlreichen schattigen Schauplätze die deprimierte Grundstimmung dieses Dramas, das ebenso emotional mitreißend ist, wenn man Chubbucks Biografie kennt, wie wenn man noch nie zuvor von ihr gehört hat.

«Christine» ist auf DVD erschienen sowie via Amazon, Microsoft, Sony, Videoload und Google Play abrufbar.
03.06.2018 11:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/101389
Sidney Schering

super
schade


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Christine Die glorreichen 6 The Gift

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