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F1 TV: Was hat das neue Angebot wirklich unter der Haube?

Ab der kommenden 1-Saison haben Formel 1-Fans die Wahl zwischen dem frei empfangbaren RTL und einem neuen Bezahlangebot. Wird F1 TV zum Erfolgsmodell?

F1 TV in den Startlöchern: Motoren-Stottern oder direkt von Null auf 100?


Nachdem Sky aus den Verhandlungen ausgestiegen war, fand die Formel 1 zwar keinen Abnehmer für seine Pay-TV-Rechte, ein Bezahlangebot wird es kommender Saison dennoch geben. F1 TV, so der Name, soll dann nicht über Dritte verfügbar gemacht werden, sondern stammt von der Rennsportserie und Inhaber Liberty Media höchstselbst. Um die zehn Euro soll das neue Angebot „F1 TV Pro“ kosten. Innerhalb einer Saison, die für 2018 zwischen Ende März und Ende November angesetzt ist, also etwa 80 Euro. Deutschland wird damit eines der ersten Länder sein, in dem der neue Dienst anläuft, womit F1 TV die Lücke schließen könnte, die Sky hinterlassen hat. Mit vielen angekündigten Features wird der Rennsport-Fan zwar inhaltlich mehr geboten bekommen als zuvor bei Sky, dafür zahlten Sky-Kunden für ein Sport-Abo das noch viele andere Live-Sport-Übertragungen umfasste. F1 TV beschränkt sich ganz auf die populärste Rennsport-Serie. Ob das reicht?

Das Stream-Angebot muss zumindest schon einiges bieten, damit sich ein Abonnement lohnt - dabei wird F1 TV zum Saisonstart nicht einmal vollumfänglich verfügbar sein. Nur über stationäre PCs kommen Kunden zunächst in den vollen Genuss des neuen Diensts, Nutzer mobiler Endgeräte müssen sich erst einmal in Geduld üben und werden im Laufe der Saison versorgt. Ungünstige Startbedingungen, dennoch lockt F1 TV mit einigen netten Spielereien, die unter dem etwas undurchsichtigen, aber dafür umso schickeren Namen „Multilevel-Personalisierung“ laufen. Konkret heißt das zum einen, dass sich Zuschauer zwischen verschiedenen Perspektiven, darunter On-Board-Kameras aller Autos, entscheiden können. Ob das dem Zuschauer wirklich mehr Spaß beim Schauen bringt, sei erst einmal dahingestellt. Mit der Umsetzung der Ankündigung, dass Kameras flacher positioniert werden und näher an die Fahrzeuge ranfahren wollen, ginge auch die Übersicht der gewählten Rennlinien verloren. Diese Perspektive haben Formel 1-Zuschauer über Dekaden gelernt.

Sporthighlights der kommenden Woche

  • Dienstag, 20.45 Uhr: Champions League, Paris St. Germain - Real Madrid (ZDF/Sky)
  • Donnerstag, 17.10 Uhr: Biathlon der Herren, Weltcup (ZDF)
  • Donnerstag, 21 Uhr: Europa League, RB Leipzig - Zenit St. Petersburg (Sport1/Sky)
  • Freitag, 19.25 Uhr: Eishockey, DEL-Playoff Spiel 2 (Sport1)
  • Samstag, 13.30 Uhr: Premier League, Manchester United - Liverpool (DAZN)
  • Samstag, 15.30 Uhr: Bundesliga, u.a. mit FC Bayern - HSV & Leverkusen - Bor. M'Gladbach (Sky)
  • Samstag, 21.30 Uhr: Boxen, Internationaler Kampfabend aus Struer (Sport1)
  • Der Quotenmeter.de-Exotentipp: täglich, ab Nachmittag: Rad-Fernfahrt in Frankreich, Paris-Nizza (Eurosport)
Der Mehrwert gegenüber den Free-TV-Übertragungen bei RTL klingt erst einmal verlockend, im Gespräch sind auch ein besserer Sound, in dem on-board-Mikros besser platziert werden (Warum geschah das nicht schon vorher?), ein größerer Einsatz von Wiederholungen und sogar Musikbegleitung. Es erfordert aber schon passionierte Rennsport-Fans und gleichzeitig umso technik-affinere, um die Begeisterung aufzubringen bei Rennen, in denen schließlich nicht immer etwas Spannendes passiert, in der personalisierten Schaltzentrale immerzu hin- und herzuklicken, um die verschiedenen Perspektiven auszunutzen – nur um dann vielleicht ein entscheidendes Überholmanöver aus einer anderen Perspektive zu verpassen.

Ein weiteres Argument für F1 TV soll die Werbefreiheit sein, dessen Mehrwert im Vergleich unmittelbarer scheint. Dazu sollen international anerkannte Journalisten wie Will Buxton, Rosanna Tennant und Tom Clarkson für die Rahmenberichterstatung sorgen und eine moderne Benutzeroberfläche soll allem den nötigen Glanz verleihen. Und wer dann noch nicht genug bekommt, kriegt auch noch Rahmenrennen wie Formel 2, GP3 und den Porsche Supercup gratis mitgeliefert. Aufgrund der Tatsache, dass diese Events nirgendwo sonst im deutschen Fernsehen zu sehen sind, tut sich Inhaber Liberty Media mit diesem Extra allerdings wohl auch nicht schwer.

Von der Möglichkeit des Wechsels zwischen Kommentaren in verschiedenen Sprachen erhofft sich die Formel 1 ebenfalls mehr Attraktivität für seinen neuen Dienst. Dabei sind Französisch, Spanisch, Englisch und Deutsch – alles Kommentare, die andernorts auch im TV zu hören sein werden. Während der englische Sprachfeed mit Kommentator-Koryphäen Martin Brundle und David Croft von Sky UK wirklich ein Leckerli darstellt, sorgt die Entscheidung im Rahmen des deutschen Kommentars, wonach F1 TV-Kunden die RTL-Begleitung abgreifen können für Stirnrunzeln. Kunden mit Stimmen des Anbieters zu locken, der de facto die Konkurrenz von F1 TV darstellt, wirkt zumindest sehr mutig.

Vieles spricht nach aktuellem Stand dafür, dass die Formel 1 ein Angebot liefert, dass eigentlich kaum jemand braucht. Das liegt zu großen Teilen in der Natur des Motorsports selbst, der in vielen Wohnzimmern keine ständig aktive und konzentrierte Rolle des Zuschauers voraussetzt. Etliche Zuschauer verfolgen die mehrstündigen Rennen begleitend zu anderen Aktivitäten, wollen sich von den Übertragungen berieseln lassen oder sie zumindest entspannt verfolgen. Der Plan, Formel 1-Fans mit der Möglichkeit zwischen Kameras und Kommentaren hin- und herschalten zu lassen und sie so in eine aktive Rolle zu drängen, wird beim Preis von vermutlich etwa zehn Euro monatlich nur die größten Motorsport-Enthusiasten locken. Dem schlankeren und kostengünstigeren F1 TV-Angebot „Access“ fehlt dagegen das Live-Bild. Da verschmerzen auch der angekündigte Radiokommentar, Live-Daten und Highlights nach dem Rennen nicht. Viele Fans der Rennserie werden den Einstieg in ein kompliziertes heimisches Cockpit wohl meiden und weiter die frei empfangbare RTL-Übertragung vorziehen.

Premier League-Bluff im Rechte-Poker?


Die Verhandlungen zu den Verwertungsrechten der englischen Premier League ziehen sich weiter wie Kaugummi. Das könnte mit der Tatsache zu tun haben, dass die Liga ihre Rechte bislang deutlich unter den Zahlen der vergangenen Jahre veräußerte und nun versucht, mit einer aggressiven Verhandlungsstrategie die Preise der verbliebenen Rechte-Pakete (mit zwei Mal 20 Spielen an insgesamt vier zehn Spielen umfassenden Spieltagen) nach oben zu drücken. Gerüchten zufolge soll die Premier League mit dem Gedanken spielen, aus diesen beiden Paketen ein einziges Superpaket zu schnüren, das außerdem digitale Highlight-Rechte umfasst.

Auf diese Weise ließe sich der Kaufpreis sicher erhöhen. Wer den Rechte-Poker in den vergangenen Wochen verfolgt hat und das Stichwort digital liest, der wird aber auch erkennen, wen die Liga mit einem solchen Paket im Hinterkopf haben könnte. Es heißt, Online-Versandhändler Amazon, immer aktiver im Streaming- und Sport-Markt, soll nach der Möglichkeit eines 40 Live-Spiele umfassenden Pakets geradezu verrückt sein. Premier League-Boss Richard Scudamore ist für solche Nebelkerzen allerdings schon bekannt. Wenn sich die Zahl der Interessenten an den verbleibenden Spielen schon in einem sehr überschaubaren Rahmen bewegt, soll wohl eventuell zumindest der Schein eines spannenden Wettbewerbs geweckt werden.

Kommentator wird Sprecher


Einem bisher nicht bestätigen Bericht der BILD zufolge wird Marc Hindelang Sky verlassen. Hindelang arbeitet seit vielen Jahren für den Pay-TV-Sender, zunächst hauptsächlich im Bereich Eishockey, dann als Fußball-Kommentator. Sein Vertrag mit Sky soll Ende der Saison auslaufen, ist somit vermutlich an die Champions-League-Rechtephase gekoppelt. Da Sky ab kommender Saison weniger Einzelspiele der Königsklasse zeigt und gar keine Europa League mehr, kann man im Kommentatoren-Bereich wohl leicht reduzieren. Hindelang, der auch Vize-Präsident des Deutschen Eishockey Bundes ist, wird als neuer Pressesprecher von Fußball-Club Eintracht Frankfurt gehandelt.

Sky-Bundesliga weiter stark nachgefragt


Vergangene Woche feierte Sky mit dem 24. Spieltag einen neuen Bundesliga-Rekord: Die Vierer-Konferenz am Samstagnachmittag, unter anderem mit Bayern gegen Berlin, kam im Schnitt auf 1,74 Millionen Zuschauer - so viele wie nie zuvor. Darüber hinaus standen 16,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zu Buche. Ganz so hoch stiegen die Sehbeteiligungen diesen Samstag ab 15.30 Uhr nicht, mit 1,66 Millionen Zuschauern ab drei Jahren verzeichnete der Pay-TV-Anbieter dennoch ein großartiges Ergebnis. Heraus sprangen 9,6 Prozent bei allen zu dieser Zeit Fernsehenden. Auch bei den jungen Zuschauern profitierte Sky vom Abonnenten-Zuwachs in der jüngeren Vergangenheit. 780.000 14- bis 49-Jährige, die die fünf Spiele am Samstagnachmittag in der Konferenz verfolgten, ergaben tolle 15,5 Prozent. Somit rangierte die Übertragung auf Platz 13 der meistgesehenen Programme unter jungen Leute am Samstag.

Keine Verschnaufspause: Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat in der Woche nach Olympia die letzten drei Hauptrunden-Spieltage durchgepeitscht; beginnend am Mittwochabend. Sport1 übertrug eines der sieben Spiele live und entschied sich dabei für die Partie zwischen Augsburg und Bremerhaven. Von einem Olympia-Hype war hier aber nichts zu spüren. Die ab 19.30 Uhr ermittelte Reichweite fiel mit rund 170.000 Zuschauern sogar reichlich unspektakulär aus. Dabei hatte das Spiel reichlich Power: Es endete mit 6:5 für die Nordlichter.

Am Sonntagnachmittag zeigte Sport1 dann das Aufeinandertreffen zwischen Berlin und Bremerhaven, das am letzten Hauptrundenspieltag von den Hauptstädtern mit 6:1 klar gewonnen wurde. Nur 0,17 Millionen Menschen wollten die Partie sehen - für den Spartensender sprangen entsprechend weniger berauschende Werte heraus. Mit 1,1 Prozent gesamt und 1,3 Prozent bei den Umworbenen landete man über dem Senderschnitt, allerdings hätte doch der letzte Hauptrundenspieltag sicherlich noch ein bisschen mehr versprochen.
05.03.2018 08:46 Uhr Kurz-URL: qmde.de/99434
Timo Nöthling

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