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«Beck is back!»-Produzent: ‚Eine gemeinsame Kampagne mit Sat.1 wäre viel besser gewesen‘

Auch UFA-Produzent Tommy Wosch ärgert sich über die Kampfprogrammierung: So treten jetzt Beck und Beck gegeneinander an. Im Interview mit Quotenmeter.de erzählt Tommy Wosch, wieso er in seiner neuen Dramedy ein Stück weit eine Geschichte von sich erzählt und wieso er verstärkt Figuren mit Migrationshintergrund in Serien sehen möchte.

Zur Person: Tommy Wosch

Tommy Wosch leitet seit ziemlich genau drei Jahren die neue Comedy-Unit der UFA Fiction. Zuvor war er hinter der Kamera unter anderem an der Entstehung von «2 Funny» oder «Böse Mädchen» beteiligt. Vor der Linse moderierte er vor langer Zeit die «ProSieben Morningshow», «StarWosch» oder «Krieg am Gartenzaun». Zudem arbeitete Wosch lange als Radiomoderator, zuletzt bei radioeins. Zwischen 1995 und 2010 war er auch Stimme des Jugendprogramms Fritz.
Herr Wosch, im vergangenen Jahr startete mit «Triple Ex» eine Sitcom von Ihnen bei RTL. Das Format wird nun nicht fortgesetzt – jetzt haben Sie «Beck is back» am Start. Wie unterschiedlich sind beide Konzepte?
«Beck is back!» ist eine Dramedy, «Triple Ex» eine Sitcom. Bei «Beck is back!» haben wir insofern einen höheren Anspruch an Wahrhaftigkeit und Relevanz der Themen.

Ich meine bei «Triple Ex» Ihren speziellen Humor, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist, weil er auch derb sein kann, deutlich herausgelesen zu haben. Wird man diesen Stil nun im neuen Format auch wieder erkennen?
Mit Humor ist das ja immer so eine Sache. Was genau ist denn derber Humor? Ich kann jedenfalls sagen, dass ich mich bei «Beck is back!» nicht zurückgehalten habe. Das Schöne an «Beck ist back!» – und wirklich einer der Unterschiede zu klassischen Sitcoms – ist: Die Serie kann lustig, sie muss es aber nicht.

René Steinke, lange Zeit RTL-Gesicht als Kommissar bei «Cobra 11», spielt mit. Wie sind Sie auf ihn gekommen?
René ist unser Antagonist. Er ist der „böse Staatsanwalt“, der unserem Helden die Frau ausspannt. Beim Casting waren sich binnen drei Minuten alle einig, dass er die beste Besetzung ist. Er hat zu seiner Figur einen ganz tollen Zugang gefunden. Es ist durchaus selten, dass Schauspieler es schaffen, Antagonisten so zu spielen, dass die Zuschauer sich freuen, wenn sie auf dem Bildschirm auftauchen. René ist großartig ausgebildet, sehr intelligent und außerdem auch ein super Typ.

Die Hauptrolle haben Sie mit Bert Tischendorf auch recht mutig besetzt, weil dieser bisher noch nicht die mega-großen Hauptrollen hatte.
Wie Sie sich denken können, haben wir bei dieser Rolle besonders lange gecastet: Es waren prominente Namen im Spiel, aber auch echte No-Names. Und dann kam Bert und hat einen Start-Ziel-Sieg geschafft. Wir erzählen eine Geschlechter-Switch-Story. Der Held erlebt das, was sonst nur Frauen erleben. Er war Hausmann, wird von seiner Frau betrogen, trennt sich und muss jetzt das erste Mal einen Job annehmen. Bert spielt den Hannes Beck so, dass sich Frauen nicht provoziert vorkommen müssen und die Männer nicht genervt sind. Das ist stark.

Ich selber habe auch zwei juristische Staatsexamen, habe aber nie als Anwalt gearbeitet. Als ich bei der UFA Fiction als Produzent anfing, hatte ich schon manchmal den Gedanken: Was ist eigentlich, wenn ich die Erwartungen hier nicht erfüllen kann? Könnte ich dann einfach Anwalt werden?
Produzent Tommy Wosch erklärt, dass er mit «Beck is back!» ein bisschen seine eigene Geschichte erzählt
Sie sagen es ja: Die Ausgangs-Idee ist doch ungewöhnlich. Wie kommt man denn auf sowas?
Es hat ein bisschen mit meiner eigenen Person zu tun. Ich selber habe auch zwei juristische Staatsexamen, habe aber nie als Anwalt gearbeitet. Als ich bei der UFA Fiction als Produzent anfing, hatte ich schon manchmal den Gedanken: Was ist eigentlich, wenn ich die Erwartungen hier nicht erfüllen kann? Könnte ich dann einfach Anwalt werden? Wie würde man da am besten einsteigen? Als Pflichtverteidiger! Und genau das ist unser Held bei «Beck is back!». Ich mag an der Serie, dass sie sehr gut zeigt, dass man sich als Mensch durchaus auch Neues trauen kann. Jeder macht in seinem Leben einmal einen Cut, um sich bewusst für eine Veränderung zu entscheiden.

Die wohl markanteste Figur ist Yasmina, die bessere Hälfte von Beck.
Jasmina – gespielt von der großartigen Andreja Schneider – kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien, ist dort vor dem Bürgerkrieg geflohen. Sie war in ihrer Heimat mal eine Richterin, eine „Richterin Gnadenlos“, wie sie selber behauptet und hält sich in Deutschland nun mit Putzjobs über Wasser. Sie soll die rechte Hand von Beck werden, hat aber eigentlich natürlich viel mehr Berufserfahrung als er.

Da kommt es Ihnen zu Gute, dass die polnische Altenpflegerin «Magda» vom RTL-Publikum schon warmherzig aufgenommen wurde?
Es ist längst an der Zeit, in fiktionalen Formaten verstärkt Figuren mit sogenanntem Migrationshintergrund zu erzählen. Es entspricht der Realität, macht Spaß beim Schreiben und siehe «Magda macht das schon» auch beim Gucken.

Sie arbeiten vermutlich schon an weiteren Folgen?
Wir sind mit den Büchern der zweiten Staffel auf der Zielgeraden und haben die Private Line für Staffel 3 in groben Zügen. Da wir eine nicht unbeträchtliche Horizontale haben, müssen wir dramaturgisch etwas mehr im Voraus denken.

Fun Fact: Annika Ernst, die bei Ihnen eine nicht unwichtige Rolle spielt, ist auch in der Sat.1-Serie «Einstein» als Co-Ermittlerin zu sehen. Sat.1 zeigt diese deutsche Serie als direkte Konkurrenz zu den neuen RTL-Dienstags-Serien. Das müsste genau Ihr Humor sein?
Großartig. Annika tritt ja nicht nur gegen sich selbst an, auch Tom Beck misst sich mit Hannes Beck. Aber im Ernst: Wäre es nicht viel klüger gewesen, statt sich in eine Konkurrenzsituation zu begeben lieber gemeinsam die deutsche Serie nach vorne zu bringen? Eine gemeinsame Fiction-Kampagne von Sat.1 und RTL: „SanktBeckStein“.

Herzlichen Dank, Herr Wosch.
30.01.2018 13:44 Uhr Kurz-URL: qmde.de/98699
Manuel Weis

super
schade

78 %
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