ZDFinfo blickt in einer stundenlangen Dokustrecke auf die Geschichte der Video- und Computerspiele zurück – sowie auf die (typisch deutschen) Diskussionen, die sie auslösen.
Das ZDFinfo-Programm zum Thema Gaming am 23. August 2017
- 19.30 Uhr: «ZDF History: Von Pong zu Pokemon – Die Geschichte der Videospiele»
- 20.15 Uhr: «Was spielt Deutschland? – Moorhühner, Siedler und Planer»
- 21.00 Uhr: «Killerspiele – Der Streit beginnt»
- 21.45 Uhr: «Killerspiele – Der Streit eskaliert»
- 22.30 Uhr: «Kriminelle Karrieren: Kim Dotcom – König der Raubkopierer»
- 23.15 Uhr: «Atari: Game Over – Das größte Geheimnis der Spiele-Industrie»
- 24.00 Uhr: «Die Nintendo-Story»
- 00.30 Uhr: «Killerspiele – Virtual Reality und neuer Streit»
Der seit Jahren kontinuierlich an Marktanteil zulegende Informationssender ZDFinfo hat ein Erfolgsrezept: Er präsentiert Wissen in verdaulichen Häppchen von 30 bis 45 Minuten – doch er arrangiert diese Häppchen zu ausschweifenden Mehr-Gänge-Menüs. Somit steht ZDFinfo unter anderem im Gegensatz zu VOX, das sich mit seinen drei- bis fünfstündigen Samstagsdokumentationen einen Namen gemacht hat. ZDFinfo-Chef Robert Bachern erklärt dies damit, dass er schlicht einen Publikumswunsch erfüllt: "Wenn die Zuschauer sich für uns entscheiden, möchten sie nicht nur eine Doku zum Thema sehen, sondern dranbleiben und noch weitere sehen. Unsere Medienforschung weist aus, dass wir ein Sender sind, der sehr lange von sehr jungen Menschen gesehen wird. Und wir sind sehr froh, dass wir die Themen anbieten können, die zum langen Verweilen bei ZDFinfo animieren können."
Als Paradebeispiel für dieses Selbstverständnis von ZDFinfo dürfte die kommende Themenstrecke «Was spielt Deutschland?» dienen. Am 23. August dreht sich von 19.30 Uhr bis 1.15 Uhr beim Wissenssender alles um die Geschichte des Gamings sowie um begleitende Diskussionen, die in Deutschland geführt werden. Als Flaggschiff dieses Themenabends dient die zur besten Sendezeit laufende Doku «Was spielt Deutschland? Moorhühner, Siedler und Planer», die von AVE speziell für diese Programmstrecke produziert wurde.
Regisseur Christian Schiffer erläutert in 45 Minuten die Eigenheiten des deutschen Video- und Computerspielmarktes, der sich vor allem durch Wirtschaftssimulationen, Strategiespiele und Fußballmanager auszeichnet. Zu Wort kommen unter anderem Kai Foerst, der Sohn von Rainer Foerst, einem der Urväter hochwertiger Rennsimulatoren, der passionierte Zocker Christian Schiffer alias Smudo und Frank Ziemlinski, der mit «Moorhuhn» riesige Höhen und deprimierende Tiefen durchmachte.
Zuvor wiederholt ZDFinfo die «ZDF History»-Ausgabe «Von Pong zu Pokémon – Die Geschichte der Videospiele», die in 45 Minuten einen Gesamtabriss der Gaminggeschichte versucht. Detailliertere Skizzen zweier wichtiger Gamingkapitel folgen mit «Atari: Game Over – Das größte Geheimnis der Spiele-Industrie» (23.15 Uhr) aus dem Hause Geo TV, das sich mit dem Zusammenbruch der ersten goldenen Videospielära befasst, sowie mit «Die Nintendo-Story» (0.00 Uhr), einem Abriss der Historie der Marke, die uns Mario, Zelda, die Pokémon und Konsolen wie den NES oder die Switch bescherte.
Aber was wäre ein öffentlich-rechtlicher, deutscher Themenabend über Videospiele ohne den ewigen Zankapfel zwischen Konservativen und Liberalen, Gamern und besorgten Non-Zockern? Nicht eine, nicht zwei, sondern sogleich drei Dokumentationen nehmen im Laufe des ZDFinfo-Themenabends die viel debattierten "Killerspiele" in den Fokus. Christian Schiffers «Killerspiele – Der Streit beginnt» blickt auf die Wurzeln des Genres, die Fortsetzung «Killerspiele – Der Streit eskaliert» lässt noch einmal den politischen Zank um «Counter Strike», «Doom» und Co. Revue passieren, der im Fahrwasser der Schuldigensuche nach Amokläufen in Erfurt und Winnenden losgebrochen wurde. «Killerspiele – Virtual Reality und neuer Streit» zeigt schlussendlich auf, wie Jahre später die vermeintlich beendete Debatte nach dem München-Attentat im Sommer 2016 neu hochgekocht ist.
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