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Bring mich an den Horizont: Disneys stürmischer Kurs durch die Karibik

Ganz gleich, ob unter dem Titel «Fluch der Karibik» oder unter der «Pirates of the Caribbean»-Flagge: Die Disney/Bruckheimer-Saga über Piraten, Flüche und Chaos hat sich in die Popkultur gebrannt. Hinter den Kulissen wechselten sich für Käpt'n Jack Sparrow und Konsorten jedoch Windstillen und kräftige Böen ab – Quotenmeter.de blickt auf die fünfteilige Saga und diverse Stücke Seemannsgarn, die sich um ihre Produktion ranken.

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Der lange, verworrene Weg zu «Salazars Rache»


Piraten der nordamerikanischen Kinokassen

  • «Fluch der Karibik» (2003): 305,41 Mio. Dollar, Rang 3 der Jahrescharts
  • «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2» (2006): 423,32 Mio. Dollar, Rang 1 der Jahrescharts
  • «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» (2007): 309,42 Mio. Dollar, Rang 4 der Jahrescharts
  • «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» (2011): 241,07 Mio. Dollar, Rang 5 der Jahrescharts
Manche Kinointeressenten werden sich womöglich fragen: Wieso dauerte es, nachdem «Fremde Gezeiten» 2011 weltweit rund 1,05 Milliarden Dollar einspielte und somit den dritterfolgreichsten Film des Jahres darstellte, bis zum nächsten «Pirates of the Caribbean»-Teil ganze sechs Jahre? Gemessen am modernen Hollywood-Erfolgsfranchise-Tempo ist das schließlich eine recht lange Wartezeit – 2011 kam auch der letzte «Harry Potter»-Film heraus, auf den 2016 der Ableger «Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind» folgte, und die «Transformers»-Filmreihe wartete nach ihrem 2011 gestarteten dritten Teil bereits 2014 mit ihrem vierten Part auf.

Diese lange Wartezeit lässt sich nicht auf einen einzelnen Faktor zurückführen – stattdessen spielten mehrere Aspekte mit rein. Die Vorbereitungen begannen jedoch frühzeitig: Drehbuchautor Ted Elliott, der an den ersten vier Filmen mitwirkte, zog sich zwar zurück, sein Schreibpartner reichte allerdings noch während der Dreharbeiten zu «Fremde Gezeiten» bei Disney und Jerry Bruckheimer einen Storyentwurf für den fünften Teil ein. Trotz des internationalen Erfolgs von Käpt'n Jack Sparrows Jungbrunnensuche wurden die Storyideen für den Film allerdings kritischer überprüft als zuvor: Urteilte die Presse beim zweiten und dritten «Pirates of the Caribbean» gemeinhin, die Filme seien zu kompliziert und verworren erzählt, sollte der vierte Film dem entgegenwirken – woraufhin jedoch seitens der Kritik bemängelt wurde, der Film sei inhaltlich zu lasch. Angesichts dessen, dass zudem auf dem ungebrochen wichtigen Nordamerika-Markt die Einnahmen von «Fremde Gezeiten» klar denen der vorhergegangenen Filme unterlagen, erhöhte sich der Leistungsdruck.

Weitere Verzögerungen beim Skriptprozess entstanden, als der Entschluss feststand, dass nach Regisseur Gore Verbinski, der nach dem dritten Teil abtrat, sowie Drehbuchautor Ted Elliott auch Terry Rossio das Franchise verlässt. Einer der Gründe war nach seinen Aussagen, dass Depp nach dem Misserfolg von «Dark Shadows» keinen weiteren Film mit einer weiblichen Schurkenrolle drehen wollte, was integraler Teil von Rossios Idee war. Mit Jeff Nathanson wurde Anfang 2013 ein neuer Autor gefunden, der bereit war, Elemente aus Rossios Konzept zu übernehmen und eng mit Bruckheimer, dem Disney-Studio und Johnny Depp einen neuen Ansatz zu finden. Ab Mai 2013 stand mit den «Kon-Tiki»-Regisseuren Joachim Rønning und Espen Sandberg zudem fest, wer Regie übernimmt und ebenfalls auf den Inhalt Einfluss nimmt.

Obwohl somit bereits die zentralen Fragen hinter den Kulissen geklärt wurden, geriet im Sommer 2013 weiterer Sand ins Getriebe. Respektive: Der Piratenunternehmung wurde Wind aus ihren Segeln genommen. Der mit Johnny Depp besetzte, von Jerry Bruckheimer produzierte Big-Budget-Western «Lone Ranger» floppte an den US-Kinokassen und wurde von der einheimischen Kritik verrissen. International fiel die Rezeption zwar wärmer aus, doch anders als bei «Fremde Gezeiten» reichte dies noch lange nicht, um die Enttäuschung auf dem heimischen Markt auszugleichen. Es folgte ein medial breitgetretener Bruch zwischen Disney und Jerry Bruckheimer, in dessen Zuge zudem neu verhandelt werden musste, wie viel Mitspracherecht Bruckheimer beim fünften «Pirates of the Caribbean»-Film eingeräumt wird.

Offizielle Statements über die Folgemonate wurden, wenig überraschend, nicht getätigt. Aber dass ein solcher Clash nach rund zwei Jahrzehnten erfolgreicher Zusammenarbeit sofort vom Tisch ist, dürfte eine utopische Vorstellung sein. Im September 2013 gab Bruckheimer dann zu Protokoll, dass das Skript noch immer in der Entwurfsphase feststecken würde und man daran arbeite, eine Drehbuchversion zu entwickeln, mit der alle Seiten glücklich sind. Dies sollte für rund ein Jahr der Status quo bleiben, was den Druck nicht gerade verringerte: Seit «Fremde Gezeiten» drehte sich Hollywood weiter und die Superheldenfilme schwangen sich zum neuen Blockbuster-König auf – die Fantasy, auf deren Erfolgswelle «Pirates of the Caribbean» segelte, geriet ins Hintertreffen, so dass umso dringender ein attraktives Drehbuch hermusste, um die unvermeidlich hohen Kosten zu rechtfertigen. Kommentare der beiden Regisseure Anfang 2014 deuteten auf ein Abenteuer hin, das Käpt'n Jack Sparrow nach Louisiana führt, als Drehorte seien unter anderem New Orleans und Puerto Rico geplant – aber auch dieser Plan sollte nicht aufgehen.

Wechsel an der Komponistenfront

Nachdem Hans Zimmer mit den Piraten abgeschlossen hatte, bewarb sich einer seiner Schützlinge für den Komponistenjob bei «Pirates of the Caribbean – Salazars Rache»: Geoff Zanelli («Disturbia»). Er hat zuvor an allen vier Teilen der Saga mitgewirkt und bezeichnet sich selbst als großer Fan, weshalb er unbedingt Zimmers Part übernehmen wollte, als dieser vakant wurde – und tatsächlich wurde Zanellis Bewerbung akzeptiert.
Letztlich erwies sich das Unglück eines anderen nautischen Disney-Films als Stein des Anstoßes für die «Pirates of the Caribbean»-Verantwortlichen, sich den nötigen Ruck zu geben und auf einen Kurs zu einigen: David Finchers «20.000 Meilen unter dem Meer»-Neuinterpretation, die in Australien gefilmt werden sollte, wurde aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Disney und Fincher (unter anderem bezüglich des Castings der Hauptrolle) aufgegeben. Disney konnte einen Deal aushandeln, der die ursprünglich für Finchers Projekt beschlossene 20-Millionen-Dollar-Steuervergünstigung retten würde, sollte der fünfte «Pirates of the Caribbean»-Film in Australien gedreht werden. Die Filmemacher beschlossen, Australien als Double für die meteorologisch ungestüme Karibik zu wählen und in Queensland ein aufwändiges Karibikdorf-Set zu erbauen – und endlich fügten sich alle Puzzleteile für «Pirates of the Caribbean – Salazars Rache».

Im Oktober 2014 begann offiziell die Vorproduktion, im Februar 2015 fiel die erste Klappe. Die Hauptdreharbeiten zogen sich daraufhin bis Juli desselben Jahres. Doch da der Kinostart von Disney auf Mai 2017 gelegt wurde, nutzten die Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg die lange Postproduktionszeit, um Ende März bis April 2016 zusätzliche Szenen zu drehen, die zuvor unter anderem aufgrund von Terminschwierigkeiten nicht möglich waren. Am 19. April 2017, wenige Tage nach einer sehr warm begrüßten Previewvorführung auf der Branchenmesse Cinema Con, gab Rønning via Instagram bekannt, dass nun auch die Postproduktion (inklusive komplexer Effektarbeit) abgeschlossen wurde. Vom 24. Mai an können sich alle deutschen Piratenvernarrten dann im Kino davon überzeugen, ob sich diese lange Wartezeit gelohnt hat.
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20.05.2017 15:47 Uhr Kurz-URL: qmde.de/93257
Sidney Schering

super
schade

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Tags

20.000 Meilen unter dem Meer Aladdin Am Ende der Welt Armageddon Collateral Con Air Dark Shadows Die Truhe des Todes Disney Fluch der Karibik Fluch der Karibik 2 Fluch der Karibik – Die Truhe des Todes Fremde Gezeiten Harry Potter Im Jenseits sind no

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