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Bring mich an den Horizont: Disneys stürmischer Kurs durch die Karibik

Ganz gleich, ob unter dem Titel «Fluch der Karibik» oder unter der «Pirates of the Caribbean»-Flagge: Die Disney/Bruckheimer-Saga über Piraten, Flüche und Chaos hat sich in die Popkultur gebrannt. Hinter den Kulissen wechselten sich für Käpt'n Jack Sparrow und Konsorten jedoch Windstillen und kräftige Böen ab – Quotenmeter.de blickt auf die fünfteilige Saga und diverse Stücke Seemannsgarn, die sich um ihre Produktion ranken.

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«Fremde Gezeiten» bringen Ebbe und Flut


Der Stress mit den 3D-Kameras

«Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» wurde nahezu durchweg mit 3D-Kameras gedreht – bloß eine Szene auf einer kleinen Sandbank musste mit 2D-Ersatzkameras gedreht und konvertiert werden, da die 3D-Kameras zu schwer für den Drehort waren. Die Erfahrungen, die die Filmemacher während der «Fremde Gezeiten»-Produktion gemacht haben, dürften jedoch einer der Gründe dafür sein, weshalb «Salazars Rache» komplett konvertiert wurde: Die 3D-Kameras erwiesen sich als extrem wetterempfindlich und litten unter den tropischen Temperaturen in Hawaii und unter der salzhaltigen Luft auf hoher See.
Nach dem immensen Erfolg der ersten drei «Pirates of the Caribbean»-Filme und angesichts Johnny Depps immenser Popularität wurde sein Einfluss auf den Schreibprozess vergrößert: In der Planungsphase setzten sich die Autoren mit dem Oscar-nominierten Schauspieler zusammen, um gemeinsam eine Story zu finden. Auf ein grobes Grundgerüst hatten sich Rossio & Elliott bereits vor Fertigstellung von «Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt» geeinigt – als sie über Tim Powers' Roman «In fremderen Gezeiten» stolperten, den sie als herausragend befanden, drängten sie Disney dazu, sich die Adaptionsrechte an der Abenteuergeschichte zu sichern, damit sie in einem etwaigen vierten «Pirates of the Caribbean»-Film auf Elemente dieses 80er-Jahre-Geheimtipps zurückgreifen können. Blackbeard als Schurke, Zombie-Crewmitglieder, Meerjungfrauen und der Jungbrunnen als Ziel der Reise standen fest – geklärt werden musste indes, wie dies in das etablierte Filmuniversum übersetzt wird.

Einer von Depps Einflüssen: Ursprünglich wollten die Autoren eine unschuldige, junge Seefahrer-Nebenfigur, die (in Anlehnung an den Romanhelden) nach und nach ins verwegene Piratendasein gezogen wird. Depp erachtete dies als unnötige Wiederholung der Will-Turner-Storyline und schlug vor, stattdessen eine Priesterfigur zu wählen – diese Rolle übernahm schlussendlich Sam Claflin. Darüber hinaus war es Depp, der sich am stärksten dafür einsetzte, Käpt'n Jack Sparrow im vierten Film durchweg freundlicher und sanfter zu gestalten als in den vorhergegangenen Teilen. Zwar stimmten die Autoren dem grundsätzlichen Gedanken zu – als Folge der Ereignisse aus den ersten drei Filmen müsste sich Sparrow in diese Richtung entwickeln – jedoch bestand Uneinigkeit darüber, wie brav Sparrow genau werden sollte. Wie Rossio später festhalten sollte, improvisierte Depp am Set daher mehrmals harmlosere Versionen von Sparrows Handeln.

Die Autoren Ted Elliott & Terry Rossio wollten übrigens zunächst das dreckige Piraten-Duo Pintel & Ragetti zurückholen – und weil sie davon überzeugt waren, dass ihre Darsteller Lee Arenberg und Mackenzie Crook mehr Material erhalten sollten, dachten sie sich einen Subplot für sie aus: Beide werden voneinander getrennt, heuern bei je einer der diversen Schiffscrews an, die zum Jungbrunnen segeln, und werden dabei im Glauben gelassen, der jeweils andere sei tot. Im Finale sollte dann die freudige Zusammenkunft gefeiert werden – Regisseur Rob Marshall ließ diesen Handlungsfaden allerdings kippen. Er hatte Sorge, das Budget in die Höhe zu treiben, indem er die zwei Mimen anheuert und Zeit fürs Drehen mit ihnen aufwendet, nur um dann im Schneideraum festzustellen, ihre Szenen zusammenstutzen zu müssen, um den Film zügiger voranschreiten zu lassen.

Einen anderen Kampf konnten die Autoren hingegen erfolgreich schlagen: Wie Terry Rossio in einer Kolumne auf seiner Webseite 'Wordplayer' verrät, waren sich Disney und Schauspieler Kevin McNally, der Jack Sparrows treuen ersten Maat Gibbs spielt, zunächst wegen der Gagenvorstellungen uneinig. Seitens des Studios wurde daher die Idee vorgetragen, das Drehbuch so umzuschreiben, dass eine neue Randfigur (die man mit einem kostengünstigeren Mimen besetzen könnte) Gibbs' Zeilen erhält. Rossio und Elliott entgegneten allerdings, dass es aus erzählerischen und emotionalen Gründen unvermeidlich sei, McNally als Gibbs diese Passagen zu geben – was das Studio davon abhielt, die Figur aus dem Film zu werfen.

Ein Piraten-Wiederholungstäter, dessen Rückkehr ebenfalls zunächst auf der Kippe stand, ist Komponist Hans Zimmer, der nach «Am Ende der Welt» in Interviews erklärte, in Sachen Seefahrermelodien ausgelaugt zu sein. Letztlich wurde er dennoch überredet, mit seinem Team erneut die Musik zum Film beizusteuern. In frühen Interviews im direkten Umfeld des Kinostarts ließ der Oscar-Gewinner noch den üblichen Promo-Optimismus anklingen, er hoffe, die richtige Balance zwischen Nostalgie für die vorhergegangenen Teile und neuen Elementen gefunden zu haben – mit etwas Abstand wurde jedoch öffentlich, dass Zimmer vom Arbeitsprozess bei «Fremde Gezeiten» frustriert war: Es sei zu viel neues Material abgelehnt worden, öfters auch mutigere Neuarrangements bekannter «Pirates of the Caribbean»-Elemente, so dass mehrere Strecken des Films für Zimmers Geschmack zu sehr zu einem Flickenteppich früherer Stücke verkamen.
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20.05.2017 15:47 Uhr Kurz-URL: qmde.de/93257
Sidney Schering

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schade

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