Gewalthaltige Filme, Serien der Toleranz und konservative Politik: Rupert Murdochs Medienimperium macht Gewinn durch Werteopportunismus.
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Wenn die Kinosparte gegen den Strom schwimmt
Die weltweit erfolgreichsten Fox-Filme
- «Avatar – Aufbruch nach Pandora» (2009; 2,79 Milliarden Dollar)
- «Titanic»* (1997; 2,19 Milliarden Dollar)
- «Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung» (1999; 1,03 Milliarden Dollar)
- «Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los» (2009; 886,7 Mio. Dollar)
- «Ice Age 4 – Voll verschoben» (2012; 877,2 Mio. Dollar)
- «Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith» (2005; 848,8 Mio. Dollar)
- «Independence Day» (1996; 817,4 Mio. Dollar)
- «Deadpool» (2016; 783,8 Mio. Dollar)
- «Krieg der Sterne» (1977; 775,4 Mio. Dollar)
- «X-Men: Zukunft ist Vergangenheit» (2014; 747,9 Mio. Dollar)
*«Titanic» wurde in Nordamerika von Paramount Pictures vertrieben
(Stand der Top Ten: 17. Mai 2017)
Sechs Hollywood-Konglomerate teilen den Großteil des Kinomarkts unter sich auf – abseits von Disney, Warner Bros., Fox, Universal, Sony und Paramount bleiben nur noch Krümel vom Kuchen übrig. Innerhalb dieses Sextetts zeichnete sich in den vergangenen Jahren allerdings eine Zwei-Klassen-Gesellschaft ab: Paramount und Sony kämpfen seit 2013 damit, auf ihrem Heimatmarkt einen zweistelligen Marktanteil zu erreichen, für die anderen Studiogruppen hingegen ist ein Geschäftsjahr, in dem zehn Prozent der nordamerikanischen Kinoeinnahmen eingesackt werden, ein Jahr der Blamage.
Innerhalb des Erfolgsquartetts bilden sich ebenfalls Fronten. Disney und Universal befinden sich in einem ständigen Kopf-an-Kopf-Rennen um Branchenrekorde, Warner Bros. positioniert sich als eifriger Mitbewerber, der zwar so seine Rückschläge hinnehmen muss, aber mit den DC-Comicadaptionen und stabilen Beziehungen zu namhaften Regisseuren wie Christopher Nolan ebenfalls so seine wirtschaftlichen Asse im Ärmel hat. Und Fox? Fox hat zwar die «X-Men»-Saga, doch an den Kinokassen ist es keine derart sichere Bank wie das im Hause Disney beheimatete «Avengers»-Universum. Und aller Nostalgie zum Trotz gehört «Stirb langsam» (aus kalter, geldgieriger Sicht) zum alten Eisen – die "Schweinebacken" von heute stürmen lieber in Universals «Fast & Furious»-Reihe. Gewiss, James Camerons «Avatar» ist bei Fox zuhause, aber bis die Fortsetzungen anlaufen, ist es noch ein langer Weg.
Wie also im hart umkämpften Kinomarkt bestehen, wenn Disney und Universal die sogenannten "Vier-Quadranten-Filme" (also Produktionen, die alle großen Zielgruppen anlocken und daher richtig große Blockbuster werden können) mittlerweile vermeintlich im Schlaf beherrschen? Ganz einfach: Statt der Konkurrenz hinterherzurennen, baut sich Fox langsam seine Nische – im Bereich der etwas stärker an Erwachsene gerichteten Filmunterhaltung. David Finchers Thriller «Gone Girl – Das perfekte Opfer» (369,3 Mio. Dollar weltweit bei 61 Mio. Dollar Budget) und die derbe Agentenkomödie «Kingsman: The Secret Service» (414,4 Mio. Dollar // 94 Mio. Dollar) waren die Vorboten. «The Revenant – Der Rückkehrer» (533 Mio. // 135 Mio.)) die unerwartet populäre Bestätigung, «Deadpool» (783,1 Mio. // 58 Mio.) der große Knall. Und 2017 dient nun als Härtetest dieser Taktik.
Denn die Dichte an erwachsenenorientierten Fox-Projekten ist 2017 bemerkenswert. Mit «A Cure for Wellness», «Logan – The Wolverine», «Mädelstrip», «Alien: Covenant» und «Kingsman: The Golden Circle» hat Fox fünf Mainstream-Filme im Programm, die in den USA ein teenieuntaugliches R-Rating bekommen. Zudem stehen mit «Planet der Affen – Survival» ein vergleichsweise ernster Blockbuster und mit dem Agatha-Christie-Krimi «Mord im Orient-Express» ein weiterer Film auf der Liste, der kaum auf die von Disney und Universal bestens bedienten Teenagern giert.
Wie oft sich bei Fox solch eine Dichte an Produktionen wiederholen wird, die es eher auf ältere Kinointeressenten absehen, wird selbstredend von den Einnahmen der noch ausstehenden Starts abhängig sein.
Der Geniestreich «A Cure for Wellness» setzte Fox' inhaltlich düsteres Kinojahr mit schwachen Zahlen in Gang, «Logan – The Wolverine» hingegen war ein Hit. Aber selbst wenn unklar ist, wie intensiv sich Fox im Kino diese neue Identität zu eigen macht: Schon jetzt kündigte Fox an, diesen Plan weiter im Auge zu halten. Während Universal dieses Jahr mit «Die Mumie» ein jugendtaugliches Action-Grusel-Franchise aus der Taufe heben will, arbeitet Fox an «Deadpool 2» sowie an einem neuen «Predator»-Film – Kids sollten da lieber draußen bleiben. Gewalt, ruchlose Sprache und eine offene Einstellung gegenüber Sex – was würden die Leute von Fox News nur dazu sagen?
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