Gewalthaltige Filme, Serien der Toleranz und konservative Politik: Rupert Murdochs Medienimperium macht Gewinn durch Werteopportunismus.
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Fox News: Dem Präsidenten gefällt das
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Donald Trump auf Twitter
Im November 2016 kam es im US-Nachrichtengewerbe zu einem historischen Führungswechsel: Erstmals in seiner 20-jährigen Geschichte setzte sich Fox News an die Spitze der Kabelnachrichtensender – der jahrelange Platzhirsch CNN musste sich mit der Silbermedaille begnügen. Und seither hat sich nichts geändert. Eine Marktforschungsstudie, die diesem Reichweitenaufschwung von Fox News nachgeht, gibt es noch nicht, so dass aus wissenschaftlicher Sicht kein Kausalgrund genannt werden kann. Doch in Ehren der Fox-News-Faktentreue und unserem postfaktischen Zeitalter reicht auch die Korrelation: Donald Trump, damals zum US-Präsidenten gewählt, ist lautstarker Anhänger von Fox News. Und auch seit seinem Amtsantritt gibt er dem Sender
regelmäßig Gratispromo, indem er stundenlang über dessen Berichte live twittert oder scheinbar aus dem blauen Himmel heraus dessen Frühstückssendung Fox & Friends empfiehlt.
Ein solches Mediengebärden ist in einer Demokratie höchst ungewöhnlich. Führende Politiker geben ihre Favoriten unter den Informationsmedien bestenfalls implizit preis – etwa, indem Angela Merkel zwar «Anne Will» ein ausführliches Einzelinterview gibt, nicht aber dem «Sat.1 Frühstücksfernsehen». Wie dieser bewusst alberne Vergleich vorführt, lässt sich Politikern aber selbst durch die Wahl ihrer Gesprächspartnern kein Strick namens "Da wählt wohl jemand seine Lieblinge" drehen – der größten seriösen Talkshow Aufmerksamkeit zu schenken, ist für ein Regierungsoberhaupt eine intuitive Entscheidung. Es könnte durchaus sein, dass Angela Merkel viel lieber «hart aber fair» schaut und am allerliebsten das «Sat.1 Frühstücksfernsehen». Wir werden es so schnell nicht erfahren – denn zum stillschweigenden Abkommen zwischen Politik und Presse gehört es, eine gewisse Unabhängigkeit und (zumindest oberflächliche) Neutralität zu wahren. Im «heute-journal» wird Claus Kleber keine Wahlempfehlung aussprechen, im Gegenzug wird sich kein führende Person aus dem Politzirkus in den medialen Wettkampf einmischen und seiner Anhängerschaft empfehlen, sich nur noch via Tageszeitung X, Wochenmagazin Y und TV-Sendung Z zu informieren.
Die höflichste Interpretation Donald Trumps Verhalten: Als Außenseiter, der quer in die Politik eingestiegen ist (und prompt das höchste Amt erhalten hat), durchlief er nicht die harte Schule der unausgesprochenen Regeln. Insofern überrascht es nicht, dass er im Gegensatz zu seinen Vorgängern in aller Weltöffentlichkeit klare mediale Partei für seine Favoriten ergreift und ebenso klar gegen andere Sender und Publikationen (wie die New York Times oder CNN) schießt.
Gelinge gesagt haben sich da Pott und Deckel gefunden. Fox News behauptet schließlich stur, überparteilich zu sein, doch Medienwissenschaftler sind sich einig, dass der Sender voll und ganz die republikanische Sichtweise übernimmt – einige Kritiker werfen ihm gar einen nahezu propagandistischen Tonfall vor. Im nahezu täglichen Medienrummel, den Trump und seine Regierung verantworten, fällt es ungleich schwerer, tiefergehende Berichte bei Fox News zu finden als bei allen anderen relevanten US-Newsportalen – und auch in der Vergangenheit gab der Sender republikanischen Präsidenten den Rücken stärkte.
So hielt eine Studie aus dem Jahr 2010 fest, dass Fox News deutlich weniger Negativnachrichten über George W. Bushs Irakkrieg verlas als die Konkurrenz – gleichwohl wurde in den Folgejahren Obama von Fox News stärker durch die Mangel genommen als von anderen US-Newssendern. Und nicht nur die Polit-, auch die Entertainment-Konkurrenz ist Fox News nicht heilig:
Ende 2011 bezeichnete der Sender Disneys Komödie «Die Muppets» als liberale, womöglich gar kommunistische Gehirnwäsche.
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