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„Der Traumberuf Journalist hat Kratzer bekommen“

Fake News, Lügenpresse, schlechte Bezahlung: Der Journalismus ist in Verruf geraten. Wie bildet man da noch Journalistenanwärter aus? Ein Gespräch mit dem Leiter der RTL-Journalistenschule Leonard Ottinger.

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Nun ist Lügenpresse das eine Stichwort, das andere Stichwort sind die alternativen Fakten. Macht Ihnen das Sorge?
Ich glaube, dass man heute nicht nur seine Geschichte recherchieren darf, sondern parallel schauen muss, was sonst zu der Geschichte noch im Netz kursiert, um darauf dann im eigenen Artikel einzugehen.
Leonard Ottinger, Leiter der RTL-Journalistenschule
Es wird immer schwieriger, im riesigen Meer von falschen, alternativen oder anders gelagerten Fakten mit sorgfältigem, seriösem Journalismus durchzudringen. Wir müssen dem noch intensiver wahrhaftige und vertrauenswürdige Nachrichten entgegensetzen. Dazu hat infoNetwork vor Monaten eigens ein Verifizierungsteam eingerichtet, dass gefaktes Bewegtbildmaterial filtert. Sie müssen dem Zuschauer klar machen, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche nicht. Entsprechend wird ja zurzeit auch über eine Kennzeichnung von Fakenews nachgedacht.

Wird nicht vor allem die Glaubwürdigkeit des Journalismus unterhöhlt, weil ich als normaler Leser nicht unterscheiden kann, ob die Nachricht, die ich gerade auf Facebook angeklickt habe, tatsächlich seriös ist?
Ja, absolut. Für die journalistische Medien bedeutet das, noch mehr auf Sorgfalt und fundierte Quellen zu setzen - und sich damit von Fakenewsportalen im Netz zu unterscheiden. Ich glaube, dass man heute nicht nur seine Geschichte recherchieren darf, sondern parallel schauen muss, was sonst zu der Geschichte noch im Netz kursiert, um darauf dann im eigenen Artikel einzugehen.

Auf der anderen Seite macht heute der Journalist die Recherche, die Fotos und die Vermarktung auf Social Media in einer Person, wo man in guten Zeiten drei Spezialisten für hatte. Haben Sie so viele Multitalente an der Schule, die das können?
Ich denke, dass wir in der Ausbildung umfassend das Handwerkszeug gut vermitteln, auch wenn wir uns auf den Bereich Fernsehen und Bewegtbild konzentrieren und uns zum Beispiel mit Radio nicht beschäftigen. Ein Kollege von mir sagte neulich: "Man muss alles kennen, aber nicht alles können." Dem stimme ich zu. In der Arbeitsrealität stellt sich aber tatsächlich die Frage der Ressourcen. Auf Dauer kann die Qualität bei zu vielen Allroundern auch leiden und so viele Multitalente, die in allen Formen gleich gut sind, gibt es nun mal nicht.

Wie viel Druck lastet heute auf einer Journalistenschule?
Ist der Mix aus Schule und Praktika so angemessen, dass die Kollegen nach zwei Jahren einen Job finden? Welche Trends nimmt man auf? Was lässt man weg?
Leonard Ottinger, Leiter der RTL-Journalistenschule
Ich selbst sehe die Verantwortung, die richtigen Entscheidungen für das Curriculum zu treffen. Ist der Mix aus Schule und Praktika so angemessen, dass die Kollegen nach zwei Jahren einen Job finden? Welche Trends nimmt man auf? Was lässt man weg? Mit Blick auf das Budget sind wir gut aufgestellt. RTL leistet sich die Schule und wir haben die Möglichkeit, viele Dinge auch umzusetzen.

In den letzten zehn Jahren haben Sie den Lehrplan also komplett umgestellt?
Die Hälfte des Lehrplans ist stabil geblieben. Da geht es um das klassische Handwerkszeug wie das Schreiben einer Geschichte, um das Schneiden, Drehen oder das Produzieren einer Sendung. Sehr schnell wandeln sich die Themen im Digitaljournalismus. Da unterscheidet sich der Lehrplan sogar von Jahrgang zu Jahrgang. Vor ein paar Jahren kam zum Beispiel der Datenjournalismus dazu, Podcast machen wir nicht mehr. Und dann sind da noch die investigativen Formen, die wir u.a. mit Correctiv in Seminaren vermitteln.

Warum glauben Sie, dass Sie in den letzten Jahren viel richtig gemacht haben?
Wir haben ein großes Netzwerk, sind auch innerhalb der Mediengruppe gut vernetzt und mit unseren Dozenten scheinen wir ein gutes Händchen zu haben.

Wenn wir uns in 10 Jahren wiederhören: Wo steht der Journalismus dann?
Der Journalismus wird noch technikgetriebener sein. Es wird noch mehr Möglichkeiten geben für den Einsatz von digitalen Technologien, sicher wird auch die Automatisierung eine Rolle spielen. Dennoch wird Journalismus nach wie vor im Kern aus Recherche, Sorgfalt und Informationsaufbereitung bestehen.

Und was geben Sie Ihrem aktuellen Jahrgang an der Schule mit auf den Weg?
Probiert Euch aus, nutzt die beiden Jahre, schaut was Euch liegt. Seid offen und bringt neue Ideen ein, in die Schule und in die Redaktionen. Und vor allem: Es lohnt sich! Bleibt bei Eurer Entscheidung!

Vielen Dank für das Gespräch!
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04.05.2017 10:52 Uhr Kurz-URL: qmde.de/92831
Sascha Blättermann

super
schade


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RTL II News Team Wallraff

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