Finanzen, Bestleistungen, Pechsträhnen und nutzlose, aber wissenswerte Fakten: Quotenmeter.de stimmt auf die große Oscar-Nacht ein.
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#1 Das weltweite Kinopublikum baut auf den Favoriten
Die weltweiten Einspielergebnisse der weiteren "Bester Film"-Nominierten
- «Lion»: 76,9 Mio. Dollar
- «Manchester by the Sea»: 60,70 Mio. Dollar
- «Fences»: 57,27 Mio. Dollar
- «Hell or High Water»: 32,3 Mio. Dollar
- «Moonlight»: 21,38 Mio. Dollar
Stand: 23. Februar 2017
Es geschieht in jüngster Vergangenheit eher selten, dass bei den Academy Awards der Film den Hauptpreis mit nach Hause nimmt, der weltweit die höchsten Einnahmen aufweist. Zuletzt geschah dies bei der 2009 abgehaltenen Verleihung – also ironischerweise zum Abschluss der Oscar-Saison, die in den Medien heftig dafür kritisiert wurde, dass hervorragend besprochene Kassenschlager wie «The Dark Knight» und «WALL·E» im Rennen um den Hauptpreis ausgeschlossen wurden. Es war auch die letzte Oscar-Verleihung vor Wiedereinführung des Präferenzsystems, dem Oscar-Analysten nachsagen, dass es Konsensfilme bevorteilt und aneckenden Filmen den Sieg erschwert.
Insofern lässt sich eine Statistik aus dem Hut zaubern, dass «La La Land» ohne den Award als besten Film nach Hause ziehen muss, denn mit 341,12 Millionen Dollar ist Damien Chazelles Musical mit Abstand der größte Kassenschlager unter den "Bester Film"-Anwärtern, gefolgt von «Arrival» mit 195,38 Millionen, «Hacksaw Ridge» mit 174,91 Millionen und «Hidden Figures» mit 166,79 Millionen Dollar. Die positivere Lesart des Ganzen: Der Favoritenstatus von «La La Land» war dieses Jahr derart offensichtlich, dass sich (auf kleinerer Ebene) ein "Must-See-Effekt" eingestellt hat, um ein kommendes Stück Filmgeschichte mitzuerleben.
#2 «La La Land» tanzt züchtig gegen den Strom
Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences bevorzugt Filme, die (nach US-Verständnis) eher ungeeignet für Familien sind. Seit Einführung der MPAA-Jugendfreigaben im Jahr 1968 wurde nur eine einzige Produktion ohne Altersbeschränkung als bester Film gekürt (das Musical «Oliver!»), während 60 Prozent der Gewinner ein R-Rating haben, also ohne Begleitung der Erziehungsberechtigten nicht für Personen unter 16 Jahren geeignet sind.
Der jüngste Gewinner mit einer milderen Altersfreigabe: Der Schwarzweißfilm «The Artist», eine feierliche Hommage an den Stummfilm aus dem Jahr 2011 (prämiert im Jahr 2012). Nun, fünf Jahre später schickt sich «La La Land» an, der nächste Oscar-Hauptpreisgewinner zu werden, der kein R-Rating hat – irgendwie passend, ist doch auch diese Produktion eine Verneigung vor vergangenen Filmtagen.
#3 Sollte eine gewisse Pechsträhne endlich enden, geht die Chance auf einen kuriosen Rekord flöten
Er ist der größte Pechvogel der Oscar-Geschichte: Tonmeister Kevin O'Connell. 21 Mal wurde er für den Academy Award nominiert, doch stets ging er leer aus. Der Mann, der für den Klang solch unterschiedlicher Filme wie «Zeit der Zärtlichkeit», «Top Gun», «Con Air» und «Die Geisha» im Oscar-Rennen war, hat dieses Jahr mit Mel Gibsons «Hacksaw Ridge» ein heißes Eisen im Feuer – muss aber gegen «La La Land» antreten. Aber lohnt es sich, ihm dafür die Daumen zu drücken? Sollte O'Connell gewinnen, ist zwar seine Pechsträhne endlich vorüber, jedoch entgeht ihm die Chance, in anderer Weise Teil der Oscar-Historie zu werden.
Denn derzeit ist Komponist Victor Young der Rekordhalter in der sehr speziellen Disziplin „Die meisten Nominierungen, bis es endlich zum Academy Award gereicht hat“. 21 Mal ging Young leer aus, erst dann wurde ihm (posthum) ein Oscar vergeben. Sollte O'Connell dieses Jahr wieder ohne Trophäe heimkehren und ein anderes Mal endlich gewinnen, könnte er Youngs Bestmarke überbieten – und sofern O'Connell nichts widerfährt, wäre es ihm sogar vergönnt, seinen lang erwarteten Oscar-Sieg persönlich zu genießen.
#4 Der Meryl Streep des Klangs
Regelmäßig wird liebevoll darüber geulkt, dass Meryl Streep mittlerweile nur noch vor eine Kamera treten muss, um eine Oscar-Nominierung zu bekommen – und dass sie nach einer Handvoll von Nominierungen wieder als überfällig gilt und daher ihren Trostpreis für die vielen Jahre erhält, in denen sie leer ausging. Doch es gibt jemanden im diesjährigen Feld an Nominierten, der "streepiger" ist als Streep selbst: Die Schauspiellegende blickt auf 20 Nominierungen und drei Siege zurück. Tonmeister Andy Nelson wiederum wurde dieses Jahr zum 21. Mal nominiert und erhielt bereits zwei Mal den begehrten Goldjungen. Da seine aktuelle Nominierung für «La La Land» ausgesprochen wurde, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er seine Statistik auf 21 Nominierungen inklusive drei Siege ausbessert. Dagegen sieht selbst Streep (ein klein wenig) blass aus!
#5 Eine Fernsehserie greift nach dem Oscar
Eine innerhalb der Industrie und vor allem unter Academy-Award-Experten besonders heiß diskutierte Nominierung findet sich in der Sparte "Bester Dokumentarfilm". Denn mit Ezra Edelmans 467 Minuten langem Projekt «O.J.: Made in America» ist eine Miniserie für den berühmtesten aller Filmpreise nominiert. Die detaillierte Auseinandersetzung mit dem Ex-Sportler und Teilzeitschauspieler, der durch einen berühmt-berüchtigten, in den USA medial ausgeschlachteten Mordprozess unsterblich wurde, ist eine Produktion von ESPN Films für die Disney-Fernsehsender ABC und ESPN.
Vor der Ausstrahlung als Fünfteiler feierte «O.J.: Made in America» jedoch seine Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival – und zwar in einem Stück. Aufgrund der hervorragenden Rezeption beschlossen die Verantwortlichen, der Produktion im Mai 2016 einen Alibistart im Kino zu geben: Sieben Tage lang zeigten je ein Kino in der Nähe von Los Angeles und eines in New York City die Produktion, um sie gemäß den Academy-Regularien für eine Oscar-Nominierung zu qualifizieren.
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