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Der Trump-Effekt

Der Streisand-Effekt ist hinlänglich bekannt. Neu ist der Trump-Effekt, unter dem sich zwei Phänomene subsumieren ließen.

Bekannt und viel beobachtet ist seit langer Zeit der Streisand-Effekt, beziehungsweise seine systemtheoretische Interpretation: Sofern versucht wird, im Internet eine Information zu unterdrücken (ob durch juristisches Vorgehen, anderweitige Absprachen, Löschungen oder Drohungen), wird diese Information langfristig nur umso präsenter.

Ein diesem Prinzip nicht unähnliches Phänomen ist gerade in der amerikanischen Presse zu erkennen. Nennen wir es den Trump-Effekt: Je aggressiver und häufiger der neue Präsident die Medien oder ihre Vertreter beschimpft und abkanzelt, desto größer wird ihr Zulauf.

Die „New York Times“ hat so viele Leser und zahlende Abonnenten wie selten zuvor. Anderen von der Digitalisierung gezeichneten Publikationen geht es ähnlich. Die amerikanischen Nachrichtensender im Kabelfernsehen haben eine solide Zuschauerklientel und die nimmer versiegenden Skandale aus dem Weißen Haus befeuern die Einschaltquoten. Nationale Krisen, die Trump am laufenden Band produziert, sind für CNN, MSNBC und Fox News ein einziges Konjunkturprogramm.

Nicht minder erstaunlich sind die wechselseitigen Solidaritätsbekundungen, die sich zumindest vor den Kameras dieser Sender erkennen lassen. Wer hätte in den Zeiten der Bush- und Obama-Regierungen gedacht, dass Fox News einmal im großen Stil anfangen würde, dem als zu liberal verschrienen Konkurrenten CNN Schützenhilfe zu geben, wenn der Präsident ihn wieder in seinem obszönen Duktus beleidigt? So wieder geschehen nach der fast eineinhalbstündigen Pressekonferenz, auf der Trump eigentlich primär die Nominierung seines neuen Arbeitsministers verkünden wollte, dann aber in eine schockierende Tirade gegen die etablierten Medien verfiel.

Natürlich haben CNN, Fox News und MSNBC weiter ihre eigenen Haltungen, die von stramm konservativ bis sehr linksliberal liegen. Nichtsdestotrotz ist es erstaunlich, dass in einer so gespaltenen Presselandschaft wie der amerikanischen alle Publikationen und Fernsehsender, die nicht von Demagogen oder Wahnsinnigen geführt werden, öffentlich miteinander Solidarität üben. Auch das könnte man den Trump-Effekt nennen.

Es wird ihm nicht gefallen.
17.02.2017 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/91286
Julian Miller

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